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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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kreis einer Viertelmeile fast Tageshelle verbrei¬
teten. Der Kampf mit Stürmen brachte Niemand
mehr in Verlegenheit. Denn es gab Ankertaue
aus feinen Metalldräthen, welche große Halt¬
barkeit mit geringem Umfang verbanden, und
befestigte dadurch das Schiff, mogte die See
noch so empört wogen. Bei Windstillen, die
früherhin den Seefahrer in zeitraubende Unthä¬
tigkeit versetzten, halfen neuerfundene Ruder¬
werke, durch einen einfach kunstvollen Mecha¬
nismus in Bewegung gebracht. Man baute
auch weit größere Schiffe, was um so eher an¬
ging, als die Häfen überall zu ihrer Aufnahme
geeignet waren, und benutzte den Raum darin
geschickt. Es war endlich ein Lack erfunden wor¬
den, der allen Eindrang von Wasser hemmte,
daher die Waaren in den Kellern ganz trocken
lagen und zugleich in sehr großer Menge, denn
rohe Erzeugnisse zu verfahren, schämte sich der
meisten Nationen Kunstfleiß, und die verarbei¬
teten nahmen weniger Platz ein. Der obere
Theil der Schiffe war gemeinhin sehr vortheil¬
haft abgetheilt. Die Seeleute hatten Verfeine¬
rung genug angenommen, um sich nicht auf
einseitige Beschränkungen zu verstehn, und der

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kreis einer Viertelmeile faſt Tageshelle verbrei¬
teten. Der Kampf mit Stuͤrmen brachte Niemand
mehr in Verlegenheit. Denn es gab Ankertaue
aus feinen Metalldraͤthen, welche große Halt¬
barkeit mit geringem Umfang verbanden, und
befeſtigte dadurch das Schiff, mogte die See
noch ſo empoͤrt wogen. Bei Windſtillen, die
fruͤherhin den Seefahrer in zeitraubende Unthaͤ¬
tigkeit verſetzten, halfen neuerfundene Ruder¬
werke, durch einen einfach kunſtvollen Mecha¬
nismus in Bewegung gebracht. Man baute
auch weit groͤßere Schiffe, was um ſo eher an¬
ging, als die Haͤfen uͤberall zu ihrer Aufnahme
geeignet waren, und benutzte den Raum darin
geſchickt. Es war endlich ein Lack erfunden wor¬
den, der allen Eindrang von Waſſer hemmte,
daher die Waaren in den Kellern ganz trocken
lagen und zugleich in ſehr großer Menge, denn
rohe Erzeugniſſe zu verfahren, ſchaͤmte ſich der
meiſten Nationen Kunſtfleiß, und die verarbei¬
teten nahmen weniger Platz ein. Der obere
Theil der Schiffe war gemeinhin ſehr vortheil¬
haft abgetheilt. Die Seeleute hatten Verfeine¬
rung genug angenommen, um ſich nicht auf
einſeitige Beſchraͤnkungen zu verſtehn, und der

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[35/0047] kreis einer Viertelmeile faſt Tageshelle verbrei¬ teten. Der Kampf mit Stuͤrmen brachte Niemand mehr in Verlegenheit. Denn es gab Ankertaue aus feinen Metalldraͤthen, welche große Halt¬ barkeit mit geringem Umfang verbanden, und befeſtigte dadurch das Schiff, mogte die See noch ſo empoͤrt wogen. Bei Windſtillen, die fruͤherhin den Seefahrer in zeitraubende Unthaͤ¬ tigkeit verſetzten, halfen neuerfundene Ruder¬ werke, durch einen einfach kunſtvollen Mecha¬ nismus in Bewegung gebracht. Man baute auch weit groͤßere Schiffe, was um ſo eher an¬ ging, als die Haͤfen uͤberall zu ihrer Aufnahme geeignet waren, und benutzte den Raum darin geſchickt. Es war endlich ein Lack erfunden wor¬ den, der allen Eindrang von Waſſer hemmte, daher die Waaren in den Kellern ganz trocken lagen und zugleich in ſehr großer Menge, denn rohe Erzeugniſſe zu verfahren, ſchaͤmte ſich der meiſten Nationen Kunſtfleiß, und die verarbei¬ teten nahmen weniger Platz ein. Der obere Theil der Schiffe war gemeinhin ſehr vortheil¬ haft abgetheilt. Die Seeleute hatten Verfeine¬ rung genug angenommen, um ſich nicht auf einſeitige Beſchraͤnkungen zu verſtehn, und der C 2

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/47>, abgerufen am 29.03.2024.