auch das nämliche süße Staunen in Inis glü¬ hendem Auge. O, rief sie, viel, viel hat mein Guido während seiner Entfernung gethan, die innere Schönheit auszubilden, der letzte Sieg göttlicher Tugend machte dich verwandter noch mit meinem Ideal, der unverkennbare Zug des edlen Triumphgefühls ist dir auf ewig ein¬ geprägt.
"O Ini -- ich weiß mich nicht anzuklagen, und dennoch -- ich hätte nicht folgen sollen --"
Ohne Gefahr kein Kampf, ohne Kampf kein Sieg.
Guido ließ nun seinem Entzücken über Inis neue hinreißende Anmuth freien Lauf.
Sie sprach: Das Weib kann daheim nur im Stillen sinnen, wo der Mann in die Ferne schweift, handelt, wirkt. Doch über sein Han¬ deln und Wirken sinnt eben einsame Liebe un¬ gestört, und frägt das ruhige Gefühl nach dem Rechten, Guten, Wahren. Ich, die Malerin, ersann daheim deine Aufgabe. Mein Gefühl weissagte ihre Lösung. Der Geist deiner Liebe mußte ferner walten, und redlich hat er gewal¬ tet. Doch ist das Ziel noch nicht erreicht. Viel¬ leicht lange noch nicht. Sei nicht traurig. Die
auch das naͤmliche ſuͤße Staunen in Inis gluͤ¬ hendem Auge. O, rief ſie, viel, viel hat mein Guido waͤhrend ſeiner Entfernung gethan, die innere Schoͤnheit auszubilden, der letzte Sieg goͤttlicher Tugend machte dich verwandter noch mit meinem Ideal, der unverkennbare Zug des edlen Triumphgefuͤhls iſt dir auf ewig ein¬ gepraͤgt.
„O Ini — ich weiß mich nicht anzuklagen, und dennoch — ich haͤtte nicht folgen ſollen —“
Ohne Gefahr kein Kampf, ohne Kampf kein Sieg.
Guido ließ nun ſeinem Entzuͤcken uͤber Inis neue hinreißende Anmuth freien Lauf.
Sie ſprach: Das Weib kann daheim nur im Stillen ſinnen, wo der Mann in die Ferne ſchweift, handelt, wirkt. Doch uͤber ſein Han¬ deln und Wirken ſinnt eben einſame Liebe un¬ geſtoͤrt, und fraͤgt das ruhige Gefuͤhl nach dem Rechten, Guten, Wahren. Ich, die Malerin, erſann daheim deine Aufgabe. Mein Gefuͤhl weiſſagte ihre Loͤſung. Der Geiſt deiner Liebe mußte ferner walten, und redlich hat er gewal¬ tet. Doch iſt das Ziel noch nicht erreicht. Viel¬ leicht lange noch nicht. Sei nicht traurig. Die
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auch das naͤmliche ſuͤße Staunen in Inis gluͤ¬
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Guido waͤhrend ſeiner Entfernung gethan, die
innere Schoͤnheit auszubilden, der letzte Sieg
goͤttlicher Tugend machte dich verwandter noch
mit meinem Ideal, der unverkennbare Zug des
edlen Triumphgefuͤhls iſt dir auf ewig ein¬
gepraͤgt.
„O Ini — ich weiß mich nicht anzuklagen,
und dennoch — ich haͤtte nicht folgen ſollen —“
Ohne Gefahr kein Kampf, ohne Kampf kein
Sieg.
Guido ließ nun ſeinem Entzuͤcken uͤber Inis
neue hinreißende Anmuth freien Lauf.
Sie ſprach: Das Weib kann daheim nur im
Stillen ſinnen, wo der Mann in die Ferne
ſchweift, handelt, wirkt. Doch uͤber ſein Han¬
deln und Wirken ſinnt eben einſame Liebe un¬
geſtoͤrt, und fraͤgt das ruhige Gefuͤhl nach dem
Rechten, Guten, Wahren. Ich, die Malerin,
erſann daheim deine Aufgabe. Mein Gefuͤhl
weiſſagte ihre Loͤſung. Der Geiſt deiner Liebe
mußte ferner walten, und redlich hat er gewal¬
tet. Doch iſt das Ziel noch nicht erreicht. Viel¬
leicht lange noch nicht. Sei nicht traurig. Die
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/242>, abgerufen am 16.02.2025.
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