Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.Fünfter Gesang. Hierauf nahm er den Stab, womit er die Augen der MenschenZuschließt, welcher er will, und wieder vom Schlummer erwecket. Diesen hielt er und flog, der tapfere Argosbesieger, Stand auf Pieria still, und senkte sich schnell aus dem Aether V. 50. 50 Nieder aufs Meer, und schwebte dann über die Flut, wie die Mewe, Die um furchtbare Busen des ungebändigten Meeres Fische fängt, und sich oft die flüchtigen Fittige nezet: Also beschwebte Hermeias die weithinwallende Fläche. Als er die ferne Insel Ogügia jezo erreichte, 55 Stieg er aus dem Gewäßer des dunkeln Meeres ans Ufer, Wandelte fort, bis er kam zur weiten Grotte der Nümfe Mit schönwallenden Locken, und fand die Nümfe zu Hause. Vor ihr brannt' auf dem Heerd' ein großes Feuer, und fernhin Wallte der liebliche Duft vom brennenden Holze der Zeder 60 Und des Zitronenbaums. Sie sang mit melodischer Stimme, Aemsig ein schönes Gewebe mit goldener Spule zu wirken. Rings um die Grotte wuchs ein Hain voll grünender Bäume, Pappelweiden und Erlen und düftereicher Zipreßen. Unter dem Laube wohnten die breitgefiederten Vögel, 65 Eulen und Habichte und breitzüngichte Waßerkrähen, Welche die Küste des Meers mit gierigem Blicke bestreifen. Um die gewölbete Grotte des Felsens breitet' ein Weinstock Seine schattenden Ranken, behängt mit purpurnen Trauben. Und vier Quellen ergoßen ihr silberblinkendes Waßer, 70 Eine nahe der andern, und schlängelten hierhin und dorthin. Wiesen grünten umher, mit Klee bewachsen und Eppich. V. 50. Pieria, ein Berg in Mazedonien. G
Fuͤnfter Geſang. Hierauf nahm er den Stab, womit er die Augen der MenſchenZuſchließt, welcher er will, und wieder vom Schlummer erwecket. Dieſen hielt er und flog, der tapfere Argosbeſieger, Stand auf Pieria ſtill, und ſenkte ſich ſchnell aus dem Aether V. 50. 50 Nieder aufs Meer, und ſchwebte dann uͤber die Flut, wie die Mewe, Die um furchtbare Buſen des ungebaͤndigten Meeres Fiſche faͤngt, und ſich oft die fluͤchtigen Fittige nezet: Alſo beſchwebte Hermeias die weithinwallende Flaͤche. Als er die ferne Inſel Oguͤgia jezo erreichte, 55 Stieg er aus dem Gewaͤßer des dunkeln Meeres ans Ufer, Wandelte fort, bis er kam zur weiten Grotte der Nuͤmfe Mit ſchoͤnwallenden Locken, und fand die Nuͤmfe zu Hauſe. Vor ihr brannt' auf dem Heerd' ein großes Feuer, und fernhin Wallte der liebliche Duft vom brennenden Holze der Zeder 60 Und des Zitronenbaums. Sie ſang mit melodiſcher Stimme, Aemſig ein ſchoͤnes Gewebe mit goldener Spule zu wirken. Rings um die Grotte wuchs ein Hain voll gruͤnender Baͤume, Pappelweiden und Erlen und duͤftereicher Zipreßen. Unter dem Laube wohnten die breitgefiederten Voͤgel, 65 Eulen und Habichte und breitzuͤngichte Waßerkraͤhen, Welche die Kuͤſte des Meers mit gierigem Blicke beſtreifen. Um die gewoͤlbete Grotte des Felſens breitet' ein Weinſtock Seine ſchattenden Ranken, behaͤngt mit purpurnen Trauben. Und vier Quellen ergoßen ihr ſilberblinkendes Waßer, 70 Eine nahe der andern, und ſchlaͤngelten hierhin und dorthin. Wieſen gruͤnten umher, mit Klee bewachſen und Eppich. V. 50. Pieria, ein Berg in Mazedonien. G
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Fuͤnfter Geſang.
Hierauf nahm er den Stab, womit er die Augen der Menſchen
Zuſchließt, welcher er will, und wieder vom Schlummer erwecket.
Dieſen hielt er und flog, der tapfere Argosbeſieger,
Stand auf Pieria ſtill, und ſenkte ſich ſchnell aus dem Aether V. 50.
Nieder aufs Meer, und ſchwebte dann uͤber die Flut, wie die Mewe,
Die um furchtbare Buſen des ungebaͤndigten Meeres
Fiſche faͤngt, und ſich oft die fluͤchtigen Fittige nezet:
Alſo beſchwebte Hermeias die weithinwallende Flaͤche.
Als er die ferne Inſel Oguͤgia jezo erreichte,
Stieg er aus dem Gewaͤßer des dunkeln Meeres ans Ufer,
Wandelte fort, bis er kam zur weiten Grotte der Nuͤmfe
Mit ſchoͤnwallenden Locken, und fand die Nuͤmfe zu Hauſe.
Vor ihr brannt' auf dem Heerd' ein großes Feuer, und fernhin
Wallte der liebliche Duft vom brennenden Holze der Zeder
Und des Zitronenbaums. Sie ſang mit melodiſcher Stimme,
Aemſig ein ſchoͤnes Gewebe mit goldener Spule zu wirken.
Rings um die Grotte wuchs ein Hain voll gruͤnender Baͤume,
Pappelweiden und Erlen und duͤftereicher Zipreßen.
Unter dem Laube wohnten die breitgefiederten Voͤgel,
Eulen und Habichte und breitzuͤngichte Waßerkraͤhen,
Welche die Kuͤſte des Meers mit gierigem Blicke beſtreifen.
Um die gewoͤlbete Grotte des Felſens breitet' ein Weinſtock
Seine ſchattenden Ranken, behaͤngt mit purpurnen Trauben.
Und vier Quellen ergoßen ihr ſilberblinkendes Waßer,
Eine nahe der andern, und ſchlaͤngelten hierhin und dorthin.
Wieſen gruͤnten umher, mit Klee bewachſen und Eppich.
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V. 50. Pieria, ein Berg in Mazedonien.
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