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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Telegraphen standen durch ganz Europa, in allen
Linien von namhaften Orten, aufgerichtet, und
Jedermann konnte sich ihrer gegen eine mäßige
Zahlung bedienen. Die vervollkommnete Akkustik
diente hier aber mehr dem Gehör, als früherhin
die wenig umfassenden Zeichen dem Auge. Es
gab Sprachtrompeten, welche bei Tag und Nacht,
und fast bei jeder Witterung, auf eine Meile
deutlich hörbar tönten und durch welche man
von Station zu Station melden ließ, was man
wollte. Ueber Meere leisteten dagegen die allge¬
mein gewordenen Taubensendungen Hülfe. Ini
hatte deshalb von dem Manne, der die Tauben¬
post zu Palermo hielt, sechs dieser gefiederten
Boten mit sich genommen, um sie mit kleinen
Briefchen am Halse zurückfliegen zu lassen. In
diesem Orte waren deren ebenfalls aus Neu-
Karthago, der jetzigen Hauptstadt von Afrika
vorhanden, deren sich Guido bedienen konnte.

Jeden Tag eilte er zu dem Manne und blickte
aus seinem Thürmchen nach Süden. Manche
Taube kam geflattert, eins oder mehrere Papiere
am zarten Hals, doch lautete die Aufschrift an
andere Personen. Endlich nach einer Woche
schwebte es weiß daher und die röthlichen Füßchen

Telegraphen ſtanden durch ganz Europa, in allen
Linien von namhaften Orten, aufgerichtet, und
Jedermann konnte ſich ihrer gegen eine maͤßige
Zahlung bedienen. Die vervollkommnete Akkuſtik
diente hier aber mehr dem Gehoͤr, als fruͤherhin
die wenig umfaſſenden Zeichen dem Auge. Es
gab Sprachtrompeten, welche bei Tag und Nacht,
und faſt bei jeder Witterung, auf eine Meile
deutlich hoͤrbar toͤnten und durch welche man
von Station zu Station melden ließ, was man
wollte. Ueber Meere leiſteten dagegen die allge¬
mein gewordenen Taubenſendungen Huͤlfe. Ini
hatte deshalb von dem Manne, der die Tauben¬
poſt zu Palermo hielt, ſechs dieſer gefiederten
Boten mit ſich genommen, um ſie mit kleinen
Briefchen am Halſe zuruͤckfliegen zu laſſen. In
dieſem Orte waren deren ebenfalls aus Neu-
Karthago, der jetzigen Hauptſtadt von Afrika
vorhanden, deren ſich Guido bedienen konnte.

Jeden Tag eilte er zu dem Manne und blickte
aus ſeinem Thuͤrmchen nach Suͤden. Manche
Taube kam geflattert, eins oder mehrere Papiere
am zarten Hals, doch lautete die Aufſchrift an
andere Perſonen. Endlich nach einer Woche
ſchwebte es weiß daher und die roͤthlichen Fuͤßchen

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[28/0040] Telegraphen ſtanden durch ganz Europa, in allen Linien von namhaften Orten, aufgerichtet, und Jedermann konnte ſich ihrer gegen eine maͤßige Zahlung bedienen. Die vervollkommnete Akkuſtik diente hier aber mehr dem Gehoͤr, als fruͤherhin die wenig umfaſſenden Zeichen dem Auge. Es gab Sprachtrompeten, welche bei Tag und Nacht, und faſt bei jeder Witterung, auf eine Meile deutlich hoͤrbar toͤnten und durch welche man von Station zu Station melden ließ, was man wollte. Ueber Meere leiſteten dagegen die allge¬ mein gewordenen Taubenſendungen Huͤlfe. Ini hatte deshalb von dem Manne, der die Tauben¬ poſt zu Palermo hielt, ſechs dieſer gefiederten Boten mit ſich genommen, um ſie mit kleinen Briefchen am Halſe zuruͤckfliegen zu laſſen. In dieſem Orte waren deren ebenfalls aus Neu- Karthago, der jetzigen Hauptſtadt von Afrika vorhanden, deren ſich Guido bedienen konnte. Jeden Tag eilte er zu dem Manne und blickte aus ſeinem Thuͤrmchen nach Suͤden. Manche Taube kam geflattert, eins oder mehrere Papiere am zarten Hals, doch lautete die Aufſchrift an andere Perſonen. Endlich nach einer Woche ſchwebte es weiß daher und die roͤthlichen Fuͤßchen

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/40>, abgerufen am 21.11.2024.