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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Ottona ist schön, wahrlich nimmer sah ich so
verklärte Anmuth, blicke auf dies Bild, von der
Mutter dir gesandt.

Die Schmach der Treulosigkeit, in den Don¬
nerworten enthalten, machte, daß Guido sein
Auge verächtlich von dem Gemälde lenkte. Es
fiel auf die feurige Inschrift am Hochaltar:
Unsterblichkeit.

Er stand auf, mied stolz die Versammlung,
und rief die Worte zurück: Kommt nach drei
Tagen wieder, dann sage ich euch, ob ich um
der Menschheit willen ohne Ini leben kann.

Kein Freund mehr, an dessen Busen er wei¬
nen konnte. Allein schweifte er umher auf den
Gassen von Rom, sah bald diese bald jene Denk¬
male der alten Zeit, herrlich die Erinnerung
mahnend. O Curtius, du gabst nur das Leben,
nicht die Liebe auf, armer Szavola der der Tu¬
gend nur eine Hand darbrachte, strenger Luzius
Junius Brutus, eine Ini hättest du nicht hin¬
gegeben!

Er kehrt nicht in den Pallast zurück, lief
hinaus in die Gefilde, achtete nicht auf das wilde
Ungewitter das die Pinien um ihn zersplitterte,
aber dennoch nicht tobte, wie die Stürme in

Ottona iſt ſchoͤn, wahrlich nimmer ſah ich ſo
verklaͤrte Anmuth, blicke auf dies Bild, von der
Mutter dir geſandt.

Die Schmach der Treuloſigkeit, in den Don¬
nerworten enthalten, machte, daß Guido ſein
Auge veraͤchtlich von dem Gemaͤlde lenkte. Es
fiel auf die feurige Inſchrift am Hochaltar:
Unſterblichkeit.

Er ſtand auf, mied ſtolz die Verſammlung,
und rief die Worte zuruͤck: Kommt nach drei
Tagen wieder, dann ſage ich euch, ob ich um
der Menſchheit willen ohne Ini leben kann.

Kein Freund mehr, an deſſen Buſen er wei¬
nen konnte. Allein ſchweifte er umher auf den
Gaſſen von Rom, ſah bald dieſe bald jene Denk¬
male der alten Zeit, herrlich die Erinnerung
mahnend. O Curtius, du gabſt nur das Leben,
nicht die Liebe auf, armer Szávola der der Tu¬
gend nur eine Hand darbrachte, ſtrenger Luzius
Junius Brutus, eine Ini haͤtteſt du nicht hin¬
gegeben!

Er kehrt nicht in den Pallaſt zuruͤck, lief
hinaus in die Gefilde, achtete nicht auf das wilde
Ungewitter das die Pinien um ihn zerſplitterte,
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[363/0375] Ottona iſt ſchoͤn, wahrlich nimmer ſah ich ſo verklaͤrte Anmuth, blicke auf dies Bild, von der Mutter dir geſandt. Die Schmach der Treuloſigkeit, in den Don¬ nerworten enthalten, machte, daß Guido ſein Auge veraͤchtlich von dem Gemaͤlde lenkte. Es fiel auf die feurige Inſchrift am Hochaltar: Unſterblichkeit. Er ſtand auf, mied ſtolz die Verſammlung, und rief die Worte zuruͤck: Kommt nach drei Tagen wieder, dann ſage ich euch, ob ich um der Menſchheit willen ohne Ini leben kann. Kein Freund mehr, an deſſen Buſen er wei¬ nen konnte. Allein ſchweifte er umher auf den Gaſſen von Rom, ſah bald dieſe bald jene Denk¬ male der alten Zeit, herrlich die Erinnerung mahnend. O Curtius, du gabſt nur das Leben, nicht die Liebe auf, armer Szávola der der Tu¬ gend nur eine Hand darbrachte, ſtrenger Luzius Junius Brutus, eine Ini haͤtteſt du nicht hin¬ gegeben! Er kehrt nicht in den Pallaſt zuruͤck, lief hinaus in die Gefilde, achtete nicht auf das wilde Ungewitter das die Pinien um ihn zerſplitterte, aber dennoch nicht tobte, wie die Stuͤrme in

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/375>, abgerufen am 28.11.2024.