kleinen Meerbusen als Eigenthum zu verschaffen. Seine Enge vorn ließ ich mit einem Damm versehn, der durch eine Schleuse gesperrt wer¬ den konnte. Eine Wohnung erbaute ich mir am einsamen Strand, machte Niemand zum Zeugen meines Vorhabens, als einige Knechte, weil ich vor der Zeit nicht davon geredet wissen, und von keinen Neugierigen überlaufen sein wollte.
Nun ruhte ich nicht, bis es mir gelungen war, vieler jungen Wallfische habhaft zu werden, wobei mir Taucherhütten und dazu eingerichtete Fangwerke dienten.
Dies gelang, aber mein weiteres Beginnen war mühevoll. Doch jung, kräftig, ausdauernd und mein Ziel mit festem Willen ins Auge ge¬ faßt, ließ ich mich nicht ermüden. Daß ich kurz bin, sage ich euch, wie ich mein Vorhaben funfzig ganzer Jahre lang treu verfolgte. Dann sahe ich mich aber auch belohnt. Es war mir ein Schertz, eine Brigg oder einen Dreimaster von wohlein¬ gefahrenen Wallfischen dahin schleppen lassen, ich sah jedoch auch ein, wie die Kraft dieser Unge¬ heuer noch mehr leisten könne. Da fertigte ich einen großen Floß, aus aneinander gefügtem
kleinen Meerbuſen als Eigenthum zu verſchaffen. Seine Enge vorn ließ ich mit einem Damm verſehn, der durch eine Schleuſe geſperrt wer¬ den konnte. Eine Wohnung erbaute ich mir am einſamen Strand, machte Niemand zum Zeugen meines Vorhabens, als einige Knechte, weil ich vor der Zeit nicht davon geredet wiſſen, und von keinen Neugierigen uͤberlaufen ſein wollte.
Nun ruhte ich nicht, bis es mir gelungen war, vieler jungen Wallfiſche habhaft zu werden, wobei mir Taucherhuͤtten und dazu eingerichtete Fangwerke dienten.
Dies gelang, aber mein weiteres Beginnen war muͤhevoll. Doch jung, kraͤftig, ausdauernd und mein Ziel mit feſtem Willen ins Auge ge¬ faßt, ließ ich mich nicht ermuͤden. Daß ich kurz bin, ſage ich euch, wie ich mein Vorhaben funfzig ganzer Jahre lang treu verfolgte. Dann ſahe ich mich aber auch belohnt. Es war mir ein Schertz, eine Brigg oder einen Dreimaſter von wohlein¬ gefahrenen Wallfiſchen dahin ſchleppen laſſen, ich ſah jedoch auch ein, wie die Kraft dieſer Unge¬ heuer noch mehr leiſten koͤnne. Da fertigte ich einen großen Floß, aus aneinander gefuͤgtem
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kleinen Meerbuſen als Eigenthum zu verſchaffen.
Seine Enge vorn ließ ich mit einem Damm
verſehn, der durch eine Schleuſe geſperrt wer¬
den konnte. Eine Wohnung erbaute ich mir am
einſamen Strand, machte Niemand zum Zeugen
meines Vorhabens, als einige Knechte, weil ich
vor der Zeit nicht davon geredet wiſſen, und von
keinen Neugierigen uͤberlaufen ſein wollte.
Nun ruhte ich nicht, bis es mir gelungen
war, vieler jungen Wallfiſche habhaft zu werden,
wobei mir Taucherhuͤtten und dazu eingerichtete
Fangwerke dienten.
Dies gelang, aber mein weiteres Beginnen
war muͤhevoll. Doch jung, kraͤftig, ausdauernd
und mein Ziel mit feſtem Willen ins Auge ge¬
faßt, ließ ich mich nicht ermuͤden. Daß ich kurz
bin, ſage ich euch, wie ich mein Vorhaben funfzig
ganzer Jahre lang treu verfolgte. Dann ſahe ich
mich aber auch belohnt. Es war mir ein Schertz,
eine Brigg oder einen Dreimaſter von wohlein¬
gefahrenen Wallfiſchen dahin ſchleppen laſſen, ich
ſah jedoch auch ein, wie die Kraft dieſer Unge¬
heuer noch mehr leiſten koͤnne. Da fertigte ich
einen großen Floß, aus aneinander gefuͤgtem
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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