Euridizens und der anderen Schatten Körper leuchteten. Und doch war Euridize die nämliche, welche er im ersten Akte gesehn, doch bewegte sie sich lebend, sang. Er ward nun durch seinen Lehrer unterrichtet: Alle Gestalten, die wir jetzt sehen, sind nur der wirklichen, in einem Nebenge[unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen] befindlichen, Wiederscheine, durch ungemein sinnreiche, optische Laternen, hervorge¬ bracht. Daher muß das Licht diese Euridize durchschimmern, denn, treu der Fabel, ist es wirklich nur ihr Schatten. Daß auch die Blu¬ men, Gebüsche, Hügel, so zarte Umrisse, so seltsam fremdartige Farben zeigen, macht eine große Platte von grünem doch klaren Glas, wel¬ che davor hängt, wie jener Spiegel, im ganzen Umfang der Bühne, ohne daß wir sie wahr¬ nehmen.
Musik, Gesang, Tänze waren den übrigen Vorwürfen an Vollkommenheit ähnlich, und mit hohem Entzücken verließ Guido dies Schau¬ spiel, sich lange noch Orpheus, und Ini Euri¬ dize träumend.
Sie sahen auch das große Trauerspiel. Der Dichter hatte in dem heutigen Stücke eine That¬ sache der Vorzeit behandelt, und viel gegen
Euridizens und der anderen Schatten Koͤrper leuchteten. Und doch war Euridize die naͤmliche, welche er im erſten Akte geſehn, doch bewegte ſie ſich lebend, ſang. Er ward nun durch ſeinen Lehrer unterrichtet: Alle Geſtalten, die wir jetzt ſehen, ſind nur der wirklichen, in einem Nebenge[unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen] befindlichen, Wiederſcheine, durch ungemein ſinnreiche, optiſche Laternen, hervorge¬ bracht. Daher muß das Licht dieſe Euridize durchſchimmern, denn, treu der Fabel, iſt es wirklich nur ihr Schatten. Daß auch die Blu¬ men, Gebuͤſche, Huͤgel, ſo zarte Umriſſe, ſo ſeltſam fremdartige Farben zeigen, macht eine große Platte von gruͤnem doch klaren Glas, wel¬ che davor haͤngt, wie jener Spiegel, im ganzen Umfang der Buͤhne, ohne daß wir ſie wahr¬ nehmen.
Muſik, Geſang, Taͤnze waren den uͤbrigen Vorwuͤrfen an Vollkommenheit aͤhnlich, und mit hohem Entzuͤcken verließ Guido dies Schau¬ ſpiel, ſich lange noch Orpheus, und Ini Euri¬ dize traͤumend.
Sie ſahen auch das große Trauerſpiel. Der Dichter hatte in dem heutigen Stuͤcke eine That¬ ſache der Vorzeit behandelt, und viel gegen
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Euridizens und der anderen Schatten Koͤrper
leuchteten. Und doch war Euridize die naͤmliche,
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ſie ſich lebend, ſang. Er ward nun durch ſeinen
Lehrer unterrichtet: Alle Geſtalten, die wir
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ungemein ſinnreiche, optiſche Laternen, hervorge¬
bracht. Daher muß das Licht dieſe Euridize
durchſchimmern, denn, treu der Fabel, iſt es
wirklich nur ihr Schatten. Daß auch die Blu¬
men, Gebuͤſche, Huͤgel, ſo zarte Umriſſe, ſo
ſeltſam fremdartige Farben zeigen, macht eine
große Platte von gruͤnem doch klaren Glas, wel¬
che davor haͤngt, wie jener Spiegel, im ganzen
Umfang der Buͤhne, ohne daß wir ſie wahr¬
nehmen.
Muſik, Geſang, Taͤnze waren den uͤbrigen
Vorwuͤrfen an Vollkommenheit aͤhnlich, und mit
hohem Entzuͤcken verließ Guido dies Schau¬
ſpiel, ſich lange noch Orpheus, und Ini Euri¬
dize traͤumend.
Sie ſahen auch das große Trauerſpiel. Der
Dichter hatte in dem heutigen Stuͤcke eine That¬
ſache der Vorzeit behandelt, und viel gegen
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/270>, abgerufen am 22.11.2024.
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