Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.DRITTE IDYLLE Aber Amalia stand, und schlichtete sanftihr die Locken Mit weitzahnigem Kamm, und freute sich ihres Geringels; Ordnete dann und flocht, nach der Sitte der attischen Jungfraun: So wie Praxiteles einst und Phidias Mäd- chen des Himmels Bildeten, oder sich selber die Mus' An- gelika mahlet: 145 Also schuf sie das lockre Geflecht, das, in Wellen sich blähend, Mit nachlässiger Schwingung zurück auf die Scheitel gerollt war. Aber des Nackens Weiss' umflatterte zar- tes Gekräusel, Gleichsam entflohn; und vorn, um Hals und Schulter sich windend, DRITTE IDYLLE Aber Amalia ſtand, und ſchlichtete ſanftihr die Locken Mit weitzahnigem Kamm, und freute ſich ihres Geringels; Ordnete dann und flocht, nach der Sitte der attiſchen Jungfraun: So wie Praxiteles einſt und Phidias Mäd- chen des Himmels Bildeten, oder ſich ſelber die Muſ’ An- gelika mahlet: 145 Alſo ſchuf ſie das lockre Geflecht, das, in Wellen ſich blähend, Mit nachläſſiger Schwingung zurück auf die Scheitel gerollt war. Aber des Nackens Weiſs’ umflatterte zar- tes Gekräuſel, Gleichſam entflohn; und vorn, um Hals und Schulter ſich windend, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0149" n="135"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">DRITTE IDYLLE</hi></fw><lb/> Aber Amalia ſtand, und ſchlichtete ſanft<lb/> ihr die Locken<lb/> Mit weitzahnigem Kamm, und freute ſich<lb/> ihres Geringels;<lb/> Ordnete dann und flocht, nach der Sitte<lb/> der attiſchen Jungfraun:<lb/> So wie Praxiteles einſt und Phidias Mäd-<lb/> chen des Himmels<lb/> Bildeten, oder ſich ſelber die Muſ’ An-<lb/> gelika mahlet: <lb n="145"/> Alſo ſchuf ſie das lockre Geflecht, das,<lb/> in Wellen ſich blähend,<lb/> Mit nachläſſiger Schwingung zurück auf<lb/> die Scheitel gerollt war.<lb/> Aber des Nackens Weiſs’ umflatterte zar-<lb/> tes Gekräuſel,<lb/> Gleichſam entflohn; und vorn, um Hals<lb/> und Schulter ſich windend,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [135/0149]
DRITTE IDYLLE
Aber Amalia ſtand, und ſchlichtete ſanft
ihr die Locken
Mit weitzahnigem Kamm, und freute ſich
ihres Geringels;
Ordnete dann und flocht, nach der Sitte
der attiſchen Jungfraun:
So wie Praxiteles einſt und Phidias Mäd-
chen des Himmels
Bildeten, oder ſich ſelber die Muſ’ An-
gelika mahlet: 145
Alſo ſchuf ſie das lockre Geflecht, das,
in Wellen ſich blähend,
Mit nachläſſiger Schwingung zurück auf
die Scheitel gerollt war.
Aber des Nackens Weiſs’ umflatterte zar-
tes Gekräuſel,
Gleichſam entflohn; und vorn, um Hals
und Schulter ſich windend,
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