Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Faul, mein Sohn! Ich wette, sie stecktnoch tief in den Federn. Sprachs, und eilte hinaus, und rief der treuen Susanna, 205 Die an dem Brunnenschwengel den tröp- felnden Eimer heraufzog: Hole die silberne Kann', und spute dich, liebe Susanna, Dass du den Kaffe geklärt einbringst, und den brennenden Wachsstock. Nicht zu schwach, wie gesagt! der levan- tische hasst die Verdünnung. Seze die Kann' auf Kohlen mit Vorsicht, wenn du ihn trichterst. 210 Flugs dann stich mir im Garten die neu- geschossenen Spargel, Schneid' auch jungen Spinat; wir nöthi- gen, denk' ich, die Herschaft. LUISE Faul, mein Sohn! Ich wette, ſie ſtecktnoch tief in den Federn. Sprachs, und eilte hinaus, und rief der treuen Suſanna, 205 Die an dem Brunnenſchwengel den tröp- felnden Eimer heraufzog: Hole die ſilberne Kann’, und ſpute dich, liebe Suſanna, Daſs du den Kaffe geklärt einbringſt, und den brennenden Wachsſtock. Nicht zu ſchwach, wie geſagt! der levan- tiſche haſst die Verdünnung. Seze die Kann’ auf Kohlen mit Vorſicht, wenn du ihn trichterſt. 210 Flugs dann ſtich mir im Garten die neu- geſchoſſenen Spargel, Schneid’ auch jungen Spinat; wir nöthi- gen, denk’ ich, die Herſchaft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0112" n="100"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Faul, mein Sohn! Ich wette, ſie ſteckt<lb/> noch tief in den Federn.<lb/> Sprachs, und eilte hinaus, und rief der<lb/> treuen Suſanna, <lb n="205"/> Die an dem Brunnenſchwengel den tröp-<lb/> felnden Eimer heraufzog:<lb/> Hole die ſilberne Kann’, und ſpute<lb/> dich, liebe Suſanna,<lb/> Daſs du den Kaffe geklärt einbringſt, und<lb/> den brennenden Wachsſtock.<lb/> Nicht zu ſchwach, wie geſagt! der levan-<lb/> tiſche haſst die Verdünnung.<lb/> Seze die Kann’ auf Kohlen mit Vorſicht,<lb/> wenn du ihn trichterſt. <lb n="210"/> Flugs dann ſtich mir im Garten die neu-<lb/> geſchoſſenen Spargel,<lb/> Schneid’ auch jungen Spinat; wir nöthi-<lb/> gen, denk’ ich, die Herſchaft.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0112]
LUISE
Faul, mein Sohn! Ich wette, ſie ſteckt
noch tief in den Federn.
Sprachs, und eilte hinaus, und rief der
treuen Suſanna, 205
Die an dem Brunnenſchwengel den tröp-
felnden Eimer heraufzog:
Hole die ſilberne Kann’, und ſpute
dich, liebe Suſanna,
Daſs du den Kaffe geklärt einbringſt, und
den brennenden Wachsſtock.
Nicht zu ſchwach, wie geſagt! der levan-
tiſche haſst die Verdünnung.
Seze die Kann’ auf Kohlen mit Vorſicht,
wenn du ihn trichterſt. 210
Flugs dann ſtich mir im Garten die neu-
geſchoſſenen Spargel,
Schneid’ auch jungen Spinat; wir nöthi-
gen, denk’ ich, die Herſchaft.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |