Doch eine andere Szene fesselte Guidos Aufmerksamkeit, wo möglich, noch mehr. Da er nämlich am Ausfluß des Tago umherging, kam etwas über die See, keinem Schiffe glei¬ chend. Das Herannahen des Phänomens setzte ihn in nur heißere Verwunderung. Er begriff nicht, wie ein Gegenstand von diesem Umfange auf den Wogen schwimmen könne. Endlich sah er klar, daß es eine Insel sei, und halb Lissa¬ bon strömte hinaus, sie anzustaunen.
Sie kam noch näher. Fernröhre hatten die Versammlung Neugieriger schon überzeugt, daß sich viele Menschen darauf befänden, welche theils auf dem Rasen und in den kleinen Ge¬ büschen sich ergingen, theils in einem Wohn¬ hause, das man auf dem Eilande erblickte, al¬ lerhand Zeitvertreib hielten. Wer konnte aber das alles erklären? War ein Stück Land irgendwo durch ein gewaltsam Naturereigniß losgerissen worden, und schwamm es nun zufällig gerade auf Lissabon her? Niemand wußte, was er den¬ ken sollte.
Freundlich grüßten aber von der Insel Kano¬ nenschüsse, und die dankende Antwort wurde vom Kasteel des Hafens nicht vergessen.
Doch eine andere Szene feſſelte Guidos Aufmerkſamkeit, wo moͤglich, noch mehr. Da er naͤmlich am Ausfluß des Tago umherging, kam etwas uͤber die See, keinem Schiffe glei¬ chend. Das Herannahen des Phaͤnomens ſetzte ihn in nur heißere Verwunderung. Er begriff nicht, wie ein Gegenſtand von dieſem Umfange auf den Wogen ſchwimmen koͤnne. Endlich ſah er klar, daß es eine Inſel ſei, und halb Liſſa¬ bon ſtroͤmte hinaus, ſie anzuſtaunen.
Sie kam noch naͤher. Fernroͤhre hatten die Verſammlung Neugieriger ſchon uͤberzeugt, daß ſich viele Menſchen darauf befaͤnden, welche theils auf dem Raſen und in den kleinen Ge¬ buͤſchen ſich ergingen, theils in einem Wohn¬ hauſe, das man auf dem Eilande erblickte, al¬ lerhand Zeitvertreib hielten. Wer konnte aber das alles erklaͤren? War ein Stuͤck Land irgendwo durch ein gewaltſam Naturereigniß losgeriſſen worden, und ſchwamm es nun zufaͤllig gerade auf Liſſabon her? Niemand wußte, was er den¬ ken ſollte.
Freundlich gruͤßten aber von der Inſel Kano¬ nenſchuͤſſe, und die dankende Antwort wurde vom Kaſteel des Hafens nicht vergeſſen.
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Doch eine andere Szene feſſelte Guidos
Aufmerkſamkeit, wo moͤglich, noch mehr. Da
er naͤmlich am Ausfluß des Tago umherging,
kam etwas uͤber die See, keinem Schiffe glei¬
chend. Das Herannahen des Phaͤnomens ſetzte
ihn in nur heißere Verwunderung. Er begriff
nicht, wie ein Gegenſtand von dieſem Umfange
auf den Wogen ſchwimmen koͤnne. Endlich ſah
er klar, daß es eine Inſel ſei, und halb Liſſa¬
bon ſtroͤmte hinaus, ſie anzuſtaunen.
Sie kam noch naͤher. Fernroͤhre hatten die
Verſammlung Neugieriger ſchon uͤberzeugt, daß
ſich viele Menſchen darauf befaͤnden, welche
theils auf dem Raſen und in den kleinen Ge¬
buͤſchen ſich ergingen, theils in einem Wohn¬
hauſe, das man auf dem Eilande erblickte, al¬
lerhand Zeitvertreib hielten. Wer konnte aber
das alles erklaͤren? War ein Stuͤck Land irgendwo
durch ein gewaltſam Naturereigniß losgeriſſen
worden, und ſchwamm es nun zufaͤllig gerade
auf Liſſabon her? Niemand wußte, was er den¬
ken ſollte.
Freundlich gruͤßten aber von der Inſel Kano¬
nenſchuͤſſe, und die dankende Antwort wurde
vom Kaſteel des Hafens nicht vergeſſen.
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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