Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

sehr höflich und rief einige Träger, welche
schwere Goldsäcke auf einen Wagen luden. Der
Lehrer sah alles nach, gab ihm Empfangscheine,
und nahm dann mit seinem Zögling Platz auf
dem Wagen.

Dieser hatte befremdet und nachdenkend
zugesehn. Nun fragte er: Woher die großen
Summen, und wozu? Gelino antwortete:
Wir behalfen uns bisher mit geringen Kosten,
doch in Paris und London wollen wir einigen
Aufwand machen, damit du auch mit dem Leben
des Reichthumes vertraut wirst.

Da empfange ich nur eine Auskunft, rief
Guido. Woher, frage ich abermal, die großen
Summen?

"Von dem nämlichen Wohlthäter, der dich
bisher in den Stand setzte, die Welt reisend
zu betrachten."

O dieser Wohlthäter muß reich, sehr reich
sein. Mein leichter Sinn fragte noch wenig
darum. Was gilts aber, es ist der Kaiser
selbst, dem ich so viele Zeichen der Milde ver¬
danke?

"Ja mein junger Freund, es ist der Kaiser.
Was er von dir hörte, besonders von deinen

ſehr hoͤflich und rief einige Traͤger, welche
ſchwere Goldſaͤcke auf einen Wagen luden. Der
Lehrer ſah alles nach, gab ihm Empfangſcheine,
und nahm dann mit ſeinem Zoͤgling Platz auf
dem Wagen.

Dieſer hatte befremdet und nachdenkend
zugeſehn. Nun fragte er: Woher die großen
Summen, und wozu? Gelino antwortete:
Wir behalfen uns bisher mit geringen Koſten,
doch in Paris und London wollen wir einigen
Aufwand machen, damit du auch mit dem Leben
des Reichthumes vertraut wirſt.

Da empfange ich nur eine Auskunft, rief
Guido. Woher, frage ich abermal, die großen
Summen?

„Von dem naͤmlichen Wohlthaͤter, der dich
bisher in den Stand ſetzte, die Welt reiſend
zu betrachten.“

O dieſer Wohlthaͤter muß reich, ſehr reich
ſein. Mein leichter Sinn fragte noch wenig
darum. Was gilts aber, es iſt der Kaiſer
ſelbſt, dem ich ſo viele Zeichen der Milde ver¬
danke?

„Ja mein junger Freund, es iſt der Kaiſer.
Was er von dir hoͤrte, beſonders von deinen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0254" n="242"/>
&#x017F;ehr ho&#x0364;flich und rief einige Tra&#x0364;ger, welche<lb/>
&#x017F;chwere Gold&#x017F;a&#x0364;cke auf einen Wagen luden. Der<lb/>
Lehrer &#x017F;ah alles nach, gab ihm Empfang&#x017F;cheine,<lb/>
und nahm dann mit &#x017F;einem Zo&#x0364;gling Platz auf<lb/>
dem Wagen.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er hatte befremdet und nachdenkend<lb/>
zuge&#x017F;ehn. Nun fragte er: Woher die großen<lb/>
Summen, und wozu? Gelino antwortete:<lb/>
Wir behalfen uns bisher mit geringen Ko&#x017F;ten,<lb/>
doch in Paris und London wollen wir einigen<lb/>
Aufwand machen, damit du auch mit dem Leben<lb/>
des Reichthumes vertraut wir&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Da empfange ich nur eine Auskunft, rief<lb/>
Guido. Woher, frage ich abermal, die großen<lb/>
Summen?</p><lb/>
          <p>&#x201E;Von dem na&#x0364;mlichen Wohltha&#x0364;ter, der dich<lb/>
bisher in den Stand &#x017F;etzte, die Welt rei&#x017F;end<lb/>
zu betrachten.&#x201C;</p><lb/>
          <p>O die&#x017F;er Wohltha&#x0364;ter muß reich, &#x017F;ehr reich<lb/>
&#x017F;ein. Mein leichter Sinn fragte noch wenig<lb/>
darum. Was gilts aber, es i&#x017F;t der Kai&#x017F;er<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, dem ich &#x017F;o viele Zeichen der Milde ver¬<lb/>
danke?</p><lb/>
          <p>&#x201E;Ja mein junger Freund, es i&#x017F;t der Kai&#x017F;er.<lb/>
Was er von dir ho&#x0364;rte, be&#x017F;onders von deinen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0254] ſehr hoͤflich und rief einige Traͤger, welche ſchwere Goldſaͤcke auf einen Wagen luden. Der Lehrer ſah alles nach, gab ihm Empfangſcheine, und nahm dann mit ſeinem Zoͤgling Platz auf dem Wagen. Dieſer hatte befremdet und nachdenkend zugeſehn. Nun fragte er: Woher die großen Summen, und wozu? Gelino antwortete: Wir behalfen uns bisher mit geringen Koſten, doch in Paris und London wollen wir einigen Aufwand machen, damit du auch mit dem Leben des Reichthumes vertraut wirſt. Da empfange ich nur eine Auskunft, rief Guido. Woher, frage ich abermal, die großen Summen? „Von dem naͤmlichen Wohlthaͤter, der dich bisher in den Stand ſetzte, die Welt reiſend zu betrachten.“ O dieſer Wohlthaͤter muß reich, ſehr reich ſein. Mein leichter Sinn fragte noch wenig darum. Was gilts aber, es iſt der Kaiſer ſelbſt, dem ich ſo viele Zeichen der Milde ver¬ danke? „Ja mein junger Freund, es iſt der Kaiſer. Was er von dir hoͤrte, beſonders von deinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/254
Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/254>, abgerufen am 22.11.2024.