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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Ganges, ihrem Geliebten, fortgearbeitet, mit welchem sie sich endlich vereint. Nach einer andern Tradition ist S. die Tochter Brama's und von so grosser Schönheit, dass der Gott selbst sich in sie verliebte, und um sie, die sich hinter ihm verbarg, zu suchen, fünf Köpfe annahm, deren einen, hierüber zornig, ihm Schiwa abhieb. Sie wird häufig neben Brama sitzend abgebildet.


Sarat, bei den Indiern die Jahreszeit des Aufbruchs.


Sardessius (Gr. M.), Beiname Jupiters von der Stadt Sardessus in Lycien.


Sardo (Gr. M.), Tochter des Sthenelus, von welcher die Stadt Sardes den Namen hatte.


Sardus (Gr. M.), Sohn des Maceris, welcher bei den Libyern, wie bei den Aegyptern, den Beinamen Hercules hatte. Er führte eine Colonie von Libyern nach der Insel Ichnusa, welche dieselbe zum Theil bevölkerte, ohne den Stamm der Ureinwohner zu vertreiben. Die Libyer sandten späterhin ein ehernes Bildniss das S. nach Delphi als Weihgeschenk, und die Insel ward nach ihrem Anführer Sardo (jetzt Sardinien) genannt.


Sareseok (Pers. M.), ein durch Ormuzd aus der Zeugungskraft des Urstiers, der von Ahriman getödtet wurde, gebildeter Stier, der die Welt mit Thieren bevölkerte und einer der grössten Wohlthäter der Menschheit war.


Saron (Gr. M.), König von Trözen. Er war ein grosser Freund der Jagd und baute daher auch der Diana einen Tempel. Bei Verfolgung eines Hirsches stürzte er in den Meerbusen, welcher nach ihm der saronische genannt wurde. Man begrub ihn in dem Haine der Diana.


Saronis (Gr. M.), Beiname der Diana von dem im vorigen Artikel erwähnten Tempel zu Trözen.


Sarpedon (Gr. M.), 1) Jupiters und der Europa Sohn, welcher über einen schönen Knaben Streit mit seinem Bruder Minos bekam und Creta verlassen musste, von wo er sich nach Lycien wandte und diese Landschaft in Besitz nahm. Jupiter gestattete ihm, drei Menschenalter zu leben. - 2) S., Sohn des Jupiter und der Laodamia. Sein Grossvater von mütterlicher Seite war Bellerophon. Die Söhne des Letztgenannten stritten sich in Lycien um den Besitz der Krone; nach langen Zwistigkeiten ward die Frage dahin entschieden, dass derjenige, welcher einen Ring von der Brust eines Kindes hinwegschiessen würde, ohne dasselbe zu verletzen, das Reich erhalten solle, zu welcher Probe Laodamia ihren Sohn S. hergab, der nun um dieser Grossmuth der Mutter willen zum Könige ernannt wurde. Zu Anfang des trojanischen Krieges bewarben sich beide Parteien um seine Hülfe; er entschied sich für Priamus, that den Griechen bei ihrer Landung grossen Schaden, erlegte den Tlepolemus (wobei er selbst schwer verwundet wurde), führte bei dem Sturme auf die Verschanzungen den fünften Heerestheil an, erstieg die Mauer, tödtete den Alcmäon und bahnte den Trojanern den Weg, deckte den von Ajax niedergeworfenen Hector, fiel aber endlich gegen den Patroclus. Seine Rosse und seine Rüstung erbeuteten die Griechen, den Leichnam des Helden aber trugen auf Jupiters Befehl der Schlaf und der Tod nach Lycien zu ehrenvoller Bestattung. - 3) S., Sohn Neptuns, ein gewaltthätiger Mensch in Thracien, Bruder des Poltys, von Hercules erlegt.


Sarpedonia (Gr. M.), Beiname der Diana von dem sarpedonischen Vorgebirge in Cilicien, wo sie einen Tempel und ein Orakel hatte.


Sarritor (Röm. M.), ein Feldgott, welcher dem Hacken und Häufeln der Feldfrüchte vorstehen sollte.


Sarwagna (Ind. M.), "der Alles Sehende," Beiname des Schiwa.


Saesara (Gr. M.), Tochter des Celeus von Eleusis, bei welchem Ceres einkehrte; sie ward mit Crocon vermählt, dem sie die Meganira gebar.


Satewis (Pers. M.), einer der Fürsten der Sterne, ein guter Genius, der die Westgegend beschützt und gegen Ahriman im Kampfe anführt. Er hebt das Wasser aus dem Meere und verbreitet es als Regen über das Land.


Satnius (Gr. M.), Sohn des Enops und der Najade oder Nymphe des Flusses Satniois erhielt von dem Orte seiner Erzeugung den Namen. Er fiel durch Ajax, des Oileus Sohn.


Satrapes (Gr. M.), ein Name, unter welchem Neptun anfangs zu Samicum, dann in Elis ein ehernes Standbild hatte, welches stets mit einem Kleide von Wolle, einem von Leinen und einem von Byssus bekleidet war.


Satschi, Gemahlin des indischen Sonnengottes Indra.


Satterpai (Pers. M.), der Himmel der Fixsterne, unter dem Mondhimmel befindlich, und von zwölf Genien der zwölf Bilder des Thierkreises gelenkt.


Sattiawodi (Ind. M.), Tochter des Königs Dassarayen, zuerst mit dem Altvater Parassen, dann mit Sandanen vermählt.


Saturnia und Saturnius (Gr. M.), Beiname der Juno und des Jupiter, von ihrem Vater Saturnus abgeleitet.


Saturnus oder Kronos, Fig. 274 (Gr. u. röm. M.). Der altitalische S., seinem Namen nach ein Saatengott, und der altgriechische Kronos, ein völlig symbolisches Wesen, das, wie seine Brüder, die übrigen Titanen, auf die urweltlichen und geordneten Naturkräfte hindeutet, auch wohl theilweise mit dem phönicischen Moloch (s. d.) zusammenhängt, sind diejenigen zwei Gottheiten der in Manchem von einander so weit abweichenden zwei Religionen, deren Vereinigung zu einem Wesen der spätern, alles Griechische und Römische vermengenden, gelehrten Mythologie am schlechtesten gelungen ist. Kronos, der Sohn des Uranus und der Gäa, war unter den Titanen der Listigste. Seine Mutter hatte die Centimanen und Cyclopen geboren, welche ihrer furchtbaren Gestalt und Stärke wegen von Uranus in die Unterwelt gesperrt worden waren; dieses hatte die Mutter sehr erzürnt, und sie that den Jüngsten ihrer Kinder den Vorschlag, ihre Brüder an dem Vater zu rächen, wovor sie alle zurückschauderten; nur S. that, was sie gewünscht: mit einem scharfen Messer versehen, verbarg er sich bei seiner Mutter, und als Uranus in der Nacht zu der Gattin kam, entmannte ihn S. und warf nach vollbrachter That die Werkzeuge auf die Erde herab, wodurch dieselbe befruchtet wurde. Der Uranide vermählte sich dann mit seiner Schwester, der Titanide Rhea, und aus dieser Ehe entspross das ganze, die Welt beherrschende Göttergeschlecht: Pluto, Vesta, Ceres, Neptun, Juno und Jupiter. Kronos wusste aus einer Prophezeiung seiner Eltern, dass er durch eines seiner Kinder vom Throne gestossen werden würde; um dieses zu verhüten, frass er alle seine Kinder gleich nach der Geburt, bis auf Jupiter, an dessen Stelle Rhea ihm einen in Windeln eingehüllten Stein gab. Der jüngste Sohn, auf diese Weise gerettet, wuchs schnell, schon in einem Jahre, zu ausserordentlicher Grösse und Stärke heran, und erhielt von der Metis (Klugheit) ein Brechmittel, welches er dem Kronos gab, worauf dieser alle die verschlungenen Kinder sammt dem Steine wieder auswarf. Den Stein legte Jupiter zum Andenken an seine wunderbare Errettung am Fuss des Parnassus nieder, verband sich mit seinen Brüdern und Schwestern zum Sturz des Kronos, that ihm, wie dieser seinem Vater gethan hatte, und strebte nach der Herrschaft; die Titanen widersetzten sich jedoch dieser Anmassung, worauf ein zehnjähriger Krieg entstand, der damit endete, dass Jupiter die Centimanen und Cyclopen aus dem Tartarus befreiete, mit ihrer Hülfe die Titanen besiegte und dieselben in den Kerker der befreiten Cyclopen sperrte, vor welchem die Letztern Wache hielten; worauf dann die Verloosung der Herrschaft zwischen den drei Kroniden: Pluto, Neptun und Jupiter, vor sich ging, in welcher der Erstere die Erde, der Zweite das Meer, der Dritte aber den Himmel und sie alle beherrschte. Nun soll der vom Throne gestossene Kronos = S. nach Italien geflohen sein, und unter seiner Herrschaft sich hier das goldene Zeitalter eingestellt haben: die Menschen alterten nicht, lebten, gleich den Göttern, ohne Sorgen, in steter Glückseligkeit, in Gesundheit und Stärke; wenn sie starben, war es ein Schlummer, welcher sie ihres Daseins überhob, indem er sie zu Dämonen machte; ungepflegt trug die Erde alle Früchte, ohne Arbeit gab sie ihnen ihre Schätze; es war das Leben des Paradieses, was die Menschen unter seiner Regierung führten. Zur Erinnerung an dieses ursprüngliche Leben in Unschuld, Freiheit und Gleichheit wurde zu Rom das Fest der Saturnalien jährlich vom siebenzehnten December an, mit gänzlichem Aufhören aller Geschäfte, gefeiert. Die Herren erlaubten dabei den Sklaven alle möglichen Freiheiten, ja es fand kein Unterschied mehr zwischen Herren und Dienern statt; denn die Letzteren sassen am reich besetzten Tisch

Ganges, ihrem Geliebten, fortgearbeitet, mit welchem sie sich endlich vereint. Nach einer andern Tradition ist S. die Tochter Brama's und von so grosser Schönheit, dass der Gott selbst sich in sie verliebte, und um sie, die sich hinter ihm verbarg, zu suchen, fünf Köpfe annahm, deren einen, hierüber zornig, ihm Schiwa abhieb. Sie wird häufig neben Brama sitzend abgebildet.


Sarat, bei den Indiern die Jahreszeit des Aufbruchs.


Sardessius (Gr. M.), Beiname Jupiters von der Stadt Sardessus in Lycien.


Sardo (Gr. M.), Tochter des Sthenelus, von welcher die Stadt Sardes den Namen hatte.


Sardus (Gr. M.), Sohn des Maceris, welcher bei den Libyern, wie bei den Aegyptern, den Beinamen Hercules hatte. Er führte eine Colonie von Libyern nach der Insel Ichnusa, welche dieselbe zum Theil bevölkerte, ohne den Stamm der Ureinwohner zu vertreiben. Die Libyer sandten späterhin ein ehernes Bildniss das S. nach Delphi als Weihgeschenk, und die Insel ward nach ihrem Anführer Sardo (jetzt Sardinien) genannt.


Sareseok (Pers. M.), ein durch Ormuzd aus der Zeugungskraft des Urstiers, der von Ahriman getödtet wurde, gebildeter Stier, der die Welt mit Thieren bevölkerte und einer der grössten Wohlthäter der Menschheit war.


Saron (Gr. M.), König von Trözen. Er war ein grosser Freund der Jagd und baute daher auch der Diana einen Tempel. Bei Verfolgung eines Hirsches stürzte er in den Meerbusen, welcher nach ihm der saronische genannt wurde. Man begrub ihn in dem Haine der Diana.


Saronis (Gr. M.), Beiname der Diana von dem im vorigen Artikel erwähnten Tempel zu Trözen.


Sarpedon (Gr. M.), 1) Jupiters und der Europa Sohn, welcher über einen schönen Knaben Streit mit seinem Bruder Minos bekam und Creta verlassen musste, von wo er sich nach Lycien wandte und diese Landschaft in Besitz nahm. Jupiter gestattete ihm, drei Menschenalter zu leben. – 2) S., Sohn des Jupiter und der Laodamia. Sein Grossvater von mütterlicher Seite war Bellerophon. Die Söhne des Letztgenannten stritten sich in Lycien um den Besitz der Krone; nach langen Zwistigkeiten ward die Frage dahin entschieden, dass derjenige, welcher einen Ring von der Brust eines Kindes hinwegschiessen würde, ohne dasselbe zu verletzen, das Reich erhalten solle, zu welcher Probe Laodamia ihren Sohn S. hergab, der nun um dieser Grossmuth der Mutter willen zum Könige ernannt wurde. Zu Anfang des trojanischen Krieges bewarben sich beide Parteien um seine Hülfe; er entschied sich für Priamus, that den Griechen bei ihrer Landung grossen Schaden, erlegte den Tlepolemus (wobei er selbst schwer verwundet wurde), führte bei dem Sturme auf die Verschanzungen den fünften Heerestheil an, erstieg die Mauer, tödtete den Alcmäon und bahnte den Trojanern den Weg, deckte den von Ajax niedergeworfenen Hector, fiel aber endlich gegen den Patroclus. Seine Rosse und seine Rüstung erbeuteten die Griechen, den Leichnam des Helden aber trugen auf Jupiters Befehl der Schlaf und der Tod nach Lycien zu ehrenvoller Bestattung. – 3) S., Sohn Neptuns, ein gewaltthätiger Mensch in Thracien, Bruder des Poltys, von Hercules erlegt.


Sarpedonia (Gr. M.), Beiname der Diana von dem sarpedonischen Vorgebirge in Cilicien, wo sie einen Tempel und ein Orakel hatte.


Sarritor (Röm. M.), ein Feldgott, welcher dem Hacken und Häufeln der Feldfrüchte vorstehen sollte.


Sarwagna (Ind. M.), »der Alles Sehende,« Beiname des Schiwa.


Saesara (Gr. M.), Tochter des Celeus von Eleusis, bei welchem Ceres einkehrte; sie ward mit Crocon vermählt, dem sie die Meganira gebar.


Satewis (Pers. M.), einer der Fürsten der Sterne, ein guter Genius, der die Westgegend beschützt und gegen Ahriman im Kampfe anführt. Er hebt das Wasser aus dem Meere und verbreitet es als Regen über das Land.


Satnius (Gr. M.), Sohn des Enops und der Najade oder Nymphe des Flusses Satnioïs erhielt von dem Orte seiner Erzeugung den Namen. Er fiel durch Ajax, des Oileus Sohn.


Satrapes (Gr. M.), ein Name, unter welchem Neptun anfangs zu Samicum, dann in Elis ein ehernes Standbild hatte, welches stets mit einem Kleide von Wolle, einem von Leinen und einem von Byssus bekleidet war.


Satschi, Gemahlin des indischen Sonnengottes Indra.


Satterpai (Pers. M.), der Himmel der Fixsterne, unter dem Mondhimmel befindlich, und von zwölf Genien der zwölf Bilder des Thierkreises gelenkt.


Sattiawodi (Ind. M.), Tochter des Königs Dassarayen, zuerst mit dem Altvater Parassen, dann mit Sandanen vermählt.


Saturnia und Saturnius (Gr. M.), Beiname der Juno und des Jupiter, von ihrem Vater Saturnus abgeleitet.


Saturnus oder Kronos, Fig. 274 (Gr. u. röm. M.). Der altitalische S., seinem Namen nach ein Saatengott, und der altgriechische Kronos, ein völlig symbolisches Wesen, das, wie seine Brüder, die übrigen Titanen, auf die urweltlichen und geordneten Naturkräfte hindeutet, auch wohl theilweise mit dem phönicischen Moloch (s. d.) zusammenhängt, sind diejenigen zwei Gottheiten der in Manchem von einander so weit abweichenden zwei Religionen, deren Vereinigung zu einem Wesen der spätern, alles Griechische und Römische vermengenden, gelehrten Mythologie am schlechtesten gelungen ist. Kronos, der Sohn des Uranus und der Gäa, war unter den Titanen der Listigste. Seine Mutter hatte die Centimanen und Cyclopen geboren, welche ihrer furchtbaren Gestalt und Stärke wegen von Uranus in die Unterwelt gesperrt worden waren; dieses hatte die Mutter sehr erzürnt, und sie that den Jüngsten ihrer Kinder den Vorschlag, ihre Brüder an dem Vater zu rächen, wovor sie alle zurückschauderten; nur S. that, was sie gewünscht: mit einem scharfen Messer versehen, verbarg er sich bei seiner Mutter, und als Uranus in der Nacht zu der Gattin kam, entmannte ihn S. und warf nach vollbrachter That die Werkzeuge auf die Erde herab, wodurch dieselbe befruchtet wurde. Der Uranide vermählte sich dann mit seiner Schwester, der Titanide Rhea, und aus dieser Ehe entspross das ganze, die Welt beherrschende Göttergeschlecht: Pluto, Vesta, Ceres, Neptun, Juno und Jupiter. Kronos wusste aus einer Prophezeiung seiner Eltern, dass er durch eines seiner Kinder vom Throne gestossen werden würde; um dieses zu verhüten, frass er alle seine Kinder gleich nach der Geburt, bis auf Jupiter, an dessen Stelle Rhea ihm einen in Windeln eingehüllten Stein gab. Der jüngste Sohn, auf diese Weise gerettet, wuchs schnell, schon in einem Jahre, zu ausserordentlicher Grösse und Stärke heran, und erhielt von der Metis (Klugheit) ein Brechmittel, welches er dem Kronos gab, worauf dieser alle die verschlungenen Kinder sammt dem Steine wieder auswarf. Den Stein legte Jupiter zum Andenken an seine wunderbare Errettung am Fuss des Parnassus nieder, verband sich mit seinen Brüdern und Schwestern zum Sturz des Kronos, that ihm, wie dieser seinem Vater gethan hatte, und strebte nach der Herrschaft; die Titanen widersetzten sich jedoch dieser Anmassung, worauf ein zehnjähriger Krieg entstand, der damit endete, dass Jupiter die Centimanen und Cyclopen aus dem Tartarus befreiete, mit ihrer Hülfe die Titanen besiegte und dieselben in den Kerker der befreiten Cyclopen sperrte, vor welchem die Letztern Wache hielten; worauf dann die Verloosung der Herrschaft zwischen den drei Kroniden: Pluto, Neptun und Jupiter, vor sich ging, in welcher der Erstere die Erde, der Zweite das Meer, der Dritte aber den Himmel und sie alle beherrschte. Nun soll der vom Throne gestossene Kronos = S. nach Italien geflohen sein, und unter seiner Herrschaft sich hier das goldene Zeitalter eingestellt haben: die Menschen alterten nicht, lebten, gleich den Göttern, ohne Sorgen, in steter Glückseligkeit, in Gesundheit und Stärke; wenn sie starben, war es ein Schlummer, welcher sie ihres Daseins überhob, indem er sie zu Dämonen machte; ungepflegt trug die Erde alle Früchte, ohne Arbeit gab sie ihnen ihre Schätze; es war das Leben des Paradieses, was die Menschen unter seiner Regierung führten. Zur Erinnerung an dieses ursprüngliche Leben in Unschuld, Freiheit und Gleichheit wurde zu Rom das Fest der Saturnalien jährlich vom siebenzehnten December an, mit gänzlichem Aufhören aller Geschäfte, gefeiert. Die Herren erlaubten dabei den Sklaven alle möglichen Freiheiten, ja es fand kein Unterschied mehr zwischen Herren und Dienern statt; denn die Letzteren sassen am reich besetzten Tisch

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[406/0476] Ganges, ihrem Geliebten, fortgearbeitet, mit welchem sie sich endlich vereint. Nach einer andern Tradition ist S. die Tochter Brama's und von so grosser Schönheit, dass der Gott selbst sich in sie verliebte, und um sie, die sich hinter ihm verbarg, zu suchen, fünf Köpfe annahm, deren einen, hierüber zornig, ihm Schiwa abhieb. Sie wird häufig neben Brama sitzend abgebildet. Sarat, bei den Indiern die Jahreszeit des Aufbruchs. Sardessius (Gr. M.), Beiname Jupiters von der Stadt Sardessus in Lycien. Sardo (Gr. M.), Tochter des Sthenelus, von welcher die Stadt Sardes den Namen hatte. Sardus (Gr. M.), Sohn des Maceris, welcher bei den Libyern, wie bei den Aegyptern, den Beinamen Hercules hatte. Er führte eine Colonie von Libyern nach der Insel Ichnusa, welche dieselbe zum Theil bevölkerte, ohne den Stamm der Ureinwohner zu vertreiben. Die Libyer sandten späterhin ein ehernes Bildniss das S. nach Delphi als Weihgeschenk, und die Insel ward nach ihrem Anführer Sardo (jetzt Sardinien) genannt. Sareseok (Pers. M.), ein durch Ormuzd aus der Zeugungskraft des Urstiers, der von Ahriman getödtet wurde, gebildeter Stier, der die Welt mit Thieren bevölkerte und einer der grössten Wohlthäter der Menschheit war. Saron (Gr. M.), König von Trözen. Er war ein grosser Freund der Jagd und baute daher auch der Diana einen Tempel. Bei Verfolgung eines Hirsches stürzte er in den Meerbusen, welcher nach ihm der saronische genannt wurde. Man begrub ihn in dem Haine der Diana. Saronis (Gr. M.), Beiname der Diana von dem im vorigen Artikel erwähnten Tempel zu Trözen. Sarpedon (Gr. M.), 1) Jupiters und der Europa Sohn, welcher über einen schönen Knaben Streit mit seinem Bruder Minos bekam und Creta verlassen musste, von wo er sich nach Lycien wandte und diese Landschaft in Besitz nahm. Jupiter gestattete ihm, drei Menschenalter zu leben. – 2) S., Sohn des Jupiter und der Laodamia. Sein Grossvater von mütterlicher Seite war Bellerophon. Die Söhne des Letztgenannten stritten sich in Lycien um den Besitz der Krone; nach langen Zwistigkeiten ward die Frage dahin entschieden, dass derjenige, welcher einen Ring von der Brust eines Kindes hinwegschiessen würde, ohne dasselbe zu verletzen, das Reich erhalten solle, zu welcher Probe Laodamia ihren Sohn S. hergab, der nun um dieser Grossmuth der Mutter willen zum Könige ernannt wurde. Zu Anfang des trojanischen Krieges bewarben sich beide Parteien um seine Hülfe; er entschied sich für Priamus, that den Griechen bei ihrer Landung grossen Schaden, erlegte den Tlepolemus (wobei er selbst schwer verwundet wurde), führte bei dem Sturme auf die Verschanzungen den fünften Heerestheil an, erstieg die Mauer, tödtete den Alcmäon und bahnte den Trojanern den Weg, deckte den von Ajax niedergeworfenen Hector, fiel aber endlich gegen den Patroclus. Seine Rosse und seine Rüstung erbeuteten die Griechen, den Leichnam des Helden aber trugen auf Jupiters Befehl der Schlaf und der Tod nach Lycien zu ehrenvoller Bestattung. – 3) S., Sohn Neptuns, ein gewaltthätiger Mensch in Thracien, Bruder des Poltys, von Hercules erlegt. Sarpedonia (Gr. M.), Beiname der Diana von dem sarpedonischen Vorgebirge in Cilicien, wo sie einen Tempel und ein Orakel hatte. Sarritor (Röm. M.), ein Feldgott, welcher dem Hacken und Häufeln der Feldfrüchte vorstehen sollte. Sarwagna (Ind. M.), »der Alles Sehende,« Beiname des Schiwa. Saesara (Gr. M.), Tochter des Celeus von Eleusis, bei welchem Ceres einkehrte; sie ward mit Crocon vermählt, dem sie die Meganira gebar. Satewis (Pers. M.), einer der Fürsten der Sterne, ein guter Genius, der die Westgegend beschützt und gegen Ahriman im Kampfe anführt. Er hebt das Wasser aus dem Meere und verbreitet es als Regen über das Land. Satnius (Gr. M.), Sohn des Enops und der Najade oder Nymphe des Flusses Satnioïs erhielt von dem Orte seiner Erzeugung den Namen. Er fiel durch Ajax, des Oileus Sohn. Satrapes (Gr. M.), ein Name, unter welchem Neptun anfangs zu Samicum, dann in Elis ein ehernes Standbild hatte, welches stets mit einem Kleide von Wolle, einem von Leinen und einem von Byssus bekleidet war. Satschi, Gemahlin des indischen Sonnengottes Indra. Satterpai (Pers. M.), der Himmel der Fixsterne, unter dem Mondhimmel befindlich, und von zwölf Genien der zwölf Bilder des Thierkreises gelenkt. Sattiawodi (Ind. M.), Tochter des Königs Dassarayen, zuerst mit dem Altvater Parassen, dann mit Sandanen vermählt. Saturnia und Saturnius (Gr. M.), Beiname der Juno und des Jupiter, von ihrem Vater Saturnus abgeleitet. Saturnus oder Kronos, Fig. 274 (Gr. u. röm. M.). Der altitalische S., seinem Namen nach ein Saatengott, und der altgriechische Kronos, ein völlig symbolisches Wesen, das, wie seine Brüder, die übrigen Titanen, auf die urweltlichen und geordneten Naturkräfte hindeutet, auch wohl theilweise mit dem phönicischen Moloch (s. d.) zusammenhängt, sind diejenigen zwei Gottheiten der in Manchem von einander so weit abweichenden zwei Religionen, deren Vereinigung zu einem Wesen der spätern, alles Griechische und Römische vermengenden, gelehrten Mythologie am schlechtesten gelungen ist. Kronos, der Sohn des Uranus und der Gäa, war unter den Titanen der Listigste. Seine Mutter hatte die Centimanen und Cyclopen geboren, welche ihrer furchtbaren Gestalt und Stärke wegen von Uranus in die Unterwelt gesperrt worden waren; dieses hatte die Mutter sehr erzürnt, und sie that den Jüngsten ihrer Kinder den Vorschlag, ihre Brüder an dem Vater zu rächen, wovor sie alle zurückschauderten; nur S. that, was sie gewünscht: mit einem scharfen Messer versehen, verbarg er sich bei seiner Mutter, und als Uranus in der Nacht zu der Gattin kam, entmannte ihn S. und warf nach vollbrachter That die Werkzeuge auf die Erde herab, wodurch dieselbe befruchtet wurde. Der Uranide vermählte sich dann mit seiner Schwester, der Titanide Rhea, und aus dieser Ehe entspross das ganze, die Welt beherrschende Göttergeschlecht: Pluto, Vesta, Ceres, Neptun, Juno und Jupiter. Kronos wusste aus einer Prophezeiung seiner Eltern, dass er durch eines seiner Kinder vom Throne gestossen werden würde; um dieses zu verhüten, frass er alle seine Kinder gleich nach der Geburt, bis auf Jupiter, an dessen Stelle Rhea ihm einen in Windeln eingehüllten Stein gab. Der jüngste Sohn, auf diese Weise gerettet, wuchs schnell, schon in einem Jahre, zu ausserordentlicher Grösse und Stärke heran, und erhielt von der Metis (Klugheit) ein Brechmittel, welches er dem Kronos gab, worauf dieser alle die verschlungenen Kinder sammt dem Steine wieder auswarf. Den Stein legte Jupiter zum Andenken an seine wunderbare Errettung am Fuss des Parnassus nieder, verband sich mit seinen Brüdern und Schwestern zum Sturz des Kronos, that ihm, wie dieser seinem Vater gethan hatte, und strebte nach der Herrschaft; die Titanen widersetzten sich jedoch dieser Anmassung, worauf ein zehnjähriger Krieg entstand, der damit endete, dass Jupiter die Centimanen und Cyclopen aus dem Tartarus befreiete, mit ihrer Hülfe die Titanen besiegte und dieselben in den Kerker der befreiten Cyclopen sperrte, vor welchem die Letztern Wache hielten; worauf dann die Verloosung der Herrschaft zwischen den drei Kroniden: Pluto, Neptun und Jupiter, vor sich ging, in welcher der Erstere die Erde, der Zweite das Meer, der Dritte aber den Himmel und sie alle beherrschte. Nun soll der vom Throne gestossene Kronos = S. nach Italien geflohen sein, und unter seiner Herrschaft sich hier das goldene Zeitalter eingestellt haben: die Menschen alterten nicht, lebten, gleich den Göttern, ohne Sorgen, in steter Glückseligkeit, in Gesundheit und Stärke; wenn sie starben, war es ein Schlummer, welcher sie ihres Daseins überhob, indem er sie zu Dämonen machte; ungepflegt trug die Erde alle Früchte, ohne Arbeit gab sie ihnen ihre Schätze; es war das Leben des Paradieses, was die Menschen unter seiner Regierung führten. Zur Erinnerung an dieses ursprüngliche Leben in Unschuld, Freiheit und Gleichheit wurde zu Rom das Fest der Saturnalien jährlich vom siebenzehnten December an, mit gänzlichem Aufhören aller Geschäfte, gefeiert. Die Herren erlaubten dabei den Sklaven alle möglichen Freiheiten, ja es fand kein Unterschied mehr zwischen Herren und Dienern statt; denn die Letzteren sassen am reich besetzten Tisch

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/476>, abgerufen am 22.11.2024.