reich, der Mensch verstehe nur ihre Winke ge¬ horsam, und sie lohnt.
Der Zögling wunderte sich über die vielen Kanäle, mit denen das Land durchzogen war, und die von Flössen und Fahrzeugen wimmelten. Wer hat alle diese Arbeiten vollbracht, und zu welchem Ende? fragte er.
Der Lehrer gab ihm die Antwort: Das Land ist niedrig und zu Kanälen geeignet, die außer der erleichterten Fortbringung auch durch Be¬ wässerung nützen. Sehr einfach hat man sie aufgewühlt, und nach den Strömen geleitet. Ehedem wandten die thörichten Menschen, die gewaltige Kraft in Entbindung gewisser Gas¬ arten, nur auf das Verderben an. Klüglicher hat man späterhin, durch das vervollkommnete Schie߬ pulver, Erdlagen gebessert und Kanäle erschaffen.
Dies Land bringt, trotz seiner großen Be¬ völkerung, die ja auch nur die Erzeugungen mehrt, wohl dreimal mehr Getraide, Obst, Honig und Schlachtvieh hervor, als es selbst verbrauchen kann. Dieser Ueberfluß ladet, wie einleuchtend ist, zum Handel ein. Es giebt kein Land mehr in Europa, das nicht weise genug wäre, seine erste Subsistenz selbst hervorbrin¬
K
reich, der Menſch verſtehe nur ihre Winke ge¬ horſam, und ſie lohnt.
Der Zoͤgling wunderte ſich uͤber die vielen Kanaͤle, mit denen das Land durchzogen war, und die von Floͤſſen und Fahrzeugen wimmelten. Wer hat alle dieſe Arbeiten vollbracht, und zu welchem Ende? fragte er.
Der Lehrer gab ihm die Antwort: Das Land iſt niedrig und zu Kanaͤlen geeignet, die außer der erleichterten Fortbringung auch durch Be¬ waͤſſerung nuͤtzen. Sehr einfach hat man ſie aufgewuͤhlt, und nach den Stroͤmen geleitet. Ehedem wandten die thoͤrichten Menſchen, die gewaltige Kraft in Entbindung gewiſſer Gas¬ arten, nur auf das Verderben an. Kluͤglicher hat man ſpaͤterhin, durch das vervollkommnete Schie߬ pulver, Erdlagen gebeſſert und Kanaͤle erſchaffen.
Dies Land bringt, trotz ſeiner großen Be¬ voͤlkerung, die ja auch nur die Erzeugungen mehrt, wohl dreimal mehr Getraide, Obſt, Honig und Schlachtvieh hervor, als es ſelbſt verbrauchen kann. Dieſer Ueberfluß ladet, wie einleuchtend iſt, zum Handel ein. Es giebt kein Land mehr in Europa, das nicht weiſe genug waͤre, ſeine erſte Subſiſtenz ſelbſt hervorbrin¬
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reich, der Menſch verſtehe nur ihre Winke ge¬
horſam, und ſie lohnt.
Der Zoͤgling wunderte ſich uͤber die vielen
Kanaͤle, mit denen das Land durchzogen war,
und die von Floͤſſen und Fahrzeugen wimmelten.
Wer hat alle dieſe Arbeiten vollbracht, und zu
welchem Ende? fragte er.
Der Lehrer gab ihm die Antwort: Das Land
iſt niedrig und zu Kanaͤlen geeignet, die außer
der erleichterten Fortbringung auch durch Be¬
waͤſſerung nuͤtzen. Sehr einfach hat man ſie
aufgewuͤhlt, und nach den Stroͤmen geleitet.
Ehedem wandten die thoͤrichten Menſchen, die
gewaltige Kraft in Entbindung gewiſſer Gas¬
arten, nur auf das Verderben an. Kluͤglicher hat
man ſpaͤterhin, durch das vervollkommnete Schie߬
pulver, Erdlagen gebeſſert und Kanaͤle erſchaffen.
Dies Land bringt, trotz ſeiner großen Be¬
voͤlkerung, die ja auch nur die Erzeugungen
mehrt, wohl dreimal mehr Getraide, Obſt,
Honig und Schlachtvieh hervor, als es ſelbſt
verbrauchen kann. Dieſer Ueberfluß ladet, wie
einleuchtend iſt, zum Handel ein. Es giebt kein
Land mehr in Europa, das nicht weiſe genug
waͤre, ſeine erſte Subſiſtenz ſelbſt hervorbrin¬
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/157>, abgerufen am 21.11.2024.
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