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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Uebergang von Liebe zu Liebe lohnt mit hoher
Wonne. Der strafende Vorwurf, was kann er,
als den neuen seligen Taumel würzen!

Guido rief: O wie unterwirft mich der Zau¬
berklang deiner Stimme! Dein Auge strahlt
helle Glorien durch den Schleier. O warum
darf ich es, warum die Blüthe der Wangen
nicht sehn?

Hier nicht, entgegnete die Schönheit, doch
folge nach meiner Wohnung.

Sie stand auf, eine ganz verhüllte, ältliche,
weibliche Maske, trat hinzu, begleitete Jene.

Guido zauderte lange. Ein drängender Zug,
den Himmel weissagend, gebot ihm ihr nachzu¬
eilen, eine innere tadelnde Stimme hielt ihn zu¬
rück. Doch eine weiche Hand, die die seinige
ergriff, und mit ätherischer Wärme durchglühte,
ließ keine Wahl mehr.

Unten harrte ein niedlicher Wagen. Die
Masken stiegen in denselben. Guido nahm rück¬
wärts seinen Platz, man rollte dahin. Das Herz
von süßen Erwartungen bebend, die Gewissensre¬
gungen niederkämpfend, saß der Liebeglühende da,
zur Rede kaum ermannt.

Man hielt an einem Gartenthor, das sich auf

ein

Uebergang von Liebe zu Liebe lohnt mit hoher
Wonne. Der ſtrafende Vorwurf, was kann er,
als den neuen ſeligen Taumel wuͤrzen!

Guido rief: O wie unterwirft mich der Zau¬
berklang deiner Stimme! Dein Auge ſtrahlt
helle Glorien durch den Schleier. O warum
darf ich es, warum die Bluͤthe der Wangen
nicht ſehn?

Hier nicht, entgegnete die Schoͤnheit, doch
folge nach meiner Wohnung.

Sie ſtand auf, eine ganz verhuͤllte, aͤltliche,
weibliche Maske, trat hinzu, begleitete Jene.

Guido zauderte lange. Ein draͤngender Zug,
den Himmel weiſſagend, gebot ihm ihr nachzu¬
eilen, eine innere tadelnde Stimme hielt ihn zu¬
ruͤck. Doch eine weiche Hand, die die ſeinige
ergriff, und mit aͤtheriſcher Waͤrme durchgluͤhte,
ließ keine Wahl mehr.

Unten harrte ein niedlicher Wagen. Die
Masken ſtiegen in denſelben. Guido nahm ruͤck¬
waͤrts ſeinen Platz, man rollte dahin. Das Herz
von ſuͤßen Erwartungen bebend, die Gewiſſensre¬
gungen niederkaͤmpfend, ſaß der Liebegluͤhende da,
zur Rede kaum ermannt.

Man hielt an einem Gartenthor, das ſich auf

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[224/0236] Uebergang von Liebe zu Liebe lohnt mit hoher Wonne. Der ſtrafende Vorwurf, was kann er, als den neuen ſeligen Taumel wuͤrzen! Guido rief: O wie unterwirft mich der Zau¬ berklang deiner Stimme! Dein Auge ſtrahlt helle Glorien durch den Schleier. O warum darf ich es, warum die Bluͤthe der Wangen nicht ſehn? Hier nicht, entgegnete die Schoͤnheit, doch folge nach meiner Wohnung. Sie ſtand auf, eine ganz verhuͤllte, aͤltliche, weibliche Maske, trat hinzu, begleitete Jene. Guido zauderte lange. Ein draͤngender Zug, den Himmel weiſſagend, gebot ihm ihr nachzu¬ eilen, eine innere tadelnde Stimme hielt ihn zu¬ ruͤck. Doch eine weiche Hand, die die ſeinige ergriff, und mit aͤtheriſcher Waͤrme durchgluͤhte, ließ keine Wahl mehr. Unten harrte ein niedlicher Wagen. Die Masken ſtiegen in denſelben. Guido nahm ruͤck¬ waͤrts ſeinen Platz, man rollte dahin. Das Herz von ſuͤßen Erwartungen bebend, die Gewiſſensre¬ gungen niederkaͤmpfend, ſaß der Liebegluͤhende da, zur Rede kaum ermannt. Man hielt an einem Gartenthor, das ſich auf ein

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/236>, abgerufen am 21.11.2024.