Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Schlacht ist gewonnen, aber darf er auch
mit diesem Flehn dem Vater nahn? Wird sein
frostig Alter die Hoheit meiner Liebe fassen?
Wird er nicht zürnen, daß in des Helden Brust
eine andere Leidenschaft, als die für den Ruhm
glühte? Wird er nicht fordern, daß ich eine
Gattin aus den hohen Geschlechtern erkiese?
Doch muß ich ihm das Herz offenbaren.

Der Feind zog weiter ins Land; Guido ge¬
wann Freiheit, Neu-Karthago, die stolze Wett¬
eifrerin mit jener Stadt im tiefen Alterthum,
der sie Namen und Standpunkt abborgte, zu
belagern. Der Hof hatte sich jedoch schon flie¬
hend entfernt, den Weg zu einer anderen großen
Hauptstadt im Innern von Afrika genommen.
Diese lag an den Quellen des Senegal, war
aber noch weit von der Vollendung entfernt,
welche man ihr zu geben dachte.

Es wird hier nöthig, die Geschichte dieses
Erdtheils in den letzten Jahrhunderten nachzu¬
holen.

Gegen das Ende des neunzehnten waren es
endlich die Europäer müde, Hohn und Schmach
von den Staaten Marokko u. s. w. zu dulden.
Ein Heer setzte nach Algier über, nahm diese

Die Schlacht iſt gewonnen, aber darf er auch
mit dieſem Flehn dem Vater nahn? Wird ſein
froſtig Alter die Hoheit meiner Liebe faſſen?
Wird er nicht zuͤrnen, daß in des Helden Bruſt
eine andere Leidenſchaft, als die fuͤr den Ruhm
gluͤhte? Wird er nicht fordern, daß ich eine
Gattin aus den hohen Geſchlechtern erkieſe?
Doch muß ich ihm das Herz offenbaren.

Der Feind zog weiter ins Land; Guido ge¬
wann Freiheit, Neu-Karthago, die ſtolze Wett¬
eifrerin mit jener Stadt im tiefen Alterthum,
der ſie Namen und Standpunkt abborgte, zu
belagern. Der Hof hatte ſich jedoch ſchon flie¬
hend entfernt, den Weg zu einer anderen großen
Hauptſtadt im Innern von Afrika genommen.
Dieſe lag an den Quellen des Senegal, war
aber noch weit von der Vollendung entfernt,
welche man ihr zu geben dachte.

Es wird hier noͤthig, die Geſchichte dieſes
Erdtheils in den letzten Jahrhunderten nachzu¬
holen.

Gegen das Ende des neunzehnten waren es
endlich die Europaͤer muͤde, Hohn und Schmach
von den Staaten Marokko u. ſ. w. zu dulden.
Ein Heer ſetzte nach Algier uͤber, nahm dieſe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0361" n="349"/>
Die Schlacht i&#x017F;t gewonnen, aber darf er auch<lb/>
mit die&#x017F;em Flehn dem Vater nahn? Wird &#x017F;ein<lb/>
fro&#x017F;tig Alter die Hoheit meiner Liebe fa&#x017F;&#x017F;en?<lb/>
Wird er nicht zu&#x0364;rnen, daß in des Helden Bru&#x017F;t<lb/>
eine andere Leiden&#x017F;chaft, als die fu&#x0364;r den Ruhm<lb/>
glu&#x0364;hte? Wird er nicht fordern, daß ich eine<lb/>
Gattin aus den hohen Ge&#x017F;chlechtern erkie&#x017F;e?<lb/>
Doch muß ich ihm das Herz offenbaren.</p><lb/>
          <p>Der Feind zog weiter ins Land; Guido ge¬<lb/>
wann Freiheit, Neu-Karthago, die &#x017F;tolze Wett¬<lb/>
eifrerin mit jener Stadt im tiefen Alterthum,<lb/>
der &#x017F;ie Namen und Standpunkt abborgte, zu<lb/>
belagern. Der Hof hatte &#x017F;ich jedoch &#x017F;chon flie¬<lb/>
hend entfernt, den Weg zu einer anderen großen<lb/>
Haupt&#x017F;tadt im Innern von Afrika genommen.<lb/>
Die&#x017F;e lag an den Quellen des Senegal, war<lb/>
aber noch weit von der Vollendung entfernt,<lb/>
welche man ihr zu geben dachte.</p><lb/>
          <p>Es wird hier no&#x0364;thig, die Ge&#x017F;chichte die&#x017F;es<lb/>
Erdtheils in den letzten Jahrhunderten nachzu¬<lb/>
holen.</p><lb/>
          <p>Gegen das Ende des neunzehnten waren es<lb/>
endlich die Europa&#x0364;er mu&#x0364;de, Hohn und Schmach<lb/>
von den Staaten Marokko u. &#x017F;. w. zu dulden.<lb/>
Ein Heer &#x017F;etzte nach Algier u&#x0364;ber, nahm die&#x017F;e<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[349/0361] Die Schlacht iſt gewonnen, aber darf er auch mit dieſem Flehn dem Vater nahn? Wird ſein froſtig Alter die Hoheit meiner Liebe faſſen? Wird er nicht zuͤrnen, daß in des Helden Bruſt eine andere Leidenſchaft, als die fuͤr den Ruhm gluͤhte? Wird er nicht fordern, daß ich eine Gattin aus den hohen Geſchlechtern erkieſe? Doch muß ich ihm das Herz offenbaren. Der Feind zog weiter ins Land; Guido ge¬ wann Freiheit, Neu-Karthago, die ſtolze Wett¬ eifrerin mit jener Stadt im tiefen Alterthum, der ſie Namen und Standpunkt abborgte, zu belagern. Der Hof hatte ſich jedoch ſchon flie¬ hend entfernt, den Weg zu einer anderen großen Hauptſtadt im Innern von Afrika genommen. Dieſe lag an den Quellen des Senegal, war aber noch weit von der Vollendung entfernt, welche man ihr zu geben dachte. Es wird hier noͤthig, die Geſchichte dieſes Erdtheils in den letzten Jahrhunderten nachzu¬ holen. Gegen das Ende des neunzehnten waren es endlich die Europaͤer muͤde, Hohn und Schmach von den Staaten Marokko u. ſ. w. zu dulden. Ein Heer ſetzte nach Algier uͤber, nahm dieſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/361
Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/361>, abgerufen am 23.11.2024.