Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.Der Befragte erröthete. Sanft munterte ihn Willst du den Thron deiner Väter besteigen? "Wenn ihr, fromme Väter, mich dessen Das kömmt nur auf dich selbst an. -- Was "Ueberall das Gute zu fördern." Ei, dort falsche Bescheidenheit, hier große "Ich hoffe -- nicht zu irren -- wenn ich So? Du hoffst demnach so gut wie der Vater "Ganz so freilich nicht." O, ihn zu übertreffen muß dein Vorsatz sein, "Noch nicht." Seltsam! Und aus welchem Grunde? Der Befragte erroͤthete. Sanft munterte ihn Willſt du den Thron deiner Vaͤter beſteigen? „Wenn ihr, fromme Vaͤter, mich deſſen Das koͤmmt nur auf dich ſelbſt an. — Was „Ueberall das Gute zu foͤrdern.“ Ei, dort falſche Beſcheidenheit, hier große „Ich hoffe — nicht zu irren — wenn ich So? Du hoffſt demnach ſo gut wie der Vater „Ganz ſo freilich nicht.“ O, ihn zu uͤbertreffen muß dein Vorſatz ſein, „Noch nicht.“ Seltſam! Und aus welchem Grunde? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0215" n="203"/> <p>Der Befragte erroͤthete. Sanft munterte ihn<lb/> aber der Alte auf und fuhr fort:</p><lb/> <p>Willſt du den Thron deiner Vaͤter beſteigen?</p><lb/> <p>„Wenn ihr, fromme Vaͤter, mich deſſen<lb/> wuͤrdig achtet.“</p><lb/> <p>Das koͤmmt nur auf dich ſelbſt an. — Was<lb/> denkſt du hauptſaͤchlich beim Regieren zu thun?</p><lb/> <p>„Ueberall das Gute zu foͤrdern.“</p><lb/> <p>Ei, dort falſche Beſcheidenheit, hier große<lb/> Anmaaßung. Raͤume nur zuvor uͤberall das Boͤſe<lb/> hinweg, ſo wird das Gute von ſelbſt folgen.</p><lb/> <p>„Ich hoffe — nicht zu irren — wenn ich<lb/> ſtrenge den Vater zum Vorbild waͤhle — „</p><lb/> <p>So? Du hoffſt demnach ſo gut wie der Vater<lb/> zu regieren.</p><lb/> <p>„Ganz ſo freilich nicht.“</p><lb/> <p>O, ihn zu uͤbertreffen muß dein Vorſatz ſein,<lb/> wie gerechtes Lob er auch fand. Die neue ent¬<lb/> wickeltere Zeit laͤßt dir ja ihr Licht flammen.<lb/> Durch deine Raͤthe empfaͤngſt du es, kannſt ſeine<lb/> Strahlen, in deiner Vernunft geſammelt, wohl¬<lb/> thaͤtig zuruͤckgießen. — Biſt du vermaͤhlt?</p><lb/> <p>„Noch nicht.“</p><lb/> <p>Seltſam! Und aus welchem Grunde?</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [203/0215]
Der Befragte erroͤthete. Sanft munterte ihn
aber der Alte auf und fuhr fort:
Willſt du den Thron deiner Vaͤter beſteigen?
„Wenn ihr, fromme Vaͤter, mich deſſen
wuͤrdig achtet.“
Das koͤmmt nur auf dich ſelbſt an. — Was
denkſt du hauptſaͤchlich beim Regieren zu thun?
„Ueberall das Gute zu foͤrdern.“
Ei, dort falſche Beſcheidenheit, hier große
Anmaaßung. Raͤume nur zuvor uͤberall das Boͤſe
hinweg, ſo wird das Gute von ſelbſt folgen.
„Ich hoffe — nicht zu irren — wenn ich
ſtrenge den Vater zum Vorbild waͤhle — „
So? Du hoffſt demnach ſo gut wie der Vater
zu regieren.
„Ganz ſo freilich nicht.“
O, ihn zu uͤbertreffen muß dein Vorſatz ſein,
wie gerechtes Lob er auch fand. Die neue ent¬
wickeltere Zeit laͤßt dir ja ihr Licht flammen.
Durch deine Raͤthe empfaͤngſt du es, kannſt ſeine
Strahlen, in deiner Vernunft geſammelt, wohl¬
thaͤtig zuruͤckgießen. — Biſt du vermaͤhlt?
„Noch nicht.“
Seltſam! Und aus welchem Grunde?
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