Weg aus den Räumen der Tiefe, Schwinge dich, heiliger Fittig, Trage mich auf zu den Gipfeln Wo mich weihend umfangen, Lebens Reine und Höhe. Liebe ist Himmel im Staube, Liebe wohnt über den Sternen, Liebe adelt die Jungfrau, O du, der Jungfraun Vorbild, Hohe, Reine, Verklärte, Weihe, heilige mich!
Als die Feier geendet hatte, schrieb Guido an Ini: Heute Mädchen, that dein Bild hohe Wunder. Ich sah den lieblichsten Blumenkranz in Europa, vergaß aber dennoch die Rose nicht, für die ich glühe.
Der Triumph, den eine Geliebte über frem¬ de Schönheiten davon trägt, wird auch von dem Liebenden hoch empfunden, seine Flamme lodert heller, ein edles Selbstgefühl strömt in die Seele, im Bewußtsein reiner Treue, und prägt sich im Auge, auf der Wange, mit einem un¬ vergänglichen Zauber aus. So nahm denn Guido abermal einen neuen Zug der Schöhnheit von hinnen.
Weg aus den Raͤumen der Tiefe, Schwinge dich, heiliger Fittig, Trage mich auf zu den Gipfeln Wo mich weihend umfangen, Lebens Reine und Hoͤhe. Liebe iſt Himmel im Staube, Liebe wohnt uͤber den Sternen, Liebe adelt die Jungfrau, O du, der Jungfraun Vorbild, Hohe, Reine, Verklaͤrte, Weihe, heilige mich!
Als die Feier geendet hatte, ſchrieb Guido an Ini: Heute Maͤdchen, that dein Bild hohe Wunder. Ich ſah den lieblichſten Blumenkranz in Europa, vergaß aber dennoch die Roſe nicht, fuͤr die ich gluͤhe.
Der Triumph, den eine Geliebte uͤber frem¬ de Schoͤnheiten davon traͤgt, wird auch von dem Liebenden hoch empfunden, ſeine Flamme lodert heller, ein edles Selbſtgefuͤhl ſtroͤmt in die Seele, im Bewußtſein reiner Treue, und praͤgt ſich im Auge, auf der Wange, mit einem un¬ vergaͤnglichen Zauber aus. So nahm denn Guido abermal einen neuen Zug der Schoͤhnheit von hinnen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0167"n="155"/><lgn="4"><l>Weg aus den Raͤumen der Tiefe,</l><lb/><l>Schwinge dich, heiliger Fittig,</l><lb/><l>Trage mich auf zu den Gipfeln</l><lb/><l>Wo mich weihend umfangen,</l><lb/><l>Lebens Reine und Hoͤhe.</l><lb/><l>Liebe iſt Himmel im Staube,</l><lb/><l>Liebe wohnt uͤber den Sternen,</l><lb/><l>Liebe adelt die Jungfrau,</l><lb/><l>O du, der Jungfraun Vorbild,</l><lb/><l>Hohe, Reine, Verklaͤrte,</l><lb/><l>Weihe, heilige mich!</l><lb/></lg></lg><p>Als die Feier geendet hatte, ſchrieb Guido<lb/>
an Ini: Heute Maͤdchen, that dein Bild hohe<lb/>
Wunder. Ich ſah den lieblichſten Blumenkranz<lb/>
in Europa, vergaß aber dennoch die Roſe nicht,<lb/>
fuͤr die ich gluͤhe.</p><lb/><p>Der Triumph, den eine Geliebte uͤber frem¬<lb/>
de Schoͤnheiten davon traͤgt, wird auch von dem<lb/>
Liebenden hoch empfunden, ſeine Flamme lodert<lb/>
heller, ein edles Selbſtgefuͤhl ſtroͤmt in die<lb/>
Seele, im Bewußtſein reiner Treue, und praͤgt<lb/>ſich im Auge, auf der Wange, mit einem un¬<lb/>
vergaͤnglichen Zauber aus. So nahm denn Guido<lb/>
abermal einen neuen Zug der Schoͤhnheit von<lb/>
hinnen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[155/0167]
Weg aus den Raͤumen der Tiefe,
Schwinge dich, heiliger Fittig,
Trage mich auf zu den Gipfeln
Wo mich weihend umfangen,
Lebens Reine und Hoͤhe.
Liebe iſt Himmel im Staube,
Liebe wohnt uͤber den Sternen,
Liebe adelt die Jungfrau,
O du, der Jungfraun Vorbild,
Hohe, Reine, Verklaͤrte,
Weihe, heilige mich!
Als die Feier geendet hatte, ſchrieb Guido
an Ini: Heute Maͤdchen, that dein Bild hohe
Wunder. Ich ſah den lieblichſten Blumenkranz
in Europa, vergaß aber dennoch die Roſe nicht,
fuͤr die ich gluͤhe.
Der Triumph, den eine Geliebte uͤber frem¬
de Schoͤnheiten davon traͤgt, wird auch von dem
Liebenden hoch empfunden, ſeine Flamme lodert
heller, ein edles Selbſtgefuͤhl ſtroͤmt in die
Seele, im Bewußtſein reiner Treue, und praͤgt
ſich im Auge, auf der Wange, mit einem un¬
vergaͤnglichen Zauber aus. So nahm denn Guido
abermal einen neuen Zug der Schoͤhnheit von
hinnen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/167>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.