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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Wagnoff (Nord. M.), Kriegsgott der Dänen, welcher häufig mit Fro oder mit Odin verwechselt, und wie diese bewaffnet, mit Helm, Schild und Schwert, dargestellt worden sein soll.


Waehrwolf, ein gespenstiges Wesen, das noch in den Köpfen vieler Leute spukt. Der Aberglaube lehrt, ein W. sei ein Mensch (Mann oder Weib), welcher im Stande ist, sich in die Gestalt eines Wolfes zu verwandeln; ein solcher Wolf hat eine ungewöhnliche Grösse und Wildheit, und ist besonders an dem sogenannten Schmachtriemen zu erkennen, einem Riemen, der ihm zur Verwandlung dient, dessen er nicht entbehren kann, den er jedoch so gut als möglich unter den Haaren zu verbergen sucht; sobald er ihn auflöst, ist er wieder Mensch, schiesst man daher auf einen solchen Wolf und trifft an den Riemen, so liegt anstatt des Thieres ein nackter Mann oder eine solche Frau da. Auf diese Weise will man schon oft Hexen, die als W. auf Beute ausgingen, und besonders Kinder raubten, gefangen haben.


Waldschayanta, der Palast des indischen Sonnengottes Indra.


Waeinaemoeinen (M. der Finnen), einer der obersten Götter, welchen man in den sieben Hauptsternen des grossen Bären zu sehen glaubt. Er nimmt die Seelen der Verstorbenen auf, und ist es einer solchen gelungen, auf den grossen Bären zu kommen, so ist sie der Seligkeit theilhaftig. W. ist mit dem Luft- und Wassergott Ilmarainen verwandt, oder gar dessen Bruder; Beider Vater heisst Kawe, und ist der Einzige, welcher aus sich selbst geboren ist. Die Söhne erfanden die Künste und die Wissenschaften: Ilmarainen die Kunst, das Eisen zu behandeln, W. aber die Kandele (ein geigenartiges Instrument) und mit ihr Dichtkunst und Gesang - Jagd, Fischfang und Krieg, daher er als allgemeiner Gott hoch verehrt wurde.


Waeipaes, ein Erdgeist der Finnen, welcher einst mit seinem Gespielen Jautas eine lange Wanderung gemacht hatte, und nun auf Felsen sich ausruhte; aus dem Schweisse dieser Beiden sollen die Schlangen entstanden sein.


Wairewert (Ind. M.), Schiwa's Sohn, aus dessen Athem geboren, um den Hochmuth der zu grosser Macht gelangten Büsser zu bestrafen, und Brama, den diese zu sehr erhoben, zu demüthigen.


Waischwanara (Ind. M.), Beiname des Agni (Gottes des Feuers); er bedeutet: "das Alles erfüllende Feuer."


Waitana, eine Ceremonie, mit welcher man Wasser heiligt.


Waiwassaden (Ind. M.), Vater des Nirkunden und Grossvater des Budatschedi, ein gewaltiger Herrscher Indiens, aus dem Geschlechte der Kinder der Sonne entsprossen.


Waiwaswata (Ind. M.), Sohn des Sonnengottes, den Wischnu als Fisch vor der grossen Sündfluth nebst den sieben Rischis rettete. Er, ein Sohn der Sonne, vermählte seine Tochter an Buddha, den Sohn des Mondes; so ist er der Stammvater zweier mächtiger Dynastien, der Mondskinder und der Sonnenkinder.


Waizganthos (Slav. M.), Gott der Fruchtbarkeit und des Ackerbaues, von den Litthauern vorzüglich verehrt.


Waku nawo sonaja (Japan. M.), ein Fest in Dairi, am ersten Rattentage des zweiten Monats gefeiert, und unter Darbringung frischer Gemüse begangen.


Wake ikatsu tsino kami (Japan M.), der Gott der spaltenden Blitze; ein erhabener Gott, der in dem Haupttempel zu Kamo bei Mijako seinen Sitz hat und über das Fatum des Mikado wacht. In seiner Halle werden jährlich mehrere Feste gehalten, unter denen eines, Obimatsuri, besonders merkwürdig ist, weil die Priester dabei in der kostbarsten Kleidung erscheinen, welcher die des Musik-Chores wenig nachgibt. Ausser festlichen Processionen findet dabei auch ein Pferderennen statt, dem nur Kamipriester und Hofbediente des Mikado beiwohnen dürfen.


Wala (Nord. M.), eine weise Frau, Zaubernorne, oder nach dem gemeinen Sprachgebrauch Hexe, doch nicht mit eingebildeten, sondern wirklich mit höheren Kräften begabt, im Stande, das Schicksal der Menschen zu bestimmen.


Walaskialf (Nord. M.), einer der Paläste, welche Odin in Asgard hatte. Er war ganz mit Silber gedeckt und hatte in seinem Hauptsaal Throne für alle höheren Gottheiten, einen jedoch vorzugsweise erhaben für Odin; er hiess Hlidskialf, und Odin konnte von ihm die ganze Welt überschauen.


Walfadur (Nord. M.), Beiname Odins, des Vaters (Herrn) aller auf der Wahlstatt Erschlagenen, weil sich bei ihm die im Kampfe gebliebenen Helden versammelten.


Walgino (Slav. M.), Schutzgott der Hausthiere, welcher von den Polen und Schlesiern verehrt wurde.


Walhalla (Nord. M.), der goldene Palast im Reiche Odins, in welchem sich alle Helden versammeln, welche an einer Wunde, oder überhaupt im Kampfe geblieben sind. Alles, was die nordischen Helden als Glück und Seligkeit auf der Erde gekannt, fanden sie in Walhalla. Hermode und Braga empfingen sie in dem goldblättrigen Haine Glasor, welcher an den bis zu den Wolken reichenden Palast stiess; in diesem selbst warteten ihrer die reizendsten, blühendsten Jungfrauen, die Walküren, wartete ihrer eine reich besetzte Tafel und Meth in schwelgerischer Fülle, aber auch Kampf und Sieg und Tod und wieder Kampf; denn Odin braucht die Helden, um an dem Tage des Weltunterganges sich gegen Surturs Heerschaaren und die Bewohner von Muspelheim zu wehren.


Wali (Nord. M.), Sohn des bösen Loke. Als dieser Baldurs Tod veranlasst, und man ihn darauf in Gestalt eines Luchses im Farangerfall gefangen hatte, ward W. in einen Wolf verwandelt, in welcher Gestalt er seinen Bruder Narwi zerriss, mit dessen Eingeweiden dann Loke gebunden wurde. Ein anderer W. heisst auch Ali. S. d.


Walkueren (Nord. M.), liebliche Jungfrauen von unvergänglicher Schönheit und Jugend, die in Walhalla den Helden, welche Odin um sich versammelt, die Freuden der Erde ersetzen. Im Sinne des nordischen Ritterthumes lag es jedoch, im Weibe nicht bloss die Haus-, sondern auch die Kampf-Genossin des Mannes zu sehen, daher sind die W. Schlacht- und Schild-Jungfrauen, und Krieg ihr Element; stets reiten sie in das Getümmel des Kampfes voran, Odin sendet sie zu jeder Feldschlacht, sie bestimmen, wer fallen soll (daher auch ihr Name, von Wal: Schlachtfeld oder Todtenfeld, und küren: wählen, Todtenwählerinnen) und geleiten die Gefallenen zu Odins Mahl.


Wama (Ind. M.), Gattin des Königs Aswarena, der aus dem heiligen Geschlechte der Ikswaka's stammt. Sie gebar demselben den Parswa, welcher sich durch seine Frömmigkeit so sehr auszeichnete, dass er einer der 23 ältesten Buddhas wurde.


Wamen (Wumana awatara) (Ind. M.), fünfte Incarnation des Wischnu als Lingamzwerg. S. Wischnu.


Wan (Nord. M.), einer der in Hel's Reich strömenden Höllenflüsse.


Wanadis (Nord. M.), Beiname der Freia, die Wanen-Göttin, weil sie diesem Volke entstammte.


Wanagaren oder Banatscheren (Ind. M.), Sohn des Riesenkönigs Bali, herrschte in Mavalipuram. Weil Krischna's Sohn Anuvedh seine Tochter entführte und er denselben gefangen nahm, führte Krischna mit ihm Krieg, eroberte sein Reich, seine Hauptstadt (obgleich Schiwa dieselbe vertheidigte), und hieb dem Riesen seine tausend Hände bis auf zwei ab, mit denen er noch huldigen musste. Es scheint, als solle diese Mythe die Verdrängung des Schiwa-Dienstes durch Wischnu ausdrücken.


Wanaheim (Nord. M.), das Land der Wanen, hoch im Norden von Europa gedacht; geschichtlich und geographisch schwer zu bestimmen.


Wanen (Nord. M.), eine Völkerschaft, deren Wohnsitz Wanaheim (s. d.) gänzlich unbestimmt ist, und welche man bald an den Don (Tanais), bald an das Nordkap (Finnen, Vanen, W.) versetzt, die nur dadurch merkwürdig wird, dass sie mit den Asen in eine lange dauernde, entsetzliche Fehde verwickelt war, die zu beider Vernichtung führen zu sollen schien, bis man endlich Frieden schloss, und zur Bestätigung desselben Geisel austauschte, so dass die Asen Niord, Freia und Freir, die W. aber Häner und Mimer erhielten; auch spieen beide Parteien in ein Gefäss, aus dessen Inhalt die Asen den weisen Quaser erschufen. Die W. scheinen ein im Götterdienste wohl erfahrenes Volk gewesen zu sein, denn ihre Geisel führten die Verehrung der Götter bei den Asen ein; dagegen schienen sie der Staats- und Regierungs-Kunst unkundig, denn die Asen setzten ihnen Häner zum Könige, und gaben demselben den weisen Mimer als Rath zur Seite; woraus auch eine Art von Unterwürfigkeit der W. unter das Joch der erobernden Asen hervorgeht.


Wagnoff (Nord. M.), Kriegsgott der Dänen, welcher häufig mit Fro oder mit Odin verwechselt, und wie diese bewaffnet, mit Helm, Schild und Schwert, dargestellt worden sein soll.


Waehrwolf, ein gespenstiges Wesen, das noch in den Köpfen vieler Leute spukt. Der Aberglaube lehrt, ein W. sei ein Mensch (Mann oder Weib), welcher im Stande ist, sich in die Gestalt eines Wolfes zu verwandeln; ein solcher Wolf hat eine ungewöhnliche Grösse und Wildheit, und ist besonders an dem sogenannten Schmachtriemen zu erkennen, einem Riemen, der ihm zur Verwandlung dient, dessen er nicht entbehren kann, den er jedoch so gut als möglich unter den Haaren zu verbergen sucht; sobald er ihn auflöst, ist er wieder Mensch, schiesst man daher auf einen solchen Wolf und trifft an den Riemen, so liegt anstatt des Thieres ein nackter Mann oder eine solche Frau da. Auf diese Weise will man schon oft Hexen, die als W. auf Beute ausgingen, und besonders Kinder raubten, gefangen haben.


Waldschayanta, der Palast des indischen Sonnengottes Indra.


Waeinaemoeinen (M. der Finnen), einer der obersten Götter, welchen man in den sieben Hauptsternen des grossen Bären zu sehen glaubt. Er nimmt die Seelen der Verstorbenen auf, und ist es einer solchen gelungen, auf den grossen Bären zu kommen, so ist sie der Seligkeit theilhaftig. W. ist mit dem Luft- und Wassergott Ilmarainen verwandt, oder gar dessen Bruder; Beider Vater heisst Kawe, und ist der Einzige, welcher aus sich selbst geboren ist. Die Söhne erfanden die Künste und die Wissenschaften: Ilmarainen die Kunst, das Eisen zu behandeln, W. aber die Kandele (ein geigenartiges Instrument) und mit ihr Dichtkunst und Gesang – Jagd, Fischfang und Krieg, daher er als allgemeiner Gott hoch verehrt wurde.


Waeipaes, ein Erdgeist der Finnen, welcher einst mit seinem Gespielen Jautas eine lange Wanderung gemacht hatte, und nun auf Felsen sich ausruhte; aus dem Schweisse dieser Beiden sollen die Schlangen entstanden sein.


Wairewert (Ind. M.), Schiwa's Sohn, aus dessen Athem geboren, um den Hochmuth der zu grosser Macht gelangten Büsser zu bestrafen, und Brama, den diese zu sehr erhoben, zu demüthigen.


Waischwanara (Ind. M.), Beiname des Agni (Gottes des Feuers); er bedeutet: »das Alles erfüllende Feuer.«


Waitana, eine Ceremonie, mit welcher man Wasser heiligt.


Waiwassaden (Ind. M.), Vater des Nirkunden und Grossvater des Budatschedi, ein gewaltiger Herrscher Indiens, aus dem Geschlechte der Kinder der Sonne entsprossen.


Waiwaswata (Ind. M.), Sohn des Sonnengottes, den Wischnu als Fisch vor der grossen Sündfluth nebst den sieben Rischis rettete. Er, ein Sohn der Sonne, vermählte seine Tochter an Buddha, den Sohn des Mondes; so ist er der Stammvater zweier mächtiger Dynastien, der Mondskinder und der Sonnenkinder.


Waizganthos (Slav. M.), Gott der Fruchtbarkeit und des Ackerbaues, von den Litthauern vorzüglich verehrt.


Waku nawo sonaja (Japan. M.), ein Fest in Dairi, am ersten Rattentage des zweiten Monats gefeiert, und unter Darbringung frischer Gemüse begangen.


Wake ikatsu tsino kami (Japan M.), der Gott der spaltenden Blitze; ein erhabener Gott, der in dem Haupttempel zu Kamo bei Mijako seinen Sitz hat und über das Fatum des Mikado wacht. In seiner Halle werden jährlich mehrere Feste gehalten, unter denen eines, Obimatsuri, besonders merkwürdig ist, weil die Priester dabei in der kostbarsten Kleidung erscheinen, welcher die des Musik-Chores wenig nachgibt. Ausser festlichen Processionen findet dabei auch ein Pferderennen statt, dem nur Kamipriester und Hofbediente des Mikado beiwohnen dürfen.


Wala (Nord. M.), eine weise Frau, Zaubernorne, oder nach dem gemeinen Sprachgebrauch Hexe, doch nicht mit eingebildeten, sondern wirklich mit höheren Kräften begabt, im Stande, das Schicksal der Menschen zu bestimmen.


Walaskialf (Nord. M.), einer der Paläste, welche Odin in Asgard hatte. Er war ganz mit Silber gedeckt und hatte in seinem Hauptsaal Throne für alle höheren Gottheiten, einen jedoch vorzugsweise erhaben für Odin; er hiess Hlidskialf, und Odin konnte von ihm die ganze Welt überschauen.


Walfadur (Nord. M.), Beiname Odins, des Vaters (Herrn) aller auf der Wahlstatt Erschlagenen, weil sich bei ihm die im Kampfe gebliebenen Helden versammelten.


Walgino (Slav. M.), Schutzgott der Hausthiere, welcher von den Polen und Schlesiern verehrt wurde.


Walhalla (Nord. M.), der goldene Palast im Reiche Odins, in welchem sich alle Helden versammeln, welche an einer Wunde, oder überhaupt im Kampfe geblieben sind. Alles, was die nordischen Helden als Glück und Seligkeit auf der Erde gekannt, fanden sie in Walhalla. Hermode und Braga empfingen sie in dem goldblättrigen Haine Glasor, welcher an den bis zu den Wolken reichenden Palast stiess; in diesem selbst warteten ihrer die reizendsten, blühendsten Jungfrauen, die Walküren, wartete ihrer eine reich besetzte Tafel und Meth in schwelgerischer Fülle, aber auch Kampf und Sieg und Tod und wieder Kampf; denn Odin braucht die Helden, um an dem Tage des Weltunterganges sich gegen Surturs Heerschaaren und die Bewohner von Muspelheim zu wehren.


Wali (Nord. M.), Sohn des bösen Loke. Als dieser Baldurs Tod veranlasst, und man ihn darauf in Gestalt eines Luchses im Farangerfall gefangen hatte, ward W. in einen Wolf verwandelt, in welcher Gestalt er seinen Bruder Narwi zerriss, mit dessen Eingeweiden dann Loke gebunden wurde. Ein anderer W. heisst auch Ali. S. d.


Walkueren (Nord. M.), liebliche Jungfrauen von unvergänglicher Schönheit und Jugend, die in Walhalla den Helden, welche Odin um sich versammelt, die Freuden der Erde ersetzen. Im Sinne des nordischen Ritterthumes lag es jedoch, im Weibe nicht bloss die Haus-, sondern auch die Kampf-Genossin des Mannes zu sehen, daher sind die W. Schlacht- und Schild-Jungfrauen, und Krieg ihr Element; stets reiten sie in das Getümmel des Kampfes voran, Odin sendet sie zu jeder Feldschlacht, sie bestimmen, wer fallen soll (daher auch ihr Name, von Wal: Schlachtfeld oder Todtenfeld, und küren: wählen, Todtenwählerinnen) und geleiten die Gefallenen zu Odins Mahl.


Wama (Ind. M.), Gattin des Königs Aswarena, der aus dem heiligen Geschlechte der Ikswaka's stammt. Sie gebar demselben den Parswa, welcher sich durch seine Frömmigkeit so sehr auszeichnete, dass er einer der 23 ältesten Buddhas wurde.


Wamen (Wumana awatara) (Ind. M.), fünfte Incarnation des Wischnu als Lingamzwerg. S. Wischnu.


Wan (Nord. M.), einer der in Hel's Reich strömenden Höllenflüsse.


Wanadis (Nord. M.), Beiname der Freia, die Wanen-Göttin, weil sie diesem Volke entstammte.


Wanagaren oder Banatscheren (Ind. M.), Sohn des Riesenkönigs Bali, herrschte in Mavalipuram. Weil Krischna's Sohn Anuvedh seine Tochter entführte und er denselben gefangen nahm, führte Krischna mit ihm Krieg, eroberte sein Reich, seine Hauptstadt (obgleich Schiwa dieselbe vertheidigte), und hieb dem Riesen seine tausend Hände bis auf zwei ab, mit denen er noch huldigen musste. Es scheint, als solle diese Mythe die Verdrängung des Schiwa-Dienstes durch Wischnu ausdrücken.


Wanaheim (Nord. M.), das Land der Wanen, hoch im Norden von Europa gedacht; geschichtlich und geographisch schwer zu bestimmen.


Wanen (Nord. M.), eine Völkerschaft, deren Wohnsitz Wanaheim (s. d.) gänzlich unbestimmt ist, und welche man bald an den Don (Tanais), bald an das Nordkap (Finnen, Vanen, W.) versetzt, die nur dadurch merkwürdig wird, dass sie mit den Asen in eine lange dauernde, entsetzliche Fehde verwickelt war, die zu beider Vernichtung führen zu sollen schien, bis man endlich Frieden schloss, und zur Bestätigung desselben Geisel austauschte, so dass die Asen Niord, Freia und Freir, die W. aber Häner und Mimer erhielten; auch spieen beide Parteien in ein Gefäss, aus dessen Inhalt die Asen den weisen Quaser erschufen. Die W. scheinen ein im Götterdienste wohl erfahrenes Volk gewesen zu sein, denn ihre Geisel führten die Verehrung der Götter bei den Asen ein; dagegen schienen sie der Staats- und Regierungs-Kunst unkundig, denn die Asen setzten ihnen Häner zum Könige, und gaben demselben den weisen Mimer als Rath zur Seite; woraus auch eine Art von Unterwürfigkeit der W. unter das Joch der erobernden Asen hervorgeht.


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[447/0517] Wagnoff (Nord. M.), Kriegsgott der Dänen, welcher häufig mit Fro oder mit Odin verwechselt, und wie diese bewaffnet, mit Helm, Schild und Schwert, dargestellt worden sein soll. Waehrwolf, ein gespenstiges Wesen, das noch in den Köpfen vieler Leute spukt. Der Aberglaube lehrt, ein W. sei ein Mensch (Mann oder Weib), welcher im Stande ist, sich in die Gestalt eines Wolfes zu verwandeln; ein solcher Wolf hat eine ungewöhnliche Grösse und Wildheit, und ist besonders an dem sogenannten Schmachtriemen zu erkennen, einem Riemen, der ihm zur Verwandlung dient, dessen er nicht entbehren kann, den er jedoch so gut als möglich unter den Haaren zu verbergen sucht; sobald er ihn auflöst, ist er wieder Mensch, schiesst man daher auf einen solchen Wolf und trifft an den Riemen, so liegt anstatt des Thieres ein nackter Mann oder eine solche Frau da. Auf diese Weise will man schon oft Hexen, die als W. auf Beute ausgingen, und besonders Kinder raubten, gefangen haben. Waldschayanta, der Palast des indischen Sonnengottes Indra. Waeinaemoeinen (M. der Finnen), einer der obersten Götter, welchen man in den sieben Hauptsternen des grossen Bären zu sehen glaubt. Er nimmt die Seelen der Verstorbenen auf, und ist es einer solchen gelungen, auf den grossen Bären zu kommen, so ist sie der Seligkeit theilhaftig. W. ist mit dem Luft- und Wassergott Ilmarainen verwandt, oder gar dessen Bruder; Beider Vater heisst Kawe, und ist der Einzige, welcher aus sich selbst geboren ist. Die Söhne erfanden die Künste und die Wissenschaften: Ilmarainen die Kunst, das Eisen zu behandeln, W. aber die Kandele (ein geigenartiges Instrument) und mit ihr Dichtkunst und Gesang – Jagd, Fischfang und Krieg, daher er als allgemeiner Gott hoch verehrt wurde. Waeipaes, ein Erdgeist der Finnen, welcher einst mit seinem Gespielen Jautas eine lange Wanderung gemacht hatte, und nun auf Felsen sich ausruhte; aus dem Schweisse dieser Beiden sollen die Schlangen entstanden sein. Wairewert (Ind. M.), Schiwa's Sohn, aus dessen Athem geboren, um den Hochmuth der zu grosser Macht gelangten Büsser zu bestrafen, und Brama, den diese zu sehr erhoben, zu demüthigen. Waischwanara (Ind. M.), Beiname des Agni (Gottes des Feuers); er bedeutet: »das Alles erfüllende Feuer.« Waitana, eine Ceremonie, mit welcher man Wasser heiligt. Waiwassaden (Ind. M.), Vater des Nirkunden und Grossvater des Budatschedi, ein gewaltiger Herrscher Indiens, aus dem Geschlechte der Kinder der Sonne entsprossen. Waiwaswata (Ind. M.), Sohn des Sonnengottes, den Wischnu als Fisch vor der grossen Sündfluth nebst den sieben Rischis rettete. Er, ein Sohn der Sonne, vermählte seine Tochter an Buddha, den Sohn des Mondes; so ist er der Stammvater zweier mächtiger Dynastien, der Mondskinder und der Sonnenkinder. Waizganthos (Slav. M.), Gott der Fruchtbarkeit und des Ackerbaues, von den Litthauern vorzüglich verehrt. Waku nawo sonaja (Japan. M.), ein Fest in Dairi, am ersten Rattentage des zweiten Monats gefeiert, und unter Darbringung frischer Gemüse begangen. Wake ikatsu tsino kami (Japan M.), der Gott der spaltenden Blitze; ein erhabener Gott, der in dem Haupttempel zu Kamo bei Mijako seinen Sitz hat und über das Fatum des Mikado wacht. In seiner Halle werden jährlich mehrere Feste gehalten, unter denen eines, Obimatsuri, besonders merkwürdig ist, weil die Priester dabei in der kostbarsten Kleidung erscheinen, welcher die des Musik-Chores wenig nachgibt. Ausser festlichen Processionen findet dabei auch ein Pferderennen statt, dem nur Kamipriester und Hofbediente des Mikado beiwohnen dürfen. Wala (Nord. M.), eine weise Frau, Zaubernorne, oder nach dem gemeinen Sprachgebrauch Hexe, doch nicht mit eingebildeten, sondern wirklich mit höheren Kräften begabt, im Stande, das Schicksal der Menschen zu bestimmen. Walaskialf (Nord. M.), einer der Paläste, welche Odin in Asgard hatte. Er war ganz mit Silber gedeckt und hatte in seinem Hauptsaal Throne für alle höheren Gottheiten, einen jedoch vorzugsweise erhaben für Odin; er hiess Hlidskialf, und Odin konnte von ihm die ganze Welt überschauen. Walfadur (Nord. M.), Beiname Odins, des Vaters (Herrn) aller auf der Wahlstatt Erschlagenen, weil sich bei ihm die im Kampfe gebliebenen Helden versammelten. Walgino (Slav. M.), Schutzgott der Hausthiere, welcher von den Polen und Schlesiern verehrt wurde. Walhalla (Nord. M.), der goldene Palast im Reiche Odins, in welchem sich alle Helden versammeln, welche an einer Wunde, oder überhaupt im Kampfe geblieben sind. Alles, was die nordischen Helden als Glück und Seligkeit auf der Erde gekannt, fanden sie in Walhalla. Hermode und Braga empfingen sie in dem goldblättrigen Haine Glasor, welcher an den bis zu den Wolken reichenden Palast stiess; in diesem selbst warteten ihrer die reizendsten, blühendsten Jungfrauen, die Walküren, wartete ihrer eine reich besetzte Tafel und Meth in schwelgerischer Fülle, aber auch Kampf und Sieg und Tod und wieder Kampf; denn Odin braucht die Helden, um an dem Tage des Weltunterganges sich gegen Surturs Heerschaaren und die Bewohner von Muspelheim zu wehren. Wali (Nord. M.), Sohn des bösen Loke. Als dieser Baldurs Tod veranlasst, und man ihn darauf in Gestalt eines Luchses im Farangerfall gefangen hatte, ward W. in einen Wolf verwandelt, in welcher Gestalt er seinen Bruder Narwi zerriss, mit dessen Eingeweiden dann Loke gebunden wurde. Ein anderer W. heisst auch Ali. S. d. Walkueren (Nord. M.), liebliche Jungfrauen von unvergänglicher Schönheit und Jugend, die in Walhalla den Helden, welche Odin um sich versammelt, die Freuden der Erde ersetzen. Im Sinne des nordischen Ritterthumes lag es jedoch, im Weibe nicht bloss die Haus-, sondern auch die Kampf-Genossin des Mannes zu sehen, daher sind die W. Schlacht- und Schild-Jungfrauen, und Krieg ihr Element; stets reiten sie in das Getümmel des Kampfes voran, Odin sendet sie zu jeder Feldschlacht, sie bestimmen, wer fallen soll (daher auch ihr Name, von Wal: Schlachtfeld oder Todtenfeld, und küren: wählen, Todtenwählerinnen) und geleiten die Gefallenen zu Odins Mahl. Wama (Ind. M.), Gattin des Königs Aswarena, der aus dem heiligen Geschlechte der Ikswaka's stammt. Sie gebar demselben den Parswa, welcher sich durch seine Frömmigkeit so sehr auszeichnete, dass er einer der 23 ältesten Buddhas wurde. Wamen (Wumana awatara) (Ind. M.), fünfte Incarnation des Wischnu als Lingamzwerg. S. Wischnu. Wan (Nord. M.), einer der in Hel's Reich strömenden Höllenflüsse. Wanadis (Nord. M.), Beiname der Freia, die Wanen-Göttin, weil sie diesem Volke entstammte. Wanagaren oder Banatscheren (Ind. M.), Sohn des Riesenkönigs Bali, herrschte in Mavalipuram. Weil Krischna's Sohn Anuvedh seine Tochter entführte und er denselben gefangen nahm, führte Krischna mit ihm Krieg, eroberte sein Reich, seine Hauptstadt (obgleich Schiwa dieselbe vertheidigte), und hieb dem Riesen seine tausend Hände bis auf zwei ab, mit denen er noch huldigen musste. Es scheint, als solle diese Mythe die Verdrängung des Schiwa-Dienstes durch Wischnu ausdrücken. Wanaheim (Nord. M.), das Land der Wanen, hoch im Norden von Europa gedacht; geschichtlich und geographisch schwer zu bestimmen. Wanen (Nord. M.), eine Völkerschaft, deren Wohnsitz Wanaheim (s. d.) gänzlich unbestimmt ist, und welche man bald an den Don (Tanais), bald an das Nordkap (Finnen, Vanen, W.) versetzt, die nur dadurch merkwürdig wird, dass sie mit den Asen in eine lange dauernde, entsetzliche Fehde verwickelt war, die zu beider Vernichtung führen zu sollen schien, bis man endlich Frieden schloss, und zur Bestätigung desselben Geisel austauschte, so dass die Asen Niord, Freia und Freir, die W. aber Häner und Mimer erhielten; auch spieen beide Parteien in ein Gefäss, aus dessen Inhalt die Asen den weisen Quaser erschufen. Die W. scheinen ein im Götterdienste wohl erfahrenes Volk gewesen zu sein, denn ihre Geisel führten die Verehrung der Götter bei den Asen ein; dagegen schienen sie der Staats- und Regierungs-Kunst unkundig, denn die Asen setzten ihnen Häner zum Könige, und gaben demselben den weisen Mimer als Rath zur Seite; woraus auch eine Art von Unterwürfigkeit der W. unter das Joch der erobernden Asen hervorgeht.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/517>, abgerufen am 23.11.2024.