Ozean, von der Ehedem so wenig bekannt war, lag nun dem Auge des Forschers offen da.
Furchtbar schien es dem Neuling, im tiefen Gebiet der Nereiden und Tritonen zu hausen, auch nahten manche schlimme Gefahren. Die Meerungeheuer, ergrimmt über den seltsamen Besuch, wütheten bisweilen gegen des Thurmes Fenster und suchten sie zu zerstören. Allein es mangelte auch nicht an Vorkehrungen. Stacheln an den Ecken empfingen sie unfreundlich, so daß sie sich bald auf die Flucht begaben. Auch gab es Fallen mit einem künstlichen Mechanismus, die hie und da einen Seelöwen, einen Haifisch, einen Delphin und andere erst seit dieser Er¬ findung bekannt gewordene Thiere umklammerten, die denn als eine Beute für die Schiffsküche oder für eine Sammlung von Seltenheiten mit empor gebracht wurden. Bisweilen fanden sich aber zu große Thiere ein, und wenn der Thurm nicht eilig genug zur Höhe gewunden ward, ging er mit seinen Bewohnern verloren.
Neue Steinarten auf dem Meergrunde, Fossi¬ lien, andere Gattungen von Perlen und Koral¬ len waren eben sowohl in großer Menge entdeckt worden, als man die Ichtiologie bereichert hatte.
Ozean, von der Ehedem ſo wenig bekannt war, lag nun dem Auge des Forſchers offen da.
Furchtbar ſchien es dem Neuling, im tiefen Gebiet der Nereiden und Tritonen zu hauſen, auch nahten manche ſchlimme Gefahren. Die Meerungeheuer, ergrimmt uͤber den ſeltſamen Beſuch, wuͤtheten bisweilen gegen des Thurmes Fenſter und ſuchten ſie zu zerſtoͤren. Allein es mangelte auch nicht an Vorkehrungen. Stacheln an den Ecken empfingen ſie unfreundlich, ſo daß ſie ſich bald auf die Flucht begaben. Auch gab es Fallen mit einem kuͤnſtlichen Mechanismus, die hie und da einen Seeloͤwen, einen Haifiſch, einen Delphin und andere erſt ſeit dieſer Er¬ findung bekannt gewordene Thiere umklammerten, die denn als eine Beute fuͤr die Schiffskuͤche oder fuͤr eine Sammlung von Seltenheiten mit empor gebracht wurden. Bisweilen fanden ſich aber zu große Thiere ein, und wenn der Thurm nicht eilig genug zur Hoͤhe gewunden ward, ging er mit ſeinen Bewohnern verloren.
Neue Steinarten auf dem Meergrunde, Foſſi¬ lien, andere Gattungen von Perlen und Koral¬ len waren eben ſowohl in großer Menge entdeckt worden, als man die Ichtiologie bereichert hatte.
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Ozean, von der Ehedem ſo wenig bekannt war,
lag nun dem Auge des Forſchers offen da.
Furchtbar ſchien es dem Neuling, im tiefen
Gebiet der Nereiden und Tritonen zu hauſen,
auch nahten manche ſchlimme Gefahren. Die
Meerungeheuer, ergrimmt uͤber den ſeltſamen
Beſuch, wuͤtheten bisweilen gegen des Thurmes
Fenſter und ſuchten ſie zu zerſtoͤren. Allein es
mangelte auch nicht an Vorkehrungen. Stacheln
an den Ecken empfingen ſie unfreundlich, ſo daß
ſie ſich bald auf die Flucht begaben. Auch gab
es Fallen mit einem kuͤnſtlichen Mechanismus,
die hie und da einen Seeloͤwen, einen Haifiſch,
einen Delphin und andere erſt ſeit dieſer Er¬
findung bekannt gewordene Thiere umklammerten,
die denn als eine Beute fuͤr die Schiffskuͤche
oder fuͤr eine Sammlung von Seltenheiten mit
empor gebracht wurden. Bisweilen fanden ſich
aber zu große Thiere ein, und wenn der Thurm
nicht eilig genug zur Hoͤhe gewunden ward, ging
er mit ſeinen Bewohnern verloren.
Neue Steinarten auf dem Meergrunde, Foſſi¬
lien, andere Gattungen von Perlen und Koral¬
len waren eben ſowohl in großer Menge entdeckt
worden, als man die Ichtiologie bereichert hatte.
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/51>, abgerufen am 09.11.2024.
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