Herzen. Viel habe ich gerungen mit dem Vor¬ satz, allein ich bekenne, daß hier meine Kraft am Ende war. Vater, was ich bin, was deine Güte schon an mir lobte, da noch das große Ge¬ heimniß mir nicht enthüllt war, ist -- Schöpfung der Liebe. Ein Mädchen, von einer unbe¬ kannten Herkunft, doch hochgestellt über alle Wei¬ ber an Schönheit in Gemüth und Form, erzog mich. Ohne sie würde ich die Tirannei eines siedenden Blutes nicht zu Boden gekämpft ha¬ ben, ohne sie blieb mein Wissen, mein Empfin¬ den arm, Geist und Herz errangen keine Har¬ monie, ohne sie schlug ich den stolzen Afrikaner nicht, dem es dann vielleicht in seiner Uebermacht gelang, Italiens heitre Gefilde zu verwüsten. Gestatte mir, Vater, die Göttliche zu suchen, die in Afrika, ach, vielleicht in der Stadt lebt, welche ich jetzt mit Kampf umringe. Menschlich fühlend kannst du dem Geständniß nicht zürnen, wie nur dein Purpur mich freuen kann, wenn ich auch Ini damit schmücke, wie alle meine Kraft, sonst vielleicht geeignet der Völker Zügel sicher zu lenken, am Grabe der Liebe stirbt. Verzeihe -- ich mußte flehn!
Der Thronerbe harrte mit banger Sehnsucht
Z 2
Herzen. Viel habe ich gerungen mit dem Vor¬ ſatz, allein ich bekenne, daß hier meine Kraft am Ende war. Vater, was ich bin, was deine Guͤte ſchon an mir lobte, da noch das große Ge¬ heimniß mir nicht enthuͤllt war, iſt — Schoͤpfung der Liebe. Ein Maͤdchen, von einer unbe¬ kannten Herkunft, doch hochgeſtellt uͤber alle Wei¬ ber an Schoͤnheit in Gemuͤth und Form, erzog mich. Ohne ſie wuͤrde ich die Tirannei eines ſiedenden Blutes nicht zu Boden gekaͤmpft ha¬ ben, ohne ſie blieb mein Wiſſen, mein Empfin¬ den arm, Geiſt und Herz errangen keine Har¬ monie, ohne ſie ſchlug ich den ſtolzen Afrikaner nicht, dem es dann vielleicht in ſeiner Uebermacht gelang, Italiens heitre Gefilde zu verwuͤſten. Geſtatte mir, Vater, die Goͤttliche zu ſuchen, die in Afrika, ach, vielleicht in der Stadt lebt, welche ich jetzt mit Kampf umringe. Menſchlich fuͤhlend kannſt du dem Geſtaͤndniß nicht zuͤrnen, wie nur dein Purpur mich freuen kann, wenn ich auch Ini damit ſchmuͤcke, wie alle meine Kraft, ſonſt vielleicht geeignet der Voͤlker Zuͤgel ſicher zu lenken, am Grabe der Liebe ſtirbt. Verzeihe — ich mußte flehn!
Der Thronerbe harrte mit banger Sehnſucht
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Herzen. Viel habe ich gerungen mit dem Vor¬
ſatz, allein ich bekenne, daß hier meine Kraft
am Ende war. Vater, was ich bin, was deine
Guͤte ſchon an mir lobte, da noch das große Ge¬
heimniß mir nicht enthuͤllt war, iſt — Schoͤpfung
der Liebe. Ein Maͤdchen, von einer unbe¬
kannten Herkunft, doch hochgeſtellt uͤber alle Wei¬
ber an Schoͤnheit in Gemuͤth und Form, erzog
mich. Ohne ſie wuͤrde ich die Tirannei eines
ſiedenden Blutes nicht zu Boden gekaͤmpft ha¬
ben, ohne ſie blieb mein Wiſſen, mein Empfin¬
den arm, Geiſt und Herz errangen keine Har¬
monie, ohne ſie ſchlug ich den ſtolzen Afrikaner
nicht, dem es dann vielleicht in ſeiner Uebermacht
gelang, Italiens heitre Gefilde zu verwuͤſten.
Geſtatte mir, Vater, die Goͤttliche zu ſuchen,
die in Afrika, ach, vielleicht in der Stadt lebt,
welche ich jetzt mit Kampf umringe. Menſchlich
fuͤhlend kannſt du dem Geſtaͤndniß nicht zuͤrnen,
wie nur dein Purpur mich freuen kann, wenn
ich auch Ini damit ſchmuͤcke, wie alle meine
Kraft, ſonſt vielleicht geeignet der Voͤlker Zuͤgel
ſicher zu lenken, am Grabe der Liebe ſtirbt.
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/367>, abgerufen am 24.11.2024.
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