kommen durchsichtigem Kristall. Der Boden überaus fest, um bei einem Stoße an Klippen nicht in Trümmern zu fallen. Die Decke an einen dicken, hohlen Metalltau gebunden, der ins Innre lief. Zudem vollkommen gegen den Eindrang der Fluthen gesichert.
Dieser Thurm ward nun ins Meer gelassen, indem er in der Gegend des Steuerruders be¬ festigt blieb. Durch seine Schwere ging er unter. Die Hohlung des Taues setzte die un¬ ten befindlichen Personen in den Stand, mittelst eines Sprachrohrs verlangen zu können, ob sie tiefer hinab gesenkt, oder höher hinauf gezogen sein wollten. Die Chemie hatte lange schon die Mittel entdeckt, eine verschlossene Luft durch Reinigen und Erzeugen von Sauerstoff athembar zu erhalten. War das Meer nun nicht in zu lebhafter Bewegung, so konnte man durch die Fenster alles weit um sich entdecken, ja man bediente sich einer Art Lampen vor Hohlspiegeln, um die Tiefe nöthigenfalls noch mehr zu er¬ hellen.
Welche Entdeckungen hatte die Naturkunde seit dieser Erfindung gemacht! Die Welt im
kommen durchſichtigem Kriſtall. Der Boden uͤberaus feſt, um bei einem Stoße an Klippen nicht in Truͤmmern zu fallen. Die Decke an einen dicken, hohlen Metalltau gebunden, der ins Innre lief. Zudem vollkommen gegen den Eindrang der Fluthen geſichert.
Dieſer Thurm ward nun ins Meer gelaſſen, indem er in der Gegend des Steuerruders be¬ feſtigt blieb. Durch ſeine Schwere ging er unter. Die Hohlung des Taues ſetzte die un¬ ten befindlichen Perſonen in den Stand, mittelſt eines Sprachrohrs verlangen zu koͤnnen, ob ſie tiefer hinab geſenkt, oder hoͤher hinauf gezogen ſein wollten. Die Chemie hatte lange ſchon die Mittel entdeckt, eine verſchloſſene Luft durch Reinigen und Erzeugen von Sauerſtoff athembar zu erhalten. War das Meer nun nicht in zu lebhafter Bewegung, ſo konnte man durch die Fenſter alles weit um ſich entdecken, ja man bediente ſich einer Art Lampen vor Hohlſpiegeln, um die Tiefe noͤthigenfalls noch mehr zu er¬ hellen.
Welche Entdeckungen hatte die Naturkunde ſeit dieſer Erfindung gemacht! Die Welt im
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uͤberaus feſt, um bei einem Stoße an Klippen
nicht in Truͤmmern zu fallen. Die Decke an
einen dicken, hohlen Metalltau gebunden, der
ins Innre lief. Zudem vollkommen gegen den
Eindrang der Fluthen geſichert.
Dieſer Thurm ward nun ins Meer gelaſſen,
indem er in der Gegend des Steuerruders be¬
feſtigt blieb. Durch ſeine Schwere ging er
unter. Die Hohlung des Taues ſetzte die un¬
ten befindlichen Perſonen in den Stand, mittelſt
eines Sprachrohrs verlangen zu koͤnnen, ob ſie
tiefer hinab geſenkt, oder hoͤher hinauf gezogen
ſein wollten. Die Chemie hatte lange ſchon die
Mittel entdeckt, eine verſchloſſene Luft durch
Reinigen und Erzeugen von Sauerſtoff athembar
zu erhalten. War das Meer nun nicht in zu
lebhafter Bewegung, ſo konnte man durch die
Fenſter alles weit um ſich entdecken, ja man
bediente ſich einer Art Lampen vor Hohlſpiegeln,
um die Tiefe noͤthigenfalls noch mehr zu er¬
hellen.
Welche Entdeckungen hatte die Naturkunde
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/50>, abgerufen am 09.11.2024.
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