Firniß überzogen. Wallfischrippen, durch Klam¬ mern verbunden, spannen ihn bis zur Mitte, von da wird der gardinenartig aufgehobene Theil, mittelst gewaltiger Taue, die nach allen Seiten in Abständen von Hundert Klaftern, zur Erde gehn, niedergezogen und wieder empor ge¬ bracht. Die Erhebung der Wallfischrippen voll¬ zieht ein ungemein kunstreicher Mechanismus.
Indem er noch sprach, umdunkelte sich der schon trübe Himmel noch mehr, die Gewölke nahmen gegen die Stadt ihren Lauf. Eine Fahne wehte plötzlich vom Gipfel der Piramide, das Zeichen für sämmtliche Arbeiter an ihr Werk zu gehn. Nun währte es kaum zwei Minuten und das weite Gezelt breitete sich über die Tem¬ pel und Häusermassen hin. Der Postillon trieb die Adler mächtig an, um auch bald den Schutz zu genießen, und in kurzem befand man sich unter der wohlthätigen Decke, auf welche der Platzregen mit dumpfhohlem Getöse niederschlug. Guido bewunderte am meisten die Röhren des Umkreises, die das abströmende Wasser auffingen, und in die verschiedenen, zu diesem Zweck gegra¬ benen, Teichbassins leiteten, die wieder einen Abfluß in der Seine fanden. Er betheuerte: un¬
Firniß uͤberzogen. Wallfiſchrippen, durch Klam¬ mern verbunden, ſpannen ihn bis zur Mitte, von da wird der gardinenartig aufgehobene Theil, mittelſt gewaltiger Taue, die nach allen Seiten in Abſtaͤnden von Hundert Klaftern, zur Erde gehn, niedergezogen und wieder empor ge¬ bracht. Die Erhebung der Wallfiſchrippen voll¬ zieht ein ungemein kunſtreicher Mechanismus.
Indem er noch ſprach, umdunkelte ſich der ſchon truͤbe Himmel noch mehr, die Gewoͤlke nahmen gegen die Stadt ihren Lauf. Eine Fahne wehte ploͤtzlich vom Gipfel der Piramide, das Zeichen fuͤr ſaͤmmtliche Arbeiter an ihr Werk zu gehn. Nun waͤhrte es kaum zwei Minuten und das weite Gezelt breitete ſich uͤber die Tem¬ pel und Haͤuſermaſſen hin. Der Poſtillon trieb die Adler maͤchtig an, um auch bald den Schutz zu genießen, und in kurzem befand man ſich unter der wohlthaͤtigen Decke, auf welche der Platzregen mit dumpfhohlem Getoͤſe niederſchlug. Guido bewunderte am meiſten die Roͤhren des Umkreiſes, die das abſtroͤmende Waſſer auffingen, und in die verſchiedenen, zu dieſem Zweck gegra¬ benen, Teichbaſſins leiteten, die wieder einen Abfluß in der Seine fanden. Er betheuerte: un¬
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Firniß uͤberzogen. Wallfiſchrippen, durch Klam¬
mern verbunden, ſpannen ihn bis zur Mitte,
von da wird der gardinenartig aufgehobene
Theil, mittelſt gewaltiger Taue, die nach allen
Seiten in Abſtaͤnden von Hundert Klaftern, zur
Erde gehn, niedergezogen und wieder empor ge¬
bracht. Die Erhebung der Wallfiſchrippen voll¬
zieht ein ungemein kunſtreicher Mechanismus.
Indem er noch ſprach, umdunkelte ſich der
ſchon truͤbe Himmel noch mehr, die Gewoͤlke
nahmen gegen die Stadt ihren Lauf. Eine
Fahne wehte ploͤtzlich vom Gipfel der Piramide,
das Zeichen fuͤr ſaͤmmtliche Arbeiter an ihr Werk
zu gehn. Nun waͤhrte es kaum zwei Minuten
und das weite Gezelt breitete ſich uͤber die Tem¬
pel und Haͤuſermaſſen hin. Der Poſtillon trieb
die Adler maͤchtig an, um auch bald den Schutz
zu genießen, und in kurzem befand man ſich
unter der wohlthaͤtigen Decke, auf welche der
Platzregen mit dumpfhohlem Getoͤſe niederſchlug.
Guido bewunderte am meiſten die Roͤhren des
Umkreiſes, die das abſtroͤmende Waſſer auffingen,
und in die verſchiedenen, zu dieſem Zweck gegra¬
benen, Teichbaſſins leiteten, die wieder einen
Abfluß in der Seine fanden. Er betheuerte: un¬
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/247>, abgerufen am 21.11.2024.
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