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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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vom Olymp herunterfiel. Thetis und Eurynome, die Meergöttinnen, fingen ihn in ihrem Schoosse auf; bei ihnen weilte er neun Jahre lang in verborgener Grotte, und verfertigte ihnen allerlei köstlichen Schmuck. Auch fertigte er in dieser Zeit einen zauberkräftigen Sessel, von dem Niemand ohne seine Einwilligung wieder aufstehen konnte, und sandte ihn seiner Mutter zum Geschenk, um sie für ihre Lieblosigkeit zu bestrafen. Als sie nun davon gefesselt war, liess er sich durch keinen Gott bewegen, sie wieder frei zu lassen, als durch Bacchus, der ihn betrunken machte V. kam aus der oceanischen Grotte in den Himmel zurück, und war im Uebrigen seiner Mutter unterthan, ausser dass er ihr zürnte, wenn er sich erinnerte, dass sie ihn hatte aussetzen wollen. Ja, als einst Jupiter mit ihr haderte, nahm er sich ihrer thätlich an, wofür ihn sein Vater am Fusse packte und vom Himmel herunterschleuderte. - Von diesem Fall nach Einigen, nach Anderen von Geburt an, ist er lahm und hinkt. - Bei Homer hat er seine von ihm selbst gebaute Werkstätte auf dem Olymp, wo er auch aller übrigen Götter Wohnungen gebaut hat, und fertigt darin die wunderwürdigsten Arbeiten. Später sind seine Werkstätten im Schoosse feuerspeiender Berge, wie im Aetna, oder auf Lemnos, und seine Gehülfen sind die Cyclopen (s. d.) Brontes, Steropes, Pyracmon. Seine Gemahlin ist nach der Ilias Charis (die Grazie), nach der Odyssee Venus, die ihm aber untreu ward (s. Mars und Venus). Als kunstreicher Gott, der, wie Minerva, die Menschen die erfreuenden und fördernden Künste lehrt, tritt er mit Letzterer in nähere Verbindung im Gottesdienst der Athener, welche beiden Gottheiten gemeinsame Feste mit Fackellauf hielten, und ihre Standbilder zusammen in den Tempeln aufstellten. Vergl. Erichthonius. Bei Homer hat V. keine Nachkommenschaft; Andere geben ihm von verschiedenen Müttern verschiedene Kinder: Cupido, Erichthonius, Periphetes, Palämon, Rhadamanthys, Olenus, Cacus, Cäculus, Servius Tullius, die Nymphe Thalia, den Casmilus, die drei Cabiren. Die Römer nannten den Gott auch Mulciber, d. h. Schmelzer. In Rom hatte er mehrere Tempel darunter einen uralten am Comitium, dem Volksversammlungs-Platz, dessen Gründung man bald dem Romulus, bald dem Titus Tatius zuschrieb. Sein Fest, die Vulcanalien, wurde am 22. August mit Spielen im flaminischen Circus gefeiert, wo sich auch ein Tempel des Gottes befand, und an diesem Feste fing man an bei Licht zu arbeiten, um gleichsam das Arbeiten bei Licht, der Gabe des Vulcan, für den Winter einzuweihen. - Von unsern beiden Abbildungen zeigt die erstere einen Kopf des
Fig. 297.
Fig. 298.

V. mit halbeiförmigem Handwerker-Hute und alterthümlich geordnetem Haupthaar; die andere, nach einem geschnittenen Stein, V. in der Tunica der Handwerker, die den einen Arm bloss lässt, Exomis genannt.


Vulgivaga (Röm. M.), Beiname der Venus, als der Niedrigen, im Gegensatz zu Urania, der Himmlischen. Sie begünstigte die Neigungen und Begierden der Menschen, welche nur mit Unrecht durch den edlen Namen Liebe bezeichnet werden.


Vulturius, griechisch Gypaios (Gr. M.), ein Beiname, unter welchem dem Apollo von einem Hirten ein Tempel erbaut wurde, weil derselbe ihn durch Geier aus einem Abgrunde hatte retten lassen, was die beiden obigen Namen andeuten.


W.

Wadrakali (Patragali, Bhatragali, Pagodon) (Ind. M.), eine mächtige Göttin, Tochter des Schiwa, aus dessen mittlerem Stirnauge geboren durch Wischnu's Kraft, welche derselbe in Schiwa überströmen liess. Sie bekämpfte den Riesen Darida, der durch keinen Mann getödtet werden konnte, ward aber auch ihrem eigenen Vater höchst gefährlich, so des er sich vor ihr im Wasser verbarg, als sie zornglühend von ihrem Kampfe gegen den bösen Dämon zurückkam.


Wafthrudner (Nord. M.), ein Riese, Bewohner des Jotenlandes. Odin hielt mit ihm einen Wettstreit im mythologischen Wissen.


vom Olymp herunterfiel. Thetis und Eurynome, die Meergöttinnen, fingen ihn in ihrem Schoosse auf; bei ihnen weilte er neun Jahre lang in verborgener Grotte, und verfertigte ihnen allerlei köstlichen Schmuck. Auch fertigte er in dieser Zeit einen zauberkräftigen Sessel, von dem Niemand ohne seine Einwilligung wieder aufstehen konnte, und sandte ihn seiner Mutter zum Geschenk, um sie für ihre Lieblosigkeit zu bestrafen. Als sie nun davon gefesselt war, liess er sich durch keinen Gott bewegen, sie wieder frei zu lassen, als durch Bacchus, der ihn betrunken machte V. kam aus der oceanischen Grotte in den Himmel zurück, und war im Uebrigen seiner Mutter unterthan, ausser dass er ihr zürnte, wenn er sich erinnerte, dass sie ihn hatte aussetzen wollen. Ja, als einst Jupiter mit ihr haderte, nahm er sich ihrer thätlich an, wofür ihn sein Vater am Fusse packte und vom Himmel herunterschleuderte. – Von diesem Fall nach Einigen, nach Anderen von Geburt an, ist er lahm und hinkt. – Bei Homer hat er seine von ihm selbst gebaute Werkstätte auf dem Olymp, wo er auch aller übrigen Götter Wohnungen gebaut hat, und fertigt darin die wunderwürdigsten Arbeiten. Später sind seine Werkstätten im Schoosse feuerspeiender Berge, wie im Aetna, oder auf Lemnos, und seine Gehülfen sind die Cyclopen (s. d.) Brontes, Steropes, Pyracmon. Seine Gemahlin ist nach der Ilias Charis (die Grazie), nach der Odyssee Venus, die ihm aber untreu ward (s. Mars und Venus). Als kunstreicher Gott, der, wie Minerva, die Menschen die erfreuenden und fördernden Künste lehrt, tritt er mit Letzterer in nähere Verbindung im Gottesdienst der Athener, welche beiden Gottheiten gemeinsame Feste mit Fackellauf hielten, und ihre Standbilder zusammen in den Tempeln aufstellten. Vergl. Erichthonius. Bei Homer hat V. keine Nachkommenschaft; Andere geben ihm von verschiedenen Müttern verschiedene Kinder: Cupido, Erichthonius, Periphetes, Palämon, Rhadamanthys, Olenus, Cacus, Cäculus, Servius Tullius, die Nymphe Thalia, den Casmilus, die drei Cabiren. Die Römer nannten den Gott auch Mulciber, d. h. Schmelzer. In Rom hatte er mehrere Tempel darunter einen uralten am Comitium, dem Volksversammlungs-Platz, dessen Gründung man bald dem Romulus, bald dem Titus Tatius zuschrieb. Sein Fest, die Vulcanalien, wurde am 22. August mit Spielen im flaminischen Circus gefeiert, wo sich auch ein Tempel des Gottes befand, und an diesem Feste fing man an bei Licht zu arbeiten, um gleichsam das Arbeiten bei Licht, der Gabe des Vulcan, für den Winter einzuweihen. – Von unsern beiden Abbildungen zeigt die erstere einen Kopf des
Fig. 297.
Fig. 298.

V. mit halbeiförmigem Handwerker-Hute und alterthümlich geordnetem Haupthaar; die andere, nach einem geschnittenen Stein, V. in der Tunica der Handwerker, die den einen Arm bloss lässt, Exomis genannt.


Vulgivaga (Röm. M.), Beiname der Venus, als der Niedrigen, im Gegensatz zu Urania, der Himmlischen. Sie begünstigte die Neigungen und Begierden der Menschen, welche nur mit Unrecht durch den edlen Namen Liebe bezeichnet werden.


Vulturius, griechisch Gypaios (Gr. M.), ein Beiname, unter welchem dem Apollo von einem Hirten ein Tempel erbaut wurde, weil derselbe ihn durch Geier aus einem Abgrunde hatte retten lassen, was die beiden obigen Namen andeuten.


W.

Wadrakali (Patragali, Bhatragali, Pagodon) (Ind. M.), eine mächtige Göttin, Tochter des Schiwa, aus dessen mittlerem Stirnauge geboren durch Wischnu's Kraft, welche derselbe in Schiwa überströmen liess. Sie bekämpfte den Riesen Darida, der durch keinen Mann getödtet werden konnte, ward aber auch ihrem eigenen Vater höchst gefährlich, so des er sich vor ihr im Wasser verbarg, als sie zornglühend von ihrem Kampfe gegen den bösen Dämon zurückkam.


Wafthrudner (Nord. M.), ein Riese, Bewohner des Jotenlandes. Odin hielt mit ihm einen Wettstreit im mythologischen Wissen.


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vom Olymp herunterfiel. Thetis und Eurynome, die Meergöttinnen, fingen ihn in ihrem Schoosse auf; bei ihnen weilte er neun Jahre lang in verborgener Grotte, und verfertigte ihnen allerlei köstlichen Schmuck. Auch fertigte er in dieser Zeit einen zauberkräftigen Sessel, von dem Niemand ohne seine Einwilligung wieder aufstehen konnte, und sandte ihn seiner Mutter zum Geschenk, um sie für ihre Lieblosigkeit zu bestrafen. Als sie nun davon gefesselt war, liess er sich durch keinen Gott bewegen, sie wieder frei zu lassen, als durch Bacchus, der ihn betrunken machte V. kam aus der oceanischen Grotte in den Himmel zurück, und war im Uebrigen seiner Mutter unterthan, ausser dass er ihr zürnte, wenn er sich erinnerte, dass sie ihn hatte aussetzen wollen. Ja, als einst Jupiter mit ihr haderte, nahm er sich ihrer thätlich an, wofür ihn sein Vater am Fusse packte und vom Himmel herunterschleuderte. &#x2013; Von diesem Fall nach Einigen, nach Anderen von Geburt an, ist er lahm und hinkt. &#x2013; Bei Homer hat er seine von ihm selbst gebaute Werkstätte auf dem Olymp, wo er auch aller übrigen Götter Wohnungen gebaut hat, und fertigt darin die wunderwürdigsten Arbeiten. Später sind seine Werkstätten im Schoosse feuerspeiender Berge, wie im Aetna, oder auf Lemnos, und seine Gehülfen sind die Cyclopen (s. d.) Brontes, Steropes, Pyracmon. Seine Gemahlin ist nach der Ilias Charis (die Grazie), nach der Odyssee Venus, die ihm aber untreu ward (s. <hi rendition="#g">Mars</hi> und <hi rendition="#g">Venus</hi>). Als kunstreicher Gott, der, wie Minerva, die Menschen die erfreuenden und fördernden Künste lehrt, tritt er mit Letzterer in nähere Verbindung im Gottesdienst der Athener, welche beiden Gottheiten gemeinsame Feste mit Fackellauf hielten, und ihre Standbilder zusammen in den Tempeln aufstellten. Vergl. Erichthonius. Bei Homer hat V. keine Nachkommenschaft; Andere geben ihm von verschiedenen Müttern verschiedene Kinder: Cupido, Erichthonius, Periphetes, Palämon, Rhadamanthys, Olenus, Cacus, Cäculus, Servius Tullius, die Nymphe Thalia, den Casmilus, die drei Cabiren. Die Römer nannten den Gott auch Mulciber, d. h. Schmelzer. In Rom hatte er mehrere Tempel darunter einen uralten am Comitium, dem Volksversammlungs-Platz, dessen Gründung man bald dem Romulus, bald dem Titus Tatius zuschrieb. Sein Fest, die Vulcanalien, wurde am 22. August mit Spielen im flaminischen Circus gefeiert, wo sich auch ein Tempel des Gottes befand, und an diesem Feste fing man an bei Licht zu arbeiten, um gleichsam das Arbeiten bei Licht, der Gabe des Vulcan, für den Winter einzuweihen. &#x2013; Von unsern beiden Abbildungen zeigt die erstere einen Kopf des<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0297.jpg"><head>Fig. 297.</head><lb/></figure> <figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0298.jpg"><head>Fig. 298.</head><lb/></figure><lb/>
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[446/0516] vom Olymp herunterfiel. Thetis und Eurynome, die Meergöttinnen, fingen ihn in ihrem Schoosse auf; bei ihnen weilte er neun Jahre lang in verborgener Grotte, und verfertigte ihnen allerlei köstlichen Schmuck. Auch fertigte er in dieser Zeit einen zauberkräftigen Sessel, von dem Niemand ohne seine Einwilligung wieder aufstehen konnte, und sandte ihn seiner Mutter zum Geschenk, um sie für ihre Lieblosigkeit zu bestrafen. Als sie nun davon gefesselt war, liess er sich durch keinen Gott bewegen, sie wieder frei zu lassen, als durch Bacchus, der ihn betrunken machte V. kam aus der oceanischen Grotte in den Himmel zurück, und war im Uebrigen seiner Mutter unterthan, ausser dass er ihr zürnte, wenn er sich erinnerte, dass sie ihn hatte aussetzen wollen. Ja, als einst Jupiter mit ihr haderte, nahm er sich ihrer thätlich an, wofür ihn sein Vater am Fusse packte und vom Himmel herunterschleuderte. – Von diesem Fall nach Einigen, nach Anderen von Geburt an, ist er lahm und hinkt. – Bei Homer hat er seine von ihm selbst gebaute Werkstätte auf dem Olymp, wo er auch aller übrigen Götter Wohnungen gebaut hat, und fertigt darin die wunderwürdigsten Arbeiten. Später sind seine Werkstätten im Schoosse feuerspeiender Berge, wie im Aetna, oder auf Lemnos, und seine Gehülfen sind die Cyclopen (s. d.) Brontes, Steropes, Pyracmon. Seine Gemahlin ist nach der Ilias Charis (die Grazie), nach der Odyssee Venus, die ihm aber untreu ward (s. Mars und Venus). Als kunstreicher Gott, der, wie Minerva, die Menschen die erfreuenden und fördernden Künste lehrt, tritt er mit Letzterer in nähere Verbindung im Gottesdienst der Athener, welche beiden Gottheiten gemeinsame Feste mit Fackellauf hielten, und ihre Standbilder zusammen in den Tempeln aufstellten. Vergl. Erichthonius. Bei Homer hat V. keine Nachkommenschaft; Andere geben ihm von verschiedenen Müttern verschiedene Kinder: Cupido, Erichthonius, Periphetes, Palämon, Rhadamanthys, Olenus, Cacus, Cäculus, Servius Tullius, die Nymphe Thalia, den Casmilus, die drei Cabiren. Die Römer nannten den Gott auch Mulciber, d. h. Schmelzer. In Rom hatte er mehrere Tempel darunter einen uralten am Comitium, dem Volksversammlungs-Platz, dessen Gründung man bald dem Romulus, bald dem Titus Tatius zuschrieb. Sein Fest, die Vulcanalien, wurde am 22. August mit Spielen im flaminischen Circus gefeiert, wo sich auch ein Tempel des Gottes befand, und an diesem Feste fing man an bei Licht zu arbeiten, um gleichsam das Arbeiten bei Licht, der Gabe des Vulcan, für den Winter einzuweihen. – Von unsern beiden Abbildungen zeigt die erstere einen Kopf des [Abbildung Fig. 297. ] [Abbildung Fig. 298. ] V. mit halbeiförmigem Handwerker-Hute und alterthümlich geordnetem Haupthaar; die andere, nach einem geschnittenen Stein, V. in der Tunica der Handwerker, die den einen Arm bloss lässt, Exomis genannt. Vulgivaga (Röm. M.), Beiname der Venus, als der Niedrigen, im Gegensatz zu Urania, der Himmlischen. Sie begünstigte die Neigungen und Begierden der Menschen, welche nur mit Unrecht durch den edlen Namen Liebe bezeichnet werden. Vulturius, griechisch Gypaios (Gr. M.), ein Beiname, unter welchem dem Apollo von einem Hirten ein Tempel erbaut wurde, weil derselbe ihn durch Geier aus einem Abgrunde hatte retten lassen, was die beiden obigen Namen andeuten. W. Wadrakali (Patragali, Bhatragali, Pagodon) (Ind. M.), eine mächtige Göttin, Tochter des Schiwa, aus dessen mittlerem Stirnauge geboren durch Wischnu's Kraft, welche derselbe in Schiwa überströmen liess. Sie bekämpfte den Riesen Darida, der durch keinen Mann getödtet werden konnte, ward aber auch ihrem eigenen Vater höchst gefährlich, so des er sich vor ihr im Wasser verbarg, als sie zornglühend von ihrem Kampfe gegen den bösen Dämon zurückkam. Wafthrudner (Nord. M.), ein Riese, Bewohner des Jotenlandes. Odin hielt mit ihm einen Wettstreit im mythologischen Wissen.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/516>, abgerufen am 23.11.2024.