Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Odüßee.
Aber Tälemachos Freunde, die ihn von Pülos geleitet,
Steurten nach Ithaka's Stadt mit dem schöngezimmerten Schiffe.
Als sie jezo die Bucht des tiefen Hafens erreichten,
Zogen sie eilend das schwärzliche Schiff ans hohe Gestade; 325
Ihre Geräthe trugen die stolzen Diener von dannen.
Und sie brachten in Klütios Haus die schönen Geschenke,
Sandten dann einen Herold voran zu des edlen Odüßeus
Hause, um Botschaft zu bringen der klugen Pänelopeia,
Daß ihr Sohn auf dem Lande sei, und dem Schiffe befohlen, 330
Nach der Stadt zu fahren: damit vor Kummer des Herzens
Nicht die hohe Fürstin ihr Antliz mit Thränen benezte.
Diesem begegnete jezo der edle Hüter der Schweine;
Beide gingen, der Mutter die selbige Botschaft zu bringen.

Als sie jezo ins Haus des göttlichen Königes kamen, 335
Hub der Herold an vor allen Mägden, und sagte:

Fürstin, dein lieber Sohn ist jezo wieder gekommen!
Aber der Sauhirt trat zu Pänelopeia, und sagte
Alles, was ihm ihr Sohn befohlen hatte zu sagen.
Und nachdem er der Fürstin Tälemachos Worte verkündigt, 340
Eilt' er zurück zu den Schweinen, den Hof des Hauses verlaßend.

Aber die Freier wurden bestürzt und niedergeschlagen;
Und sie gingen hinaus vor die hohe Mauer des Hofes,
Alda sezten sie sich rathschlagend nieder am Thore.
Und des Polübos Sohn Eurümachos sprach zur Versammlung: 345

Lieben, ein großes Werk hat Tälemachos kühnlich vollendet,
Diese Reise! Wir dachten, er würde sie nimmer vollenden!
Aber wohlan, man ziehe das beßte der schwärzlichen Schiffe
In das Meer, und rüst' es mit Ruderern, daß sie den andern

Oduͤßee.
Aber Taͤlemachos Freunde, die ihn von Puͤlos geleitet,
Steurten nach Ithaka's Stadt mit dem ſchoͤngezimmerten Schiffe.
Als ſie jezo die Bucht des tiefen Hafens erreichten,
Zogen ſie eilend das ſchwaͤrzliche Schiff ans hohe Geſtade; 325
Ihre Geraͤthe trugen die ſtolzen Diener von dannen.
Und ſie brachten in Kluͤtios Haus die ſchoͤnen Geſchenke,
Sandten dann einen Herold voran zu des edlen Oduͤßeus
Hauſe, um Botſchaft zu bringen der klugen Paͤnelopeia,
Daß ihr Sohn auf dem Lande ſei, und dem Schiffe befohlen, 330
Nach der Stadt zu fahren: damit vor Kummer des Herzens
Nicht die hohe Fuͤrſtin ihr Antliz mit Thraͤnen benezte.
Dieſem begegnete jezo der edle Huͤter der Schweine;
Beide gingen, der Mutter die ſelbige Botſchaft zu bringen.

Als ſie jezo ins Haus des goͤttlichen Koͤniges kamen, 335
Hub der Herold an vor allen Maͤgden, und ſagte:

Fuͤrſtin, dein lieber Sohn iſt jezo wieder gekommen!
Aber der Sauhirt trat zu Paͤnelopeia, und ſagte
Alles, was ihm ihr Sohn befohlen hatte zu ſagen.
Und nachdem er der Fuͤrſtin Taͤlemachos Worte verkuͤndigt, 340
Eilt' er zuruͤck zu den Schweinen, den Hof des Hauſes verlaßend.

Aber die Freier wurden beſtuͤrzt und niedergeſchlagen;
Und ſie gingen hinaus vor die hohe Mauer des Hofes,
Alda ſezten ſie ſich rathſchlagend nieder am Thore.
Und des Poluͤbos Sohn Euruͤmachos ſprach zur Verſammlung: 345

Lieben, ein großes Werk hat Taͤlemachos kuͤhnlich vollendet,
Dieſe Reiſe! Wir dachten, er wuͤrde ſie nimmer vollenden!
Aber wohlan, man ziehe das beßte der ſchwaͤrzlichen Schiffe
In das Meer, und ruͤſt' es mit Ruderern, daß ſie den andern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0322" n="316"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Odu&#x0364;ßee.</hi></fw><lb/>
Aber Ta&#x0364;lemachos Freunde, die ihn von Pu&#x0364;los geleitet,<lb/>
Steurten nach Ithaka's Stadt mit dem &#x017F;cho&#x0364;ngezimmerten Schiffe.<lb/>
Als &#x017F;ie jezo die Bucht des tiefen Hafens erreichten,<lb/>
Zogen &#x017F;ie eilend das &#x017F;chwa&#x0364;rzliche Schiff ans hohe Ge&#x017F;tade; <note place="right">325</note><lb/>
Ihre Gera&#x0364;the trugen die &#x017F;tolzen Diener von dannen.<lb/>
Und &#x017F;ie brachten in Klu&#x0364;tios Haus die &#x017F;cho&#x0364;nen Ge&#x017F;chenke,<lb/>
Sandten dann einen Herold voran zu des edlen Odu&#x0364;ßeus<lb/>
Hau&#x017F;e, um Bot&#x017F;chaft zu bringen der klugen Pa&#x0364;nelopeia,<lb/>
Daß ihr Sohn auf dem Lande &#x017F;ei, und dem Schiffe befohlen, <note place="right">330</note><lb/>
Nach der Stadt zu fahren: damit vor Kummer des Herzens<lb/>
Nicht die hohe Fu&#x0364;r&#x017F;tin ihr Antliz mit Thra&#x0364;nen benezte.<lb/>
Die&#x017F;em begegnete jezo der edle Hu&#x0364;ter der Schweine;<lb/>
Beide gingen, der Mutter die &#x017F;elbige Bot&#x017F;chaft zu bringen.</p><lb/>
        <p>Als &#x017F;ie jezo ins Haus des go&#x0364;ttlichen Ko&#x0364;niges kamen, <note place="right">335</note><lb/>
Hub der Herold an vor allen Ma&#x0364;gden, und &#x017F;agte:</p><lb/>
        <p>Fu&#x0364;r&#x017F;tin, dein lieber Sohn i&#x017F;t jezo wieder gekommen!<lb/>
Aber der Sauhirt trat zu Pa&#x0364;nelopeia, und &#x017F;agte<lb/>
Alles, was ihm ihr Sohn befohlen hatte zu &#x017F;agen.<lb/>
Und nachdem er der Fu&#x0364;r&#x017F;tin Ta&#x0364;lemachos Worte verku&#x0364;ndigt, <note place="right">340</note><lb/>
Eilt' er zuru&#x0364;ck zu den Schweinen, den Hof des Hau&#x017F;es verlaßend.</p><lb/>
        <p>Aber die Freier wurden be&#x017F;tu&#x0364;rzt und niederge&#x017F;chlagen;<lb/>
Und &#x017F;ie gingen hinaus vor die hohe Mauer des Hofes,<lb/>
Alda &#x017F;ezten &#x017F;ie &#x017F;ich rath&#x017F;chlagend nieder am Thore.<lb/>
Und des Polu&#x0364;bos Sohn Euru&#x0364;machos &#x017F;prach zur Ver&#x017F;ammlung: <note place="right">345</note></p><lb/>
        <p>Lieben, ein großes Werk hat Ta&#x0364;lemachos ku&#x0364;hnlich vollendet,<lb/>
Die&#x017F;e Rei&#x017F;e! Wir dachten, er wu&#x0364;rde &#x017F;ie nimmer vollenden!<lb/>
Aber wohlan, man ziehe das beßte der &#x017F;chwa&#x0364;rzlichen Schiffe<lb/>
In das Meer, und ru&#x0364;&#x017F;t' es mit Ruderern, daß &#x017F;ie den andern<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[316/0322] Oduͤßee. Aber Taͤlemachos Freunde, die ihn von Puͤlos geleitet, Steurten nach Ithaka's Stadt mit dem ſchoͤngezimmerten Schiffe. Als ſie jezo die Bucht des tiefen Hafens erreichten, Zogen ſie eilend das ſchwaͤrzliche Schiff ans hohe Geſtade; Ihre Geraͤthe trugen die ſtolzen Diener von dannen. Und ſie brachten in Kluͤtios Haus die ſchoͤnen Geſchenke, Sandten dann einen Herold voran zu des edlen Oduͤßeus Hauſe, um Botſchaft zu bringen der klugen Paͤnelopeia, Daß ihr Sohn auf dem Lande ſei, und dem Schiffe befohlen, Nach der Stadt zu fahren: damit vor Kummer des Herzens Nicht die hohe Fuͤrſtin ihr Antliz mit Thraͤnen benezte. Dieſem begegnete jezo der edle Huͤter der Schweine; Beide gingen, der Mutter die ſelbige Botſchaft zu bringen. 325 330 Als ſie jezo ins Haus des goͤttlichen Koͤniges kamen, Hub der Herold an vor allen Maͤgden, und ſagte: 335 Fuͤrſtin, dein lieber Sohn iſt jezo wieder gekommen! Aber der Sauhirt trat zu Paͤnelopeia, und ſagte Alles, was ihm ihr Sohn befohlen hatte zu ſagen. Und nachdem er der Fuͤrſtin Taͤlemachos Worte verkuͤndigt, Eilt' er zuruͤck zu den Schweinen, den Hof des Hauſes verlaßend. 340 Aber die Freier wurden beſtuͤrzt und niedergeſchlagen; Und ſie gingen hinaus vor die hohe Mauer des Hofes, Alda ſezten ſie ſich rathſchlagend nieder am Thore. Und des Poluͤbos Sohn Euruͤmachos ſprach zur Verſammlung: 345 Lieben, ein großes Werk hat Taͤlemachos kuͤhnlich vollendet, Dieſe Reiſe! Wir dachten, er wuͤrde ſie nimmer vollenden! Aber wohlan, man ziehe das beßte der ſchwaͤrzlichen Schiffe In das Meer, und ruͤſt' es mit Ruderern, daß ſie den andern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/322
Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/322>, abgerufen am 24.11.2024.