Ursache aller Lebenserscheinungen in sich tragend, in dem Maaße abgenommen hätten, als diese aus ihren Mitteln hervorgebracht wären. Eben so berechnete sie die endliche vollkommene Kondensa¬ zion der Flüssigkeiten, und wies dann dem er¬ storbenen Felsball eine Trabantenstelle bei einem weit über den Uranus hinaus entstehenden oder dann mit Lebenselement umflossenen Planeten an. Andere Meinungen aber, leiteten die Geburt der Erde, von der Begattung zweier Kometen her, da sie in den Aether geworfen worden, gewisser¬ maaßen in Eigestalt, wo der Urgranit als das Gelbe, die Fluthen als das Weiße zu be¬ trachten wären. Die allmählige Umwandlung der Verhältnisse des Flüssigen zum Festen, nannte diese Meinung, den Wachsthum des Eies, und sein Entfalten zum Kometen, wo einst das kindische Einherwandeln am Gängelbande der Sonnenan¬ ziehkraft aufhören, und der kecke Jüngling sich der Leitung seiner feurigen Wärterin entziehen werde, nicht mehr wärmende Pflege von ihr be¬ dürfend. -- Freilich zeigte sich hier auch so gut wie vormals die Beschränkung des mensch¬ licher Wissens, und Guido drängte den Lehrer bald mit Fragen, auf die er keine Antwort hatte.
Urſache aller Lebenserſcheinungen in ſich tragend, in dem Maaße abgenommen haͤtten, als dieſe aus ihren Mitteln hervorgebracht waͤren. Eben ſo berechnete ſie die endliche vollkommene Kondenſa¬ zion der Fluͤſſigkeiten, und wies dann dem er¬ ſtorbenen Felsball eine Trabantenſtelle bei einem weit uͤber den Uranus hinaus entſtehenden oder dann mit Lebenselement umfloſſenen Planeten an. Andere Meinungen aber, leiteten die Geburt der Erde, von der Begattung zweier Kometen her, da ſie in den Aether geworfen worden, gewiſſer¬ maaßen in Eigeſtalt, wo der Urgranit als das Gelbe, die Fluthen als das Weiße zu be¬ trachten waͤren. Die allmaͤhlige Umwandlung der Verhaͤltniſſe des Fluͤſſigen zum Feſten, nannte dieſe Meinung, den Wachsthum des Eies, und ſein Entfalten zum Kometen, wo einſt das kindiſche Einherwandeln am Gaͤngelbande der Sonnenan¬ ziehkraft aufhoͤren, und der kecke Juͤngling ſich der Leitung ſeiner feurigen Waͤrterin entziehen werde, nicht mehr waͤrmende Pflege von ihr be¬ duͤrfend. — Freilich zeigte ſich hier auch ſo gut wie vormals die Beſchraͤnkung des menſch¬ licher Wiſſens, und Guido draͤngte den Lehrer bald mit Fragen, auf die er keine Antwort hatte.
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Urſache aller Lebenserſcheinungen in ſich tragend,
in dem Maaße abgenommen haͤtten, als dieſe aus
ihren Mitteln hervorgebracht waͤren. Eben ſo
berechnete ſie die endliche vollkommene Kondenſa¬
zion der Fluͤſſigkeiten, und wies dann dem er¬
ſtorbenen Felsball eine Trabantenſtelle bei einem
weit uͤber den Uranus hinaus entſtehenden oder
dann mit Lebenselement umfloſſenen Planeten an.
Andere Meinungen aber, leiteten die Geburt der
Erde, von der Begattung zweier Kometen her,
da ſie in den Aether geworfen worden, gewiſſer¬
maaßen in Eigeſtalt, wo der Urgranit als das
Gelbe, die Fluthen als das Weiße zu be¬
trachten waͤren. Die allmaͤhlige Umwandlung
der Verhaͤltniſſe des Fluͤſſigen zum Feſten, nannte
dieſe Meinung, den Wachsthum des Eies, und
ſein Entfalten zum Kometen, wo einſt das kindiſche
Einherwandeln am Gaͤngelbande der Sonnenan¬
ziehkraft aufhoͤren, und der kecke Juͤngling ſich
der Leitung ſeiner feurigen Waͤrterin entziehen
werde, nicht mehr waͤrmende Pflege von ihr be¬
duͤrfend. — Freilich zeigte ſich hier auch ſo
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/225>, abgerufen am 21.11.2024.
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