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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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aufs Knie, Ahnung, Verwirrung, Furcht und
selige Wonne zugleich im Busen. Des Mädchens
weißer Arm zog den Schleier vom Antlitz -- o
Himmel! -- Geliebte! Mehr vermochte der Jüng¬
ling nicht zu sagen.

Ini trat näher, erhob ihn lächelnd. Prüfen
wollt' ich deine Liebe, sprach sie, Athania war
Zeugin von Allem. -- Die schwarze Maske ent¬
hüllte auch ihr Gesicht.

O ich bin ein Unwürdiger, verdiene den Tod!
rief Guido mit zerrissenem Gemüth.

Richte, Athania! sprach Ini wieder.

Die Erzieherin fing an: Männlich hast du
der scheinbaren Verführung widerstanden. Deine
Flucht war Treue und Tugend. Nicht darf dich
die Liebe anklagen.

O Ini, brach Guido aus, der Schrecken in
nie geahnten himmelvollen Entzückungen verwirrt
mir die Seele. Laß mich Besonnenheit sammeln,
damit ich mein Herz fragen könne, ob Schuld
seine Reinheit trübt? Dann -- o dann will ich
entfliehn, mich ewig zu verbergen!

Frage, entgegnete hold das Mädchen.

Guido schwieg lange, mit tief gesenktem Blick;
dann hob er das Auge langsam empor, doch
freier, klarer.

aufs Knie, Ahnung, Verwirrung, Furcht und
ſelige Wonne zugleich im Buſen. Des Maͤdchens
weißer Arm zog den Schleier vom Antlitz — o
Himmel! — Geliebte! Mehr vermochte der Juͤng¬
ling nicht zu ſagen.

Ini trat naͤher, erhob ihn laͤchelnd. Pruͤfen
wollt' ich deine Liebe, ſprach ſie, Athania war
Zeugin von Allem. — Die ſchwarze Maske ent¬
huͤllte auch ihr Geſicht.

O ich bin ein Unwuͤrdiger, verdiene den Tod!
rief Guido mit zerriſſenem Gemuͤth.

Richte, Athania! ſprach Ini wieder.

Die Erzieherin fing an: Maͤnnlich haſt du
der ſcheinbaren Verfuͤhrung widerſtanden. Deine
Flucht war Treue und Tugend. Nicht darf dich
die Liebe anklagen.

O Ini, brach Guido aus, der Schrecken in
nie geahnten himmelvollen Entzuͤckungen verwirrt
mir die Seele. Laß mich Beſonnenheit ſammeln,
damit ich mein Herz fragen koͤnne, ob Schuld
ſeine Reinheit truͤbt? Dann — o dann will ich
entfliehn, mich ewig zu verbergen!

Frage, entgegnete hold das Maͤdchen.

Guido ſchwieg lange, mit tief geſenktem Blick;
dann hob er das Auge langſam empor, doch
freier, klarer.

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[228/0240] aufs Knie, Ahnung, Verwirrung, Furcht und ſelige Wonne zugleich im Buſen. Des Maͤdchens weißer Arm zog den Schleier vom Antlitz — o Himmel! — Geliebte! Mehr vermochte der Juͤng¬ ling nicht zu ſagen. Ini trat naͤher, erhob ihn laͤchelnd. Pruͤfen wollt' ich deine Liebe, ſprach ſie, Athania war Zeugin von Allem. — Die ſchwarze Maske ent¬ huͤllte auch ihr Geſicht. O ich bin ein Unwuͤrdiger, verdiene den Tod! rief Guido mit zerriſſenem Gemuͤth. Richte, Athania! ſprach Ini wieder. Die Erzieherin fing an: Maͤnnlich haſt du der ſcheinbaren Verfuͤhrung widerſtanden. Deine Flucht war Treue und Tugend. Nicht darf dich die Liebe anklagen. O Ini, brach Guido aus, der Schrecken in nie geahnten himmelvollen Entzuͤckungen verwirrt mir die Seele. Laß mich Beſonnenheit ſammeln, damit ich mein Herz fragen koͤnne, ob Schuld ſeine Reinheit truͤbt? Dann — o dann will ich entfliehn, mich ewig zu verbergen! Frage, entgegnete hold das Maͤdchen. Guido ſchwieg lange, mit tief geſenktem Blick; dann hob er das Auge langſam empor, doch freier, klarer.

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/240>, abgerufen am 21.11.2024.