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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Brust, dagegen hatte ihn Inis Reinheit ver¬
wahrt.

Man begab sich nun in die Kunststätte des
berühmtesten unter den Malern, so reich an
Schildereien als jene in Werken aus Marmor,
Pophir und Elfenbein. Voll hingen alle Wände,
und die lebendigen, farbigen Gestalten, zogen
des Jünglings Blicke noch mehr an. Gefällig
erklärte ihm der Vorsteher Bedeutung und Werth.
Die Malerei, hub er an, stieg vor mehr als
einem halben Jahrtausend auf eine bedeutende
Höhe, von welcher sie aber späterhin, aus man¬
nichfachen Ursachen, wieder herabsank. Im sieb¬
zehnten, achzehnten, neunzehnten Jahrhundert
gab es durchaus weder einen Raphael, noch Ru¬
bens, noch Titian. Doch wenn die Ausführung
krankte, rettete sich das Urtheil durch die un¬
fruchtbare Zeit, und bereitete vollkommenere
Schöpfungen vor. Ein tiefdenkender Kunstrich¬
ter zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts, maaß
das Verdienst der ruhmvollen Maler, nach einer
höchst sinnig entworfenen Tabelle ab, wo Zeich¬
nung, Zusammenstellung, Farbe und Ausdruck,
unter gewiße Staffeln gebracht waren. Zwanzig
Grade enthielt die Tabelle, den achzehnten nahm

Bruſt, dagegen hatte ihn Inis Reinheit ver¬
wahrt.

Man begab ſich nun in die Kunſtſtaͤtte des
beruͤhmteſten unter den Malern, ſo reich an
Schildereien als jene in Werken aus Marmor,
Pophir und Elfenbein. Voll hingen alle Waͤnde,
und die lebendigen, farbigen Geſtalten, zogen
des Juͤnglings Blicke noch mehr an. Gefaͤllig
erklaͤrte ihm der Vorſteher Bedeutung und Werth.
Die Malerei, hub er an, ſtieg vor mehr als
einem halben Jahrtauſend auf eine bedeutende
Hoͤhe, von welcher ſie aber ſpaͤterhin, aus man¬
nichfachen Urſachen, wieder herabſank. Im ſieb¬
zehnten, achzehnten, neunzehnten Jahrhundert
gab es durchaus weder einen Raphael, noch Ru¬
bens, noch Titian. Doch wenn die Ausfuͤhrung
krankte, rettete ſich das Urtheil durch die un¬
fruchtbare Zeit, und bereitete vollkommenere
Schoͤpfungen vor. Ein tiefdenkender Kunſtrich¬
ter zu Ende des ſiebzehnten Jahrhunderts, maaß
das Verdienſt der ruhmvollen Maler, nach einer
hoͤchſt ſinnig entworfenen Tabelle ab, wo Zeich¬
nung, Zuſammenſtellung, Farbe und Ausdruck,
unter gewiße Staffeln gebracht waren. Zwanzig
Grade enthielt die Tabelle, den achzehnten nahm

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[63/0075] Bruſt, dagegen hatte ihn Inis Reinheit ver¬ wahrt. Man begab ſich nun in die Kunſtſtaͤtte des beruͤhmteſten unter den Malern, ſo reich an Schildereien als jene in Werken aus Marmor, Pophir und Elfenbein. Voll hingen alle Waͤnde, und die lebendigen, farbigen Geſtalten, zogen des Juͤnglings Blicke noch mehr an. Gefaͤllig erklaͤrte ihm der Vorſteher Bedeutung und Werth. Die Malerei, hub er an, ſtieg vor mehr als einem halben Jahrtauſend auf eine bedeutende Hoͤhe, von welcher ſie aber ſpaͤterhin, aus man¬ nichfachen Urſachen, wieder herabſank. Im ſieb¬ zehnten, achzehnten, neunzehnten Jahrhundert gab es durchaus weder einen Raphael, noch Ru¬ bens, noch Titian. Doch wenn die Ausfuͤhrung krankte, rettete ſich das Urtheil durch die un¬ fruchtbare Zeit, und bereitete vollkommenere Schoͤpfungen vor. Ein tiefdenkender Kunſtrich¬ ter zu Ende des ſiebzehnten Jahrhunderts, maaß das Verdienſt der ruhmvollen Maler, nach einer hoͤchſt ſinnig entworfenen Tabelle ab, wo Zeich¬ nung, Zuſammenſtellung, Farbe und Ausdruck, unter gewiße Staffeln gebracht waren. Zwanzig Grade enthielt die Tabelle, den achzehnten nahm

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/75>, abgerufen am 21.11.2024.