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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Stunden lag die Bläue des Meeres unter ihnen
und eine grüne Linie an seinem mittäglichen
Rande bezeichnete Afrika. Der Grad ist bereits
überschritten, sagte Inis Erzieherin, es ist Zeit,
daß du an die Rückkehr denkst, Guido. Diesem
waren die Stunden wie Minuten entwichen, er
flehte um eine Zugabe von Frist. Man muß den
Vertrag halten, antwortete Jene, auch merkte
der Knabe, den Guido von der Luftpost zu
Palermo mitgenommen hatte, an, die Adler
dürften ermüden.

Guido stieg in den kleinen Kahn, vor welchen
der Knabe die zwei Adler gelegt hatte, die
nun rückwärts gelenkt wurden. Tausend Lebe¬
wohl rief er Ini nach, die ihren thränenden
Blick zu ihm wandte. Bald sah sie von der
kleinen Kugel nur einen hellen Punkt, den sie
so lange als möglich mit dem Sehrohre ver¬
folgte.

Guido war sehr traurig als er wieder in
seiner Wohnung anlangte. Nur die Hoffnung,
bald einer Nachricht von Ini entgegen sehen zu
dürfen, richtete sein Gemüth auf.

Man hatte um diese Zeit die Mittel, sich aus
der Ferne zu unterhalten, bedeutend vervielfacht.

Stunden lag die Blaͤue des Meeres unter ihnen
und eine gruͤne Linie an ſeinem mittaͤglichen
Rande bezeichnete Afrika. Der Grad iſt bereits
uͤberſchritten, ſagte Inis Erzieherin, es iſt Zeit,
daß du an die Ruͤckkehr denkſt, Guido. Dieſem
waren die Stunden wie Minuten entwichen, er
flehte um eine Zugabe von Friſt. Man muß den
Vertrag halten, antwortete Jene, auch merkte
der Knabe, den Guido von der Luftpoſt zu
Palermo mitgenommen hatte, an, die Adler
duͤrften ermuͤden.

Guido ſtieg in den kleinen Kahn, vor welchen
der Knabe die zwei Adler gelegt hatte, die
nun ruͤckwaͤrts gelenkt wurden. Tauſend Lebe¬
wohl rief er Ini nach, die ihren thraͤnenden
Blick zu ihm wandte. Bald ſah ſie von der
kleinen Kugel nur einen hellen Punkt, den ſie
ſo lange als moͤglich mit dem Sehrohre ver¬
folgte.

Guido war ſehr traurig als er wieder in
ſeiner Wohnung anlangte. Nur die Hoffnung,
bald einer Nachricht von Ini entgegen ſehen zu
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Man hatte um dieſe Zeit die Mittel, ſich aus
der Ferne zu unterhalten, bedeutend vervielfacht.

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[27/0039] Stunden lag die Blaͤue des Meeres unter ihnen und eine gruͤne Linie an ſeinem mittaͤglichen Rande bezeichnete Afrika. Der Grad iſt bereits uͤberſchritten, ſagte Inis Erzieherin, es iſt Zeit, daß du an die Ruͤckkehr denkſt, Guido. Dieſem waren die Stunden wie Minuten entwichen, er flehte um eine Zugabe von Friſt. Man muß den Vertrag halten, antwortete Jene, auch merkte der Knabe, den Guido von der Luftpoſt zu Palermo mitgenommen hatte, an, die Adler duͤrften ermuͤden. Guido ſtieg in den kleinen Kahn, vor welchen der Knabe die zwei Adler gelegt hatte, die nun ruͤckwaͤrts gelenkt wurden. Tauſend Lebe¬ wohl rief er Ini nach, die ihren thraͤnenden Blick zu ihm wandte. Bald ſah ſie von der kleinen Kugel nur einen hellen Punkt, den ſie ſo lange als moͤglich mit dem Sehrohre ver¬ folgte. Guido war ſehr traurig als er wieder in ſeiner Wohnung anlangte. Nur die Hoffnung, bald einer Nachricht von Ini entgegen ſehen zu duͤrfen, richtete ſein Gemuͤth auf. Man hatte um dieſe Zeit die Mittel, ſich aus der Ferne zu unterhalten, bedeutend vervielfacht.

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/39>, abgerufen am 28.03.2024.