unter, von ansehnlicher Höhe und Klarheit in Beschlag, er wollte es für Ini kaufen und ihr Standbild daraus fertigen lassen. Er meinte, da dieser Kristall das Gold bei weitem an Glanz überträfe, und dem Diamanten, er mögte na¬ türlich oder kunstverfertigt sein, gar wenigen Vorzug ließ, so müßte dies das herrlichste Stand¬ bild auf dem ganzen Erdball werden. Und seine Liebe setzte hinzu: Wie sehr verdient die erste Schönheit auch die gediegenste Verewigung!
Doch ein furchtbar schauderhaft Mißgeschick brach über Guido herein. Dort so hinaus ge¬ wagt aus den Kreisen der Menschen, fand der Pilger auch einen mächtigeren, schwerer zu be¬ kämpfenden Zufall.
Die Reisenden aus anderen Gegenden hatten sich schon entfernt, Guidos Karavane machte sich fertig, den Rückweg zu nehmen. Da will der alte Gelino, dem die Umgebung des Pols ziemlich fremd blieb, weil er sich kaum aus dem erwärmten Schlitten wagte, doch die Glanz¬ kuppen auch noch ein wenig besehn. Sein Zög¬ ling schweifte umher; er tritt allein, wohlver¬ wahrt, in das Freie, geht weiter. Durch die Verschiedenheit der Wirkungen ergötzt, will
unter, von anſehnlicher Hoͤhe und Klarheit in Beſchlag, er wollte es fuͤr Ini kaufen und ihr Standbild daraus fertigen laſſen. Er meinte, da dieſer Kriſtall das Gold bei weitem an Glanz uͤbertraͤfe, und dem Diamanten, er moͤgte na¬ tuͤrlich oder kunſtverfertigt ſein, gar wenigen Vorzug ließ, ſo muͤßte dies das herrlichſte Stand¬ bild auf dem ganzen Erdball werden. Und ſeine Liebe ſetzte hinzu: Wie ſehr verdient die erſte Schoͤnheit auch die gediegenſte Verewigung!
Doch ein furchtbar ſchauderhaft Mißgeſchick brach uͤber Guido herein. Dort ſo hinaus ge¬ wagt aus den Kreiſen der Menſchen, fand der Pilger auch einen maͤchtigeren, ſchwerer zu be¬ kaͤmpfenden Zufall.
Die Reiſenden aus anderen Gegenden hatten ſich ſchon entfernt, Guidos Karavane machte ſich fertig, den Ruͤckweg zu nehmen. Da will der alte Gelino, dem die Umgebung des Pols ziemlich fremd blieb, weil er ſich kaum aus dem erwaͤrmten Schlitten wagte, doch die Glanz¬ kuppen auch noch ein wenig beſehn. Sein Zoͤg¬ ling ſchweifte umher; er tritt allein, wohlver¬ wahrt, in das Freie, geht weiter. Durch die Verſchiedenheit der Wirkungen ergoͤtzt, will
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unter, von anſehnlicher Hoͤhe und Klarheit in
Beſchlag, er wollte es fuͤr Ini kaufen und ihr
Standbild daraus fertigen laſſen. Er meinte,
da dieſer Kriſtall das Gold bei weitem an Glanz
uͤbertraͤfe, und dem Diamanten, er moͤgte na¬
tuͤrlich oder kunſtverfertigt ſein, gar wenigen
Vorzug ließ, ſo muͤßte dies das herrlichſte Stand¬
bild auf dem ganzen Erdball werden. Und ſeine
Liebe ſetzte hinzu: Wie ſehr verdient die erſte
Schoͤnheit auch die gediegenſte Verewigung!
Doch ein furchtbar ſchauderhaft Mißgeſchick
brach uͤber Guido herein. Dort ſo hinaus ge¬
wagt aus den Kreiſen der Menſchen, fand der
Pilger auch einen maͤchtigeren, ſchwerer zu be¬
kaͤmpfenden Zufall.
Die Reiſenden aus anderen Gegenden hatten
ſich ſchon entfernt, Guidos Karavane machte
ſich fertig, den Ruͤckweg zu nehmen. Da will
der alte Gelino, dem die Umgebung des Pols
ziemlich fremd blieb, weil er ſich kaum aus dem
erwaͤrmten Schlitten wagte, doch die Glanz¬
kuppen auch noch ein wenig beſehn. Sein Zoͤg¬
ling ſchweifte umher; er tritt allein, wohlver¬
wahrt, in das Freie, geht weiter. Durch
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/328>, abgerufen am 22.11.2024.
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