Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

kommen durchsichtigem Kristall. Der Boden
überaus fest, um bei einem Stoße an Klippen
nicht in Trümmern zu fallen. Die Decke an
einen dicken, hohlen Metalltau gebunden, der
ins Innre lief. Zudem vollkommen gegen den
Eindrang der Fluthen gesichert.

Dieser Thurm ward nun ins Meer gelassen,
indem er in der Gegend des Steuerruders be¬
festigt blieb. Durch seine Schwere ging er
unter. Die Hohlung des Taues setzte die un¬
ten befindlichen Personen in den Stand, mittelst
eines Sprachrohrs verlangen zu können, ob sie
tiefer hinab gesenkt, oder höher hinauf gezogen
sein wollten. Die Chemie hatte lange schon die
Mittel entdeckt, eine verschlossene Luft durch
Reinigen und Erzeugen von Sauerstoff athembar
zu erhalten. War das Meer nun nicht in zu
lebhafter Bewegung, so konnte man durch die
Fenster alles weit um sich entdecken, ja man
bediente sich einer Art Lampen vor Hohlspiegeln,
um die Tiefe nöthigenfalls noch mehr zu er¬
hellen.

Welche Entdeckungen hatte die Naturkunde
seit dieser Erfindung gemacht! Die Welt im

kommen durchſichtigem Kriſtall. Der Boden
uͤberaus feſt, um bei einem Stoße an Klippen
nicht in Truͤmmern zu fallen. Die Decke an
einen dicken, hohlen Metalltau gebunden, der
ins Innre lief. Zudem vollkommen gegen den
Eindrang der Fluthen geſichert.

Dieſer Thurm ward nun ins Meer gelaſſen,
indem er in der Gegend des Steuerruders be¬
feſtigt blieb. Durch ſeine Schwere ging er
unter. Die Hohlung des Taues ſetzte die un¬
ten befindlichen Perſonen in den Stand, mittelſt
eines Sprachrohrs verlangen zu koͤnnen, ob ſie
tiefer hinab geſenkt, oder hoͤher hinauf gezogen
ſein wollten. Die Chemie hatte lange ſchon die
Mittel entdeckt, eine verſchloſſene Luft durch
Reinigen und Erzeugen von Sauerſtoff athembar
zu erhalten. War das Meer nun nicht in zu
lebhafter Bewegung, ſo konnte man durch die
Fenſter alles weit um ſich entdecken, ja man
bediente ſich einer Art Lampen vor Hohlſpiegeln,
um die Tiefe noͤthigenfalls noch mehr zu er¬
hellen.

Welche Entdeckungen hatte die Naturkunde
ſeit dieſer Erfindung gemacht! Die Welt im

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0050" n="38"/>
kommen durch&#x017F;ichtigem Kri&#x017F;tall. Der Boden<lb/>
u&#x0364;beraus fe&#x017F;t, um bei einem Stoße an Klippen<lb/>
nicht in Tru&#x0364;mmern zu fallen. Die Decke an<lb/>
einen dicken, hohlen Metalltau gebunden, der<lb/>
ins Innre lief. Zudem vollkommen gegen den<lb/>
Eindrang der Fluthen ge&#x017F;ichert.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er Thurm ward nun ins Meer gela&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
indem er in der Gegend des Steuerruders be¬<lb/>
fe&#x017F;tigt blieb. Durch &#x017F;eine Schwere ging er<lb/>
unter. Die Hohlung des Taues &#x017F;etzte die un¬<lb/>
ten befindlichen Per&#x017F;onen in den Stand, mittel&#x017F;t<lb/>
eines Sprachrohrs verlangen zu ko&#x0364;nnen, ob &#x017F;ie<lb/>
tiefer hinab ge&#x017F;enkt, oder ho&#x0364;her hinauf gezogen<lb/>
&#x017F;ein wollten. Die Chemie hatte lange &#x017F;chon die<lb/>
Mittel entdeckt, eine ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Luft durch<lb/>
Reinigen und Erzeugen von Sauer&#x017F;toff athembar<lb/>
zu erhalten. War das Meer nun nicht in zu<lb/>
lebhafter Bewegung, &#x017F;o konnte man durch die<lb/>
Fen&#x017F;ter alles weit um &#x017F;ich entdecken, ja man<lb/>
bediente &#x017F;ich einer Art Lampen vor Hohl&#x017F;piegeln,<lb/>
um die Tiefe no&#x0364;thigenfalls noch mehr zu er¬<lb/>
hellen.</p><lb/>
          <p>Welche Entdeckungen hatte die Naturkunde<lb/>
&#x017F;eit die&#x017F;er Erfindung gemacht! Die Welt im<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0050] kommen durchſichtigem Kriſtall. Der Boden uͤberaus feſt, um bei einem Stoße an Klippen nicht in Truͤmmern zu fallen. Die Decke an einen dicken, hohlen Metalltau gebunden, der ins Innre lief. Zudem vollkommen gegen den Eindrang der Fluthen geſichert. Dieſer Thurm ward nun ins Meer gelaſſen, indem er in der Gegend des Steuerruders be¬ feſtigt blieb. Durch ſeine Schwere ging er unter. Die Hohlung des Taues ſetzte die un¬ ten befindlichen Perſonen in den Stand, mittelſt eines Sprachrohrs verlangen zu koͤnnen, ob ſie tiefer hinab geſenkt, oder hoͤher hinauf gezogen ſein wollten. Die Chemie hatte lange ſchon die Mittel entdeckt, eine verſchloſſene Luft durch Reinigen und Erzeugen von Sauerſtoff athembar zu erhalten. War das Meer nun nicht in zu lebhafter Bewegung, ſo konnte man durch die Fenſter alles weit um ſich entdecken, ja man bediente ſich einer Art Lampen vor Hohlſpiegeln, um die Tiefe noͤthigenfalls noch mehr zu er¬ hellen. Welche Entdeckungen hatte die Naturkunde ſeit dieſer Erfindung gemacht! Die Welt im

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/50
Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/50>, abgerufen am 24.04.2024.