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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Thaten im Heere, erwärmte sein Herz noch mehr
für dich. Frage nicht weiter, genieße, und vor
allen Dingen, lerne, begreife, mache dich der
Güte ferner werth."

Guidos Nachsinnen ward ernster. Einige
Minuten darauf brach er aus: O daß ich keine
Eltern kenne, und so süße Gefühle, wie die kind¬
lichen, mir versagt wurden! Erst bei den Fünd¬
lingen erzogen, hernach unter deiner Leitung, die
mich allerdings keinen Vater missen ließ, ahnte
ich tiefere Empfindungen nicht. Allein, nachdem
ich auf der Reise so oft das entzückende Schau¬
spiel eines engen Familienbandes sah, beweinte
ich im Stillen mein hartes Loos.

Gelino drückte ihm gerührt die Hand. Ge¬
duld mein Sohn, vielleicht findest du einst dei¬
nen Vater.

Stürmische Ungeduld entbrannte in dem
Jüngling. Von süßen Hoffnungen wogte sein
Busen. Er drang feurig in den Lehrer, ihm das
Geheimniß seiner Geburt aufzuklären, wenn er
anders den Schlüssel dazu hätte, oder wenn er
nichts genau wisse, ihm seine Vermuthungen zu
nennen. Der Lehrer brach aber gemessen ab,
empfahl ihm ruhiges Erwarten der Lösung seines

Q 2

Thaten im Heere, erwaͤrmte ſein Herz noch mehr
fuͤr dich. Frage nicht weiter, genieße, und vor
allen Dingen, lerne, begreife, mache dich der
Guͤte ferner werth.“

Guidos Nachſinnen ward ernſter. Einige
Minuten darauf brach er aus: O daß ich keine
Eltern kenne, und ſo ſuͤße Gefuͤhle, wie die kind¬
lichen, mir verſagt wurden! Erſt bei den Fuͤnd¬
lingen erzogen, hernach unter deiner Leitung, die
mich allerdings keinen Vater miſſen ließ, ahnte
ich tiefere Empfindungen nicht. Allein, nachdem
ich auf der Reiſe ſo oft das entzuͤckende Schau¬
ſpiel eines engen Familienbandes ſah, beweinte
ich im Stillen mein hartes Loos.

Gelino druͤckte ihm geruͤhrt die Hand. Ge¬
duld mein Sohn, vielleicht findeſt du einſt dei¬
nen Vater.

Stuͤrmiſche Ungeduld entbrannte in dem
Juͤngling. Von ſuͤßen Hoffnungen wogte ſein
Buſen. Er drang feurig in den Lehrer, ihm das
Geheimniß ſeiner Geburt aufzuklaͤren, wenn er
anders den Schluͤſſel dazu haͤtte, oder wenn er
nichts genau wiſſe, ihm ſeine Vermuthungen zu
nennen. Der Lehrer brach aber gemeſſen ab,
empfahl ihm ruhiges Erwarten der Loͤſung ſeines

Q 2
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[243/0255] Thaten im Heere, erwaͤrmte ſein Herz noch mehr fuͤr dich. Frage nicht weiter, genieße, und vor allen Dingen, lerne, begreife, mache dich der Guͤte ferner werth.“ Guidos Nachſinnen ward ernſter. Einige Minuten darauf brach er aus: O daß ich keine Eltern kenne, und ſo ſuͤße Gefuͤhle, wie die kind¬ lichen, mir verſagt wurden! Erſt bei den Fuͤnd¬ lingen erzogen, hernach unter deiner Leitung, die mich allerdings keinen Vater miſſen ließ, ahnte ich tiefere Empfindungen nicht. Allein, nachdem ich auf der Reiſe ſo oft das entzuͤckende Schau¬ ſpiel eines engen Familienbandes ſah, beweinte ich im Stillen mein hartes Loos. Gelino druͤckte ihm geruͤhrt die Hand. Ge¬ duld mein Sohn, vielleicht findeſt du einſt dei¬ nen Vater. Stuͤrmiſche Ungeduld entbrannte in dem Juͤngling. Von ſuͤßen Hoffnungen wogte ſein Buſen. Er drang feurig in den Lehrer, ihm das Geheimniß ſeiner Geburt aufzuklaͤren, wenn er anders den Schluͤſſel dazu haͤtte, oder wenn er nichts genau wiſſe, ihm ſeine Vermuthungen zu nennen. Der Lehrer brach aber gemeſſen ab, empfahl ihm ruhiges Erwarten der Loͤſung ſeines Q 2

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/255>, abgerufen am 22.11.2024.