gerbaracke bei den Veteranen, welchen die Uebung der Kriegsjugend oblag.
Hier ward er im Fechten und Schießen geübt, mußte fleißig Laufen, oder Lasten tragen, bei spärlicher Nahrung leben, den Schlaf entbehren, und sich immer bedeutenderen Abmattungen un¬ terziehen lernen. Die strengste Moralität gebot in diesen Lägern, schon durch die ganze Lebens¬ weise, die keinem Gedanken an Befriedigung roher Sinnlichkeit Raum gab, begründet.
Nach einem halben Jahre ging er, von den Veteranen, zu seinem Haufen ins große Lager, mußte nun den Dienst eines Fußsoldaten ver¬ richten.
Beständig übte man hier, ohne Rücksicht auf Jahreszeit, Witterung, Beschaffenheit des Bodens, oder Tag und Nacht. Die klugen An¬ führer ließen mehr in der Dunkelheit als bei der Tageshelle thätig sein, suchten absichtlich die schwierigen durchschnittenen Gegenden aus; nicht der strenge Frost, nicht der drückende Sonnen¬ strahl, nicht strömende Regengüsse machten eine Abänderung. Denn sie sagten: Der Feind wird unsere Bequemlichkeit nicht ins Auge fassen.
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gerbaracke bei den Veteranen, welchen die Uebung der Kriegsjugend oblag.
Hier ward er im Fechten und Schießen geuͤbt, mußte fleißig Laufen, oder Laſten tragen, bei ſpaͤrlicher Nahrung leben, den Schlaf entbehren, und ſich immer bedeutenderen Abmattungen un¬ terziehen lernen. Die ſtrengſte Moralitaͤt gebot in dieſen Laͤgern, ſchon durch die ganze Lebens¬ weiſe, die keinem Gedanken an Befriedigung roher Sinnlichkeit Raum gab, begruͤndet.
Nach einem halben Jahre ging er, von den Veteranen, zu ſeinem Haufen ins große Lager, mußte nun den Dienſt eines Fußſoldaten ver¬ richten.
Beſtaͤndig uͤbte man hier, ohne Ruͤckſicht auf Jahreszeit, Witterung, Beſchaffenheit des Bodens, oder Tag und Nacht. Die klugen An¬ fuͤhrer ließen mehr in der Dunkelheit als bei der Tageshelle thaͤtig ſein, ſuchten abſichtlich die ſchwierigen durchſchnittenen Gegenden aus; nicht der ſtrenge Froſt, nicht der druͤckende Sonnen¬ ſtrahl, nicht ſtroͤmende Regenguͤſſe machten eine Abaͤnderung. Denn ſie ſagten: Der Feind wird unſere Bequemlichkeit nicht ins Auge faſſen.
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gerbaracke bei den Veteranen, welchen die Uebung
der Kriegsjugend oblag.
Hier ward er im Fechten und Schießen geuͤbt,
mußte fleißig Laufen, oder Laſten tragen, bei
ſpaͤrlicher Nahrung leben, den Schlaf entbehren,
und ſich immer bedeutenderen Abmattungen un¬
terziehen lernen. Die ſtrengſte Moralitaͤt gebot
in dieſen Laͤgern, ſchon durch die ganze Lebens¬
weiſe, die keinem Gedanken an Befriedigung
roher Sinnlichkeit Raum gab, begruͤndet.
Nach einem halben Jahre ging er, von den
Veteranen, zu ſeinem Haufen ins große Lager,
mußte nun den Dienſt eines Fußſoldaten ver¬
richten.
Beſtaͤndig uͤbte man hier, ohne Ruͤckſicht
auf Jahreszeit, Witterung, Beſchaffenheit des
Bodens, oder Tag und Nacht. Die klugen An¬
fuͤhrer ließen mehr in der Dunkelheit als bei
der Tageshelle thaͤtig ſein, ſuchten abſichtlich die
ſchwierigen durchſchnittenen Gegenden aus; nicht
der ſtrenge Froſt, nicht der druͤckende Sonnen¬
ſtrahl, nicht ſtroͤmende Regenguͤſſe machten eine
Abaͤnderung. Denn ſie ſagten: Der Feind wird
unſere Bequemlichkeit nicht ins Auge faſſen.
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/95>, abgerufen am 21.11.2024.
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