sich im Anschlag und verdünnte seine Reihen. War er nahe genug gekommen, was nicht an¬ ders als nach großem Menschenverlust geschehen konnte, begrüßte man ihn eher mit Feuerkrän¬ zen, als er selbst daran dachte. Waren Feuer und Dunst verflogen, vollendete man mit Lanze und Schwert seine Niederlage. Auch bereiteten die militärischen Chemiker, deren einige jeder Abtheilung von Hunderten zugesellt waren, Säuren welche die Stickstoffe schnell aufhoben. So bekämpfte höhere Kunst die höhere Kunst.
Neben diesen Uebungen mußte das Fußvolk geometrische Märsche vollziehen, wodurch man Vor¬ theile über den Feind gewinnen konnte, und was sonst dahin einschlug.
Nach einem Jahre konnte der junge Soldat seinen Abschied verlangen und zu den Seinigen gehen. Gestärkter, mit mancher Kunde berei¬ chert, kam er dort an, und der Staat hatte überall Bürger, welche im Nothfalle zu den Waffen gerufen werden konnten. Auch fanden unter diesen noch jährliche Uebungen von eini¬ gen Tagen statt, damit jener Unterricht nicht zu sehr dem Gedächtniß entflöhe.
Zeigte aber ein Jüngling nach diesem Jahre
ſich im Anſchlag und verduͤnnte ſeine Reihen. War er nahe genug gekommen, was nicht an¬ ders als nach großem Menſchenverluſt geſchehen konnte, begruͤßte man ihn eher mit Feuerkraͤn¬ zen, als er ſelbſt daran dachte. Waren Feuer und Dunſt verflogen, vollendete man mit Lanze und Schwert ſeine Niederlage. Auch bereiteten die militaͤriſchen Chemiker, deren einige jeder Abtheilung von Hunderten zugeſellt waren, Saͤuren welche die Stickſtoffe ſchnell aufhoben. So bekaͤmpfte hoͤhere Kunſt die hoͤhere Kunſt.
Neben dieſen Uebungen mußte das Fußvolk geometriſche Maͤrſche vollziehen, wodurch man Vor¬ theile uͤber den Feind gewinnen konnte, und was ſonſt dahin einſchlug.
Nach einem Jahre konnte der junge Soldat ſeinen Abſchied verlangen und zu den Seinigen gehen. Geſtaͤrkter, mit mancher Kunde berei¬ chert, kam er dort an, und der Staat hatte uͤberall Buͤrger, welche im Nothfalle zu den Waffen gerufen werden konnten. Auch fanden unter dieſen noch jaͤhrliche Uebungen von eini¬ gen Tagen ſtatt, damit jener Unterricht nicht zu ſehr dem Gedaͤchtniß entfloͤhe.
Zeigte aber ein Juͤngling nach dieſem Jahre
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ſich im Anſchlag und verduͤnnte ſeine Reihen.
War er nahe genug gekommen, was nicht an¬
ders als nach großem Menſchenverluſt geſchehen
konnte, begruͤßte man ihn eher mit Feuerkraͤn¬
zen, als er ſelbſt daran dachte. Waren Feuer
und Dunſt verflogen, vollendete man mit Lanze
und Schwert ſeine Niederlage. Auch bereiteten
die militaͤriſchen Chemiker, deren einige jeder
Abtheilung von Hunderten zugeſellt waren,
Saͤuren welche die Stickſtoffe ſchnell aufhoben.
So bekaͤmpfte hoͤhere Kunſt die hoͤhere Kunſt.
Neben dieſen Uebungen mußte das Fußvolk
geometriſche Maͤrſche vollziehen, wodurch man Vor¬
theile uͤber den Feind gewinnen konnte, und was
ſonſt dahin einſchlug.
Nach einem Jahre konnte der junge Soldat
ſeinen Abſchied verlangen und zu den Seinigen
gehen. Geſtaͤrkter, mit mancher Kunde berei¬
chert, kam er dort an, und der Staat hatte
uͤberall Buͤrger, welche im Nothfalle zu den
Waffen gerufen werden konnten. Auch fanden
unter dieſen noch jaͤhrliche Uebungen von eini¬
gen Tagen ſtatt, damit jener Unterricht nicht
zu ſehr dem Gedaͤchtniß entfloͤhe.
Zeigte aber ein Juͤngling nach dieſem Jahre
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/98>, abgerufen am 24.11.2024.
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