Guido hörte das betäubt, war sehr gleich¬ gültig, als eine Kaiserkrone, mit einem grünen Lorbeer umflochten, auf sein Haupt gesetzt wurde, ein Purpur an seinen Schultern hing, und das alle Strafen überfüllende Volk, da er im Pracht¬ zug nach der Cäsarenwohnung kehrte, dem neuen Monarchen, dem Sieger in Afrika, dem Sieger über sich, dem Friedengeber der Menschheit, Glück zurief! --
Alle Gefangenen, alle Schiffe und Waffen wurden eilig nach Karthago zurück gesandt, die europäischen Truppen nach Italien gerufen.
Guido schickte heimlich einen Eilboten an Ottona, ließ ihr entbieten: den Thränen der flehenden Menschheit gehorsam, bringe er ihr nächstens seine Hand, doch -- ein Herz habe er nicht mehr zu vergeben. --
Unterdessen traf man in Rom Anstalten zu seiner Reise nach Karthago. Sie sollte mit der höchsten Pracht vollzogen werden, der Vater wollte den Sohn begleiten.
Kurz zuvor ehe man aufbrach, kam der Eil¬ bote zurück. Er schwärmte in dem Bilde, das er von Ottona entwarf. Guido gebot, darüber hinzugehn. Jener berichtete: Die Kaisertochter
Guido hoͤrte das betaͤubt, war ſehr gleich¬ guͤltig, als eine Kaiſerkrone, mit einem gruͤnen Lorbeer umflochten, auf ſein Haupt geſetzt wurde, ein Purpur an ſeinen Schultern hing, und das alle Strafen uͤberfuͤllende Volk, da er im Pracht¬ zug nach der Caͤſarenwohnung kehrte, dem neuen Monarchen, dem Sieger in Afrika, dem Sieger uͤber ſich, dem Friedengeber der Menſchheit, Gluͤck zurief! —
Alle Gefangenen, alle Schiffe und Waffen wurden eilig nach Karthago zuruͤck geſandt, die europaͤiſchen Truppen nach Italien gerufen.
Guido ſchickte heimlich einen Eilboten an Ottona, ließ ihr entbieten: den Thraͤnen der flehenden Menſchheit gehorſam, bringe er ihr naͤchſtens ſeine Hand, doch — ein Herz habe er nicht mehr zu vergeben. —
Unterdeſſen traf man in Rom Anſtalten zu ſeiner Reiſe nach Karthago. Sie ſollte mit der hoͤchſten Pracht vollzogen werden, der Vater wollte den Sohn begleiten.
Kurz zuvor ehe man aufbrach, kam der Eil¬ bote zuruͤck. Er ſchwaͤrmte in dem Bilde, das er von Ottona entwarf. Guido gebot, daruͤber hinzugehn. Jener berichtete: Die Kaiſertochter
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0378"n="366"/><p>Guido hoͤrte das betaͤubt, war ſehr gleich¬<lb/>
guͤltig, als eine Kaiſerkrone, mit einem gruͤnen<lb/>
Lorbeer umflochten, auf ſein Haupt geſetzt wurde,<lb/>
ein Purpur an ſeinen Schultern hing, und das<lb/>
alle Strafen uͤberfuͤllende Volk, da er im Pracht¬<lb/>
zug nach der Caͤſarenwohnung kehrte, dem neuen<lb/>
Monarchen, dem Sieger in Afrika, dem Sieger<lb/>
uͤber ſich, dem Friedengeber der Menſchheit,<lb/>
Gluͤck zurief! —</p><lb/><p>Alle Gefangenen, alle Schiffe und Waffen<lb/>
wurden eilig nach Karthago zuruͤck geſandt, die<lb/>
europaͤiſchen Truppen nach Italien gerufen.</p><lb/><p>Guido ſchickte heimlich einen Eilboten an<lb/>
Ottona, ließ ihr entbieten: den Thraͤnen der<lb/>
flehenden Menſchheit gehorſam, bringe er ihr<lb/>
naͤchſtens ſeine Hand, doch — ein Herz habe er<lb/>
nicht mehr zu vergeben. —</p><lb/><p>Unterdeſſen traf man in Rom Anſtalten zu<lb/>ſeiner Reiſe nach Karthago. Sie ſollte mit der<lb/>
hoͤchſten Pracht vollzogen werden, der Vater<lb/>
wollte den Sohn begleiten.</p><lb/><p>Kurz zuvor ehe man aufbrach, kam der Eil¬<lb/>
bote zuruͤck. Er ſchwaͤrmte in dem Bilde, das<lb/>
er von Ottona entwarf. Guido gebot, daruͤber<lb/>
hinzugehn. Jener berichtete: Die Kaiſertochter<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[366/0378]
Guido hoͤrte das betaͤubt, war ſehr gleich¬
guͤltig, als eine Kaiſerkrone, mit einem gruͤnen
Lorbeer umflochten, auf ſein Haupt geſetzt wurde,
ein Purpur an ſeinen Schultern hing, und das
alle Strafen uͤberfuͤllende Volk, da er im Pracht¬
zug nach der Caͤſarenwohnung kehrte, dem neuen
Monarchen, dem Sieger in Afrika, dem Sieger
uͤber ſich, dem Friedengeber der Menſchheit,
Gluͤck zurief! —
Alle Gefangenen, alle Schiffe und Waffen
wurden eilig nach Karthago zuruͤck geſandt, die
europaͤiſchen Truppen nach Italien gerufen.
Guido ſchickte heimlich einen Eilboten an
Ottona, ließ ihr entbieten: den Thraͤnen der
flehenden Menſchheit gehorſam, bringe er ihr
naͤchſtens ſeine Hand, doch — ein Herz habe er
nicht mehr zu vergeben. —
Unterdeſſen traf man in Rom Anſtalten zu
ſeiner Reiſe nach Karthago. Sie ſollte mit der
hoͤchſten Pracht vollzogen werden, der Vater
wollte den Sohn begleiten.
Kurz zuvor ehe man aufbrach, kam der Eil¬
bote zuruͤck. Er ſchwaͤrmte in dem Bilde, das
er von Ottona entwarf. Guido gebot, daruͤber
hinzugehn. Jener berichtete: Die Kaiſertochter
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/378>, abgerufen am 29.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.