Wär' ich doch lieber der Sohn von einem glücklichen Manne, Den bei seiner Habe das ruhige Alter beschliche! Aber der Unglückseligste aller sterblichen Menschen Ist, wie man sagt, mein Vater; weil du mich darum befragest.220
Drauf antwortete Zeus blauäugichte Tochter Athänä: Nun so werden die Götter doch nicht den Namen des Hauses Tilgen, da solchen Sohn ihm Pänelopeia geboren. V. 223. Aber verkündige mir, und sage die lautere Wahrheit. Was vor ein Schmaus ist hier, und Gesellschaft? Giebst du ein Gastmahl, 225 Oder ein Hochzeitfest? Denn keinem Gelag' ist es ähnlich! Dafür scheinen die Gäste mit zu unbändiger Frechheit Mir in dem Saale zu schwärmen. Ereifern müßte die Seele Jedes vernünftigen Manns, der solche Gräuel mit ansäh!
Und der verständige Jüngling Tälemachos sagte dagegen: 230 Fremdling, weil du mich fragst, und so genau dich erkundest; Ehmals konnte dies Haus vielleicht begütert und glänzend Heißen, da jener noch im Vaterlande verweilte: Aber nun haben es anders die grausamen Götter entschieden, Welche den herlichen Mann vor allen Menschen verdunkelt! 235 Ach! ich trauerte selbst um den Tod des Vaters nicht so sehr, Wär' er mit seinen Genoßen im Lande der Troer gefallen, Oder den Freunden im Arme, nachdem er den Krieg vollendet. Denn ein Denkmal hätt' ihm das Volk der Achaier errichtet, Und so wäre zugleich sein Sohn bei den Enkeln verherlicht. 240 Aber er ward unrühmlich ein Raub der wilden Harpüen; V. 241.
V. 223. Pänelopeia, Odüßeus Gemahlin.
V. 241. Harpüen hießen die Stürme, die man sich als geflügelte räubrische Göttinnen vorstellte.
Oduͤßee.
Waͤr' ich doch lieber der Sohn von einem gluͤcklichen Manne, Den bei ſeiner Habe das ruhige Alter beſchliche! Aber der Ungluͤckſeligſte aller ſterblichen Menſchen Iſt, wie man ſagt, mein Vater; weil du mich darum befrageſt.220
Drauf antwortete Zeus blauaͤugichte Tochter Athaͤnaͤ: Nun ſo werden die Goͤtter doch nicht den Namen des Hauſes Tilgen, da ſolchen Sohn ihm Paͤnelopeia geboren. V. 223. Aber verkuͤndige mir, und ſage die lautere Wahrheit. Was vor ein Schmaus iſt hier, und Geſellſchaft? Giebſt du ein Gaſtmahl, 225 Oder ein Hochzeitfeſt? Denn keinem Gelag' iſt es aͤhnlich! Dafuͤr ſcheinen die Gaͤſte mit zu unbaͤndiger Frechheit Mir in dem Saale zu ſchwaͤrmen. Ereifern muͤßte die Seele Jedes vernuͤnftigen Manns, der ſolche Graͤuel mit anſaͤh!
Und der verſtaͤndige Juͤngling Taͤlemachos ſagte dagegen: 230 Fremdling, weil du mich fragſt, und ſo genau dich erkundeſt; Ehmals konnte dies Haus vielleicht beguͤtert und glaͤnzend Heißen, da jener noch im Vaterlande verweilte: Aber nun haben es anders die grauſamen Goͤtter entſchieden, Welche den herlichen Mann vor allen Menſchen verdunkelt! 235 Ach! ich trauerte ſelbſt um den Tod des Vaters nicht ſo ſehr, Waͤr' er mit ſeinen Genoßen im Lande der Troer gefallen, Oder den Freunden im Arme, nachdem er den Krieg vollendet. Denn ein Denkmal haͤtt' ihm das Volk der Achaier errichtet, Und ſo waͤre zugleich ſein Sohn bei den Enkeln verherlicht. 240 Aber er ward unruͤhmlich ein Raub der wilden Harpuͤen; V. 241.
V. 223. Paͤnelopeia, Oduͤßeus Gemahlin.
V. 241. Harpuͤen hießen die Stuͤrme, die man ſich als gefluͤgelte raͤubriſche Goͤttinnen vorſtellte.
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Oduͤßee.
Waͤr' ich doch lieber der Sohn von einem gluͤcklichen Manne,
Den bei ſeiner Habe das ruhige Alter beſchliche!
Aber der Ungluͤckſeligſte aller ſterblichen Menſchen
Iſt, wie man ſagt, mein Vater; weil du mich darum befrageſt.
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Drauf antwortete Zeus blauaͤugichte Tochter Athaͤnaͤ:
Nun ſo werden die Goͤtter doch nicht den Namen des Hauſes
Tilgen, da ſolchen Sohn ihm Paͤnelopeia geboren. V. 223.
Aber verkuͤndige mir, und ſage die lautere Wahrheit.
Was vor ein Schmaus iſt hier, und Geſellſchaft? Giebſt du ein Gaſtmahl,
Oder ein Hochzeitfeſt? Denn keinem Gelag' iſt es aͤhnlich!
Dafuͤr ſcheinen die Gaͤſte mit zu unbaͤndiger Frechheit
Mir in dem Saale zu ſchwaͤrmen. Ereifern muͤßte die Seele
Jedes vernuͤnftigen Manns, der ſolche Graͤuel mit anſaͤh!
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Und der verſtaͤndige Juͤngling Taͤlemachos ſagte dagegen:
Fremdling, weil du mich fragſt, und ſo genau dich erkundeſt;
Ehmals konnte dies Haus vielleicht beguͤtert und glaͤnzend
Heißen, da jener noch im Vaterlande verweilte:
Aber nun haben es anders die grauſamen Goͤtter entſchieden,
Welche den herlichen Mann vor allen Menſchen verdunkelt!
Ach! ich trauerte ſelbſt um den Tod des Vaters nicht ſo ſehr,
Waͤr' er mit ſeinen Genoßen im Lande der Troer gefallen,
Oder den Freunden im Arme, nachdem er den Krieg vollendet.
Denn ein Denkmal haͤtt' ihm das Volk der Achaier errichtet,
Und ſo waͤre zugleich ſein Sohn bei den Enkeln verherlicht.
Aber er ward unruͤhmlich ein Raub der wilden Harpuͤen; V. 241.
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V. 223. Paͤnelopeia, Oduͤßeus Gemahlin.
V. 241. Harpuͤen hießen die Stuͤrme, die man ſich als gefluͤgelte raͤubriſche
Goͤttinnen vorſtellte.
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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/24>, abgerufen am 23.11.2024.
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