Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Räder gaben, wie schon bemerkt wurde, die
mechanische Leichtigkeit.

Es versteht sich aber, daß die Kunststraßen
horizontal fortliefen. Tiefen zu füllen und sich
durch Höhen zu brechen, war ja auch nur ein
unbedeutend Werk, seitdem die Menschheit sich
mit dem neueren Pulver vertraut gemacht hatte,
das, außer den Kriegen, noch so mannichfachen
Nutzen in Sprengungen gewährte.

Was konnte angenehmer sein, als auf einem
solchen, durch Pferde bewegten Prahmen, zu rei¬
sen. Zwar ging die Luftpost schneller, zwar konn¬
ten die Meerfahrzeuge schwimmenden Pallästen
verglichen werden, allein hier genoß man doch
die Erheiterung, stets die nahe Landschaft und
die Merkwürdigkeiten der Gegend zu sehen.
Auch war die Sicherheit die vollkommnere, was
immer das Gemüth ruhiger läßt. Unfälle blie¬
ben nicht denkbar, da auf allen Stationen der
Zustand des ganzen Wagens geprüft, und das
etwa Schadhafte hergestellt wurde. Das Schlimm¬
ste, was sich hätte ereignen können, wäre ein
Durchgehen der Pferde gewesen. Aber dies hätte
nur um so zeitiger an Ort und Stelle gebracht,
denn aus der Bahn dieser Kunststraßen konnten

Raͤder gaben, wie ſchon bemerkt wurde, die
mechaniſche Leichtigkeit.

Es verſteht ſich aber, daß die Kunſtſtraßen
horizontal fortliefen. Tiefen zu fuͤllen und ſich
durch Hoͤhen zu brechen, war ja auch nur ein
unbedeutend Werk, ſeitdem die Menſchheit ſich
mit dem neueren Pulver vertraut gemacht hatte,
das, außer den Kriegen, noch ſo mannichfachen
Nutzen in Sprengungen gewaͤhrte.

Was konnte angenehmer ſein, als auf einem
ſolchen, durch Pferde bewegten Prahmen, zu rei¬
ſen. Zwar ging die Luftpoſt ſchneller, zwar konn¬
ten die Meerfahrzeuge ſchwimmenden Pallaͤſten
verglichen werden, allein hier genoß man doch
die Erheiterung, ſtets die nahe Landſchaft und
die Merkwuͤrdigkeiten der Gegend zu ſehen.
Auch war die Sicherheit die vollkommnere, was
immer das Gemuͤth ruhiger laͤßt. Unfaͤlle blie¬
ben nicht denkbar, da auf allen Stationen der
Zuſtand des ganzen Wagens gepruͤft, und das
etwa Schadhafte hergeſtellt wurde. Das Schlimm¬
ſte, was ſich haͤtte ereignen koͤnnen, waͤre ein
Durchgehen der Pferde geweſen. Aber dies haͤtte
nur um ſo zeitiger an Ort und Stelle gebracht,
denn aus der Bahn dieſer Kunſtſtraßen konnten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0091" n="79"/>
Ra&#x0364;der gaben, wie &#x017F;chon bemerkt wurde, die<lb/>
mechani&#x017F;che Leichtigkeit.</p><lb/>
          <p>Es ver&#x017F;teht &#x017F;ich aber, daß die Kun&#x017F;t&#x017F;traßen<lb/>
horizontal fortliefen. Tiefen zu fu&#x0364;llen und &#x017F;ich<lb/>
durch Ho&#x0364;hen zu brechen, war ja auch nur ein<lb/>
unbedeutend Werk, &#x017F;eitdem die Men&#x017F;chheit &#x017F;ich<lb/>
mit dem neueren Pulver vertraut gemacht hatte,<lb/>
das, außer den Kriegen, noch &#x017F;o mannichfachen<lb/>
Nutzen in Sprengungen gewa&#x0364;hrte.</p><lb/>
          <p>Was konnte angenehmer &#x017F;ein, als auf einem<lb/>
&#x017F;olchen, durch Pferde bewegten Prahmen, zu rei¬<lb/>
&#x017F;en. Zwar ging die Luftpo&#x017F;t &#x017F;chneller, zwar konn¬<lb/>
ten die Meerfahrzeuge &#x017F;chwimmenden Palla&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
verglichen werden, allein hier genoß man doch<lb/>
die Erheiterung, &#x017F;tets die nahe Land&#x017F;chaft und<lb/>
die Merkwu&#x0364;rdigkeiten der Gegend zu &#x017F;ehen.<lb/>
Auch war die Sicherheit die vollkommnere, was<lb/>
immer das Gemu&#x0364;th ruhiger la&#x0364;ßt. Unfa&#x0364;lle blie¬<lb/>
ben nicht denkbar, da auf allen Stationen der<lb/>
Zu&#x017F;tand des ganzen Wagens gepru&#x0364;ft, und das<lb/>
etwa Schadhafte herge&#x017F;tellt wurde. Das Schlimm¬<lb/>
&#x017F;te, was &#x017F;ich ha&#x0364;tte ereignen ko&#x0364;nnen, wa&#x0364;re ein<lb/>
Durchgehen der Pferde gewe&#x017F;en. Aber dies ha&#x0364;tte<lb/>
nur um &#x017F;o zeitiger an Ort und Stelle gebracht,<lb/>
denn aus der Bahn die&#x017F;er Kun&#x017F;t&#x017F;traßen konnten<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0091] Raͤder gaben, wie ſchon bemerkt wurde, die mechaniſche Leichtigkeit. Es verſteht ſich aber, daß die Kunſtſtraßen horizontal fortliefen. Tiefen zu fuͤllen und ſich durch Hoͤhen zu brechen, war ja auch nur ein unbedeutend Werk, ſeitdem die Menſchheit ſich mit dem neueren Pulver vertraut gemacht hatte, das, außer den Kriegen, noch ſo mannichfachen Nutzen in Sprengungen gewaͤhrte. Was konnte angenehmer ſein, als auf einem ſolchen, durch Pferde bewegten Prahmen, zu rei¬ ſen. Zwar ging die Luftpoſt ſchneller, zwar konn¬ ten die Meerfahrzeuge ſchwimmenden Pallaͤſten verglichen werden, allein hier genoß man doch die Erheiterung, ſtets die nahe Landſchaft und die Merkwuͤrdigkeiten der Gegend zu ſehen. Auch war die Sicherheit die vollkommnere, was immer das Gemuͤth ruhiger laͤßt. Unfaͤlle blie¬ ben nicht denkbar, da auf allen Stationen der Zuſtand des ganzen Wagens gepruͤft, und das etwa Schadhafte hergeſtellt wurde. Das Schlimm¬ ſte, was ſich haͤtte ereignen koͤnnen, waͤre ein Durchgehen der Pferde geweſen. Aber dies haͤtte nur um ſo zeitiger an Ort und Stelle gebracht, denn aus der Bahn dieſer Kunſtſtraßen konnten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/91
Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/91>, abgerufen am 21.11.2024.