Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Feierlich ösnete jezt mit dem Pfropfen-zieher der Vater Eine Flasch', und vertheilte zum Nachtisch goldenen Steinwein: Den ihm die gnädige Gräfin zur Stärkung seiner Gesundheit Sendete, als sie im Lenz heimkehrt' in ihr grünendes Landgut 510 Aus der Stadt; doch lang' unentsiegelt stand er im Keller, Aufgespart für der lieben und einzigen Tochter Geburtstag. Hiermit füllte die Gläser der Greis, und sprach zur Gesellschaft: Angeklingt! denn es gilt die Gesund- heit unsrer Luise! Sprachs; und es klangen die Gläser mit hellem Gekling' an einander. 515 LUISE Feierlich öſnete jezt mit dem Pfropfen-zieher der Vater Eine Flaſch’, und vertheilte zum Nachtiſch goldenen Steinwein: Den ihm die gnädige Gräfin zur Stärkung ſeiner Geſundheit Sendete, als ſie im Lenz heimkehrt’ in ihr grünendes Landgut 510 Aus der Stadt; doch lang’ unentſiegelt ſtand er im Keller, Aufgeſpart für der lieben und einzigen Tochter Geburtstag. Hiermit füllte die Gläſer der Greis, und ſprach zur Geſellſchaft: Angeklingt! denn es gilt die Geſund- heit unſrer Luiſe! Sprachs; und es klangen die Gläſer mit hellem Gekling’ an einander. 515 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0072" n="62"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Feierlich öſnete jezt mit dem Pfropfen-<lb/> zieher der Vater<lb/> Eine Flaſch’, und vertheilte zum Nachtiſch<lb/> goldenen Steinwein:<lb/> Den ihm die gnädige Gräfin zur Stärkung<lb/> ſeiner Geſundheit<lb/> Sendete, als ſie im Lenz heimkehrt’ in<lb/> ihr grünendes Landgut <lb n="510"/> Aus der Stadt; doch lang’ unentſiegelt<lb/> ſtand er im Keller,<lb/> Aufgeſpart für der lieben und einzigen<lb/> Tochter Geburtstag.<lb/> Hiermit füllte die Gläſer der Greis, und<lb/> ſprach zur Geſellſchaft:<lb/> Angeklingt! denn es gilt die Geſund-<lb/> heit unſrer Luiſe!<lb/> Sprachs; und es klangen die Gläſer mit<lb/> hellem Gekling’ an einander. <lb n="515"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0072]
LUISE
Feierlich öſnete jezt mit dem Pfropfen-
zieher der Vater
Eine Flaſch’, und vertheilte zum Nachtiſch
goldenen Steinwein:
Den ihm die gnädige Gräfin zur Stärkung
ſeiner Geſundheit
Sendete, als ſie im Lenz heimkehrt’ in
ihr grünendes Landgut 510
Aus der Stadt; doch lang’ unentſiegelt
ſtand er im Keller,
Aufgeſpart für der lieben und einzigen
Tochter Geburtstag.
Hiermit füllte die Gläſer der Greis, und
ſprach zur Geſellſchaft:
Angeklingt! denn es gilt die Geſund-
heit unſrer Luiſe!
Sprachs; und es klangen die Gläſer mit
hellem Gekling’ an einander. 515
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