sehr höflich und rief einige Träger, welche schwere Goldsäcke auf einen Wagen luden. Der Lehrer sah alles nach, gab ihm Empfangscheine, und nahm dann mit seinem Zögling Platz auf dem Wagen.
Dieser hatte befremdet und nachdenkend zugesehn. Nun fragte er: Woher die großen Summen, und wozu? Gelino antwortete: Wir behalfen uns bisher mit geringen Kosten, doch in Paris und London wollen wir einigen Aufwand machen, damit du auch mit dem Leben des Reichthumes vertraut wirst.
Da empfange ich nur eine Auskunft, rief Guido. Woher, frage ich abermal, die großen Summen?
"Von dem nämlichen Wohlthäter, der dich bisher in den Stand setzte, die Welt reisend zu betrachten."
O dieser Wohlthäter muß reich, sehr reich sein. Mein leichter Sinn fragte noch wenig darum. Was gilts aber, es ist der Kaiser selbst, dem ich so viele Zeichen der Milde ver¬ danke?
"Ja mein junger Freund, es ist der Kaiser. Was er von dir hörte, besonders von deinen
ſehr hoͤflich und rief einige Traͤger, welche ſchwere Goldſaͤcke auf einen Wagen luden. Der Lehrer ſah alles nach, gab ihm Empfangſcheine, und nahm dann mit ſeinem Zoͤgling Platz auf dem Wagen.
Dieſer hatte befremdet und nachdenkend zugeſehn. Nun fragte er: Woher die großen Summen, und wozu? Gelino antwortete: Wir behalfen uns bisher mit geringen Koſten, doch in Paris und London wollen wir einigen Aufwand machen, damit du auch mit dem Leben des Reichthumes vertraut wirſt.
Da empfange ich nur eine Auskunft, rief Guido. Woher, frage ich abermal, die großen Summen?
„Von dem naͤmlichen Wohlthaͤter, der dich bisher in den Stand ſetzte, die Welt reiſend zu betrachten.“
O dieſer Wohlthaͤter muß reich, ſehr reich ſein. Mein leichter Sinn fragte noch wenig darum. Was gilts aber, es iſt der Kaiſer ſelbſt, dem ich ſo viele Zeichen der Milde ver¬ danke?
„Ja mein junger Freund, es iſt der Kaiſer. Was er von dir hoͤrte, beſonders von deinen
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ſehr hoͤflich und rief einige Traͤger, welche
ſchwere Goldſaͤcke auf einen Wagen luden. Der
Lehrer ſah alles nach, gab ihm Empfangſcheine,
und nahm dann mit ſeinem Zoͤgling Platz auf
dem Wagen.
Dieſer hatte befremdet und nachdenkend
zugeſehn. Nun fragte er: Woher die großen
Summen, und wozu? Gelino antwortete:
Wir behalfen uns bisher mit geringen Koſten,
doch in Paris und London wollen wir einigen
Aufwand machen, damit du auch mit dem Leben
des Reichthumes vertraut wirſt.
Da empfange ich nur eine Auskunft, rief
Guido. Woher, frage ich abermal, die großen
Summen?
„Von dem naͤmlichen Wohlthaͤter, der dich
bisher in den Stand ſetzte, die Welt reiſend
zu betrachten.“
O dieſer Wohlthaͤter muß reich, ſehr reich
ſein. Mein leichter Sinn fragte noch wenig
darum. Was gilts aber, es iſt der Kaiſer
ſelbſt, dem ich ſo viele Zeichen der Milde ver¬
danke?
„Ja mein junger Freund, es iſt der Kaiſer.
Was er von dir hoͤrte, beſonders von deinen
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/254>, abgerufen am 22.11.2024.
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