Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.DRITTE IDYLLE Und des Töchterchens Stelle bei Tisch;ich horche vergebens 285 Ihrer Stimm' in der Fern', und ihrem kom- menden Fusstritt. Wenn du mit deinem Mann auf jenem Wege dahinziehst; Schluchzend werd' ich und lange mit hei- ssen Thränen dir nachsehn! Denn ich bin Mensch und Vater, und habe mein Töchterchen herzlich, Herzlich lieb! und mich liebt mein Töch- terchen eben so herzlich! 290 Aber ich werde getrost mein Haupt auf- heben zum Himmel, Trocknen mein Angesicht, und, fest die Hände gefaltet, Mich im Gebete vor Gott demütigen, der, wie ein Vater, DRITTE IDYLLE Und des Töchterchens Stelle bei Tiſch;ich horche vergebens 285 Ihrer Stimm’ in der Fern’, und ihrem kom- menden Fuſstritt. Wenn du mit deinem Mann auf jenem Wege dahinziehſt; Schluchzend werd’ ich und lange mit hei- ſsen Thränen dir nachſehn! Denn ich bin Menſch und Vater, und habe mein Töchterchen herzlich, Herzlich lieb! und mich liebt mein Töch- terchen eben ſo herzlich! 290 Aber ich werde getroſt mein Haupt auf- heben zum Himmel, Trocknen mein Angeſicht, und, feſt die Hände gefaltet, Mich im Gebete vor Gott demütigen, der, wie ein Vater, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0165" n="151"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">DRITTE IDYLLE</hi></fw><lb/> Und des Töchterchens Stelle bei Tiſch;<lb/> ich horche vergebens <lb n="285"/> Ihrer Stimm’ in der Fern’, und ihrem kom-<lb/> menden Fuſstritt.<lb/> Wenn du mit deinem Mann auf jenem<lb/> Wege dahinziehſt;<lb/> Schluchzend werd’ ich und lange mit hei-<lb/> ſsen Thränen dir nachſehn!<lb/> Denn ich bin Menſch und Vater, und habe<lb/> mein Töchterchen herzlich,<lb/> Herzlich lieb! und mich liebt mein Töch-<lb/> terchen eben ſo herzlich! <lb n="290"/> Aber ich werde getroſt mein Haupt auf-<lb/> heben zum Himmel,<lb/> Trocknen mein Angeſicht, und, feſt die<lb/> Hände gefaltet,<lb/> Mich im Gebete vor Gott demütigen, der,<lb/> wie ein Vater,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [151/0165]
DRITTE IDYLLE
Und des Töchterchens Stelle bei Tiſch;
ich horche vergebens 285
Ihrer Stimm’ in der Fern’, und ihrem kom-
menden Fuſstritt.
Wenn du mit deinem Mann auf jenem
Wege dahinziehſt;
Schluchzend werd’ ich und lange mit hei-
ſsen Thränen dir nachſehn!
Denn ich bin Menſch und Vater, und habe
mein Töchterchen herzlich,
Herzlich lieb! und mich liebt mein Töch-
terchen eben ſo herzlich! 290
Aber ich werde getroſt mein Haupt auf-
heben zum Himmel,
Trocknen mein Angeſicht, und, feſt die
Hände gefaltet,
Mich im Gebete vor Gott demütigen, der,
wie ein Vater,
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