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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Geliebten gepriesen. Wer konnte sie auch bezwei¬
feln? Von diesem sich entsprechenden Paar,
hoffte man eine edle Nachkommenschaft der Cä¬
sare. Man drang in den Alten.

Er entgegnete strenge: Hier waltet mein
Vaterrecht, nicht der Staat! Keineswegs mein
Sohn, hast du dein Ideal errungen, alle räu¬
men den fehlenden Zug ein. Der Preis gebührt
dir also nicht. Doch entsage, entsage dem Preis,
und dieser Sieg innerer Hoheit wird den Man¬
gel füllen.

Guido bebte starr und bleich. Ausdruck von
Unwillen ward auf jedem Angesicht kund.

Sanfter nahm der Monarch wieder das Wort.
Glaube mein Sohn, auch mir hat es einen
schweren Kampf gegolten, dir den Lohn der Liebe
zu versagen. Doch ich weiche mit blutendem
Herzen der Nothwendigkeit. Ewiger Friede kann
durch dich über die Menschheit aufblühn.

Bei den Worten ewiger Friede flammten
der Väter Wangen. Guido starrte noch zum
Boden nieder.

Die Kaiserin von Afrika will dir ihre Tochter
vermählen. Lies alles auf diesem Blatte, und
juble dem Rufe des Schicksals entgegen. Auch

Geliebten geprieſen. Wer konnte ſie auch bezwei¬
feln? Von dieſem ſich entſprechenden Paar,
hoffte man eine edle Nachkommenſchaft der Caͤ¬
ſare. Man drang in den Alten.

Er entgegnete ſtrenge: Hier waltet mein
Vaterrecht, nicht der Staat! Keineswegs mein
Sohn, haſt du dein Ideal errungen, alle raͤu¬
men den fehlenden Zug ein. Der Preis gebuͤhrt
dir alſo nicht. Doch entſage, entſage dem Preis,
und dieſer Sieg innerer Hoheit wird den Man¬
gel fuͤllen.

Guido bebte ſtarr und bleich. Ausdruck von
Unwillen ward auf jedem Angeſicht kund.

Sanfter nahm der Monarch wieder das Wort.
Glaube mein Sohn, auch mir hat es einen
ſchweren Kampf gegolten, dir den Lohn der Liebe
zu verſagen. Doch ich weiche mit blutendem
Herzen der Nothwendigkeit. Ewiger Friede kann
durch dich uͤber die Menſchheit aufbluͤhn.

Bei den Worten ewiger Friede flammten
der Vaͤter Wangen. Guido ſtarrte noch zum
Boden nieder.

Die Kaiſerin von Afrika will dir ihre Tochter
vermaͤhlen. Lies alles auf dieſem Blatte, und
juble dem Rufe des Schickſals entgegen. Auch

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[362/0374] Geliebten geprieſen. Wer konnte ſie auch bezwei¬ feln? Von dieſem ſich entſprechenden Paar, hoffte man eine edle Nachkommenſchaft der Caͤ¬ ſare. Man drang in den Alten. Er entgegnete ſtrenge: Hier waltet mein Vaterrecht, nicht der Staat! Keineswegs mein Sohn, haſt du dein Ideal errungen, alle raͤu¬ men den fehlenden Zug ein. Der Preis gebuͤhrt dir alſo nicht. Doch entſage, entſage dem Preis, und dieſer Sieg innerer Hoheit wird den Man¬ gel fuͤllen. Guido bebte ſtarr und bleich. Ausdruck von Unwillen ward auf jedem Angeſicht kund. Sanfter nahm der Monarch wieder das Wort. Glaube mein Sohn, auch mir hat es einen ſchweren Kampf gegolten, dir den Lohn der Liebe zu verſagen. Doch ich weiche mit blutendem Herzen der Nothwendigkeit. Ewiger Friede kann durch dich uͤber die Menſchheit aufbluͤhn. Bei den Worten ewiger Friede flammten der Vaͤter Wangen. Guido ſtarrte noch zum Boden nieder. Die Kaiſerin von Afrika will dir ihre Tochter vermaͤhlen. Lies alles auf dieſem Blatte, und juble dem Rufe des Schickſals entgegen. Auch

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/374>, abgerufen am 25.11.2024.