Steig' in das Obergemach, von deinen Mägden begleitet, Und gelobe den Göttern, vollkommene Hekatomben 50 Darzubringen, wenn Zeus doch endlich Rache vergölte. Aber ich selber will zum Markte gehen, den Fremdling Einzuladen, der mir hieher aus der Fremde gefolgt ist. Diesen sandt' ich voran mit meinen edlen Gefährten, Und befahl Peiraios, ihn mit nach Hause zu nehmen 55 Und sorgfältig zu pflegen, bis ich heimkehrte vom Lande.
Also sprach er zu ihr, und redete nicht in die Winde. Jene badete sich, und legte reine Gewand' an, Und gelobte den Göttern, vollkommene Hekatomben Darzubringen, wenn Zeus doch endlich Rache vergölte. 60
Aber Tälemachos ging, mit seiner Lanze gerüstet, Aus dem Palast; es begleiteten ihn schnellfüßige Hunde. Siehe mit himmlischer Anmut umstralt' ihn Pallas Athänä, Daß die Völker alle dem kommenden Jünglinge staunten. Um ihn versammelten sich die übermütigen Freier, 65 Die viel gutes ihm sagten, und böses im Herzen gedachten. Aber Tälemachos mied der Heuchler dichtes Gedränge, Und ging hin zu Mentor und Antifos und Halithersäs, Welche von Anbeginn des Vaters Freunde gewesen, Sezte bei ihnen sich nieder; und diese fragten nach allem. 70
Ihnen nahte sich jezo der lanzenberühmte Peiraios, Welcher den Gast durch die Stadt zur Versammlung führte; und länger Säumte Tälemachos nicht, er eilte dem Fremdling' entgegen. Ihn ermahnte zuerst mit diesen Worten Peiraios:
Eile, Tälemachos, Mägde nach meinem Hause zu senden, 75 Um die Geschenke zu holen, die dir Menelaos geschenkt hat.
Oduͤßee.
Steig' in das Obergemach, von deinen Maͤgden begleitet, Und gelobe den Goͤttern, vollkommene Hekatomben 50 Darzubringen, wenn Zeus doch endlich Rache vergoͤlte. Aber ich ſelber will zum Markte gehen, den Fremdling Einzuladen, der mir hieher aus der Fremde gefolgt iſt. Dieſen ſandt' ich voran mit meinen edlen Gefaͤhrten, Und befahl Peiraios, ihn mit nach Hauſe zu nehmen 55 Und ſorgfaͤltig zu pflegen, bis ich heimkehrte vom Lande.
Alſo ſprach er zu ihr, und redete nicht in die Winde. Jene badete ſich, und legte reine Gewand' an, Und gelobte den Goͤttern, vollkommene Hekatomben Darzubringen, wenn Zeus doch endlich Rache vergoͤlte. 60
Aber Taͤlemachos ging, mit ſeiner Lanze geruͤſtet, Aus dem Palaſt; es begleiteten ihn ſchnellfuͤßige Hunde. Siehe mit himmliſcher Anmut umſtralt' ihn Pallas Athaͤnaͤ, Daß die Voͤlker alle dem kommenden Juͤnglinge ſtaunten. Um ihn verſammelten ſich die uͤbermuͤtigen Freier, 65 Die viel gutes ihm ſagten, und boͤſes im Herzen gedachten. Aber Taͤlemachos mied der Heuchler dichtes Gedraͤnge, Und ging hin zu Mentor und Antifos und Halitherſaͤs, Welche von Anbeginn des Vaters Freunde geweſen, Sezte bei ihnen ſich nieder; und dieſe fragten nach allem. 70
Ihnen nahte ſich jezo der lanzenberuͤhmte Peiraios, Welcher den Gaſt durch die Stadt zur Verſammlung fuͤhrte; und laͤnger Saͤumte Taͤlemachos nicht, er eilte dem Fremdling' entgegen. Ihn ermahnte zuerſt mit dieſen Worten Peiraios:
Eile, Taͤlemachos, Maͤgde nach meinem Hauſe zu ſenden, 75 Um die Geſchenke zu holen, die dir Menelaos geſchenkt hat.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0330"n="324"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Oduͤßee.</hi></fw><lb/>
Steig' in das Obergemach, von deinen Maͤgden begleitet,<lb/>
Und gelobe den Goͤttern, vollkommene Hekatomben <noteplace="right">50</note><lb/>
Darzubringen, wenn Zeus doch endlich Rache vergoͤlte.<lb/>
Aber ich ſelber will zum Markte gehen, den Fremdling<lb/>
Einzuladen, der mir hieher aus der Fremde gefolgt iſt.<lb/>
Dieſen ſandt' ich voran mit meinen edlen Gefaͤhrten,<lb/>
Und befahl Peiraios, ihn mit nach Hauſe zu nehmen <noteplace="right">55</note><lb/>
Und ſorgfaͤltig zu pflegen, bis ich heimkehrte vom Lande.</p><lb/><p>Alſo ſprach er zu ihr, und redete nicht in die Winde.<lb/>
Jene badete ſich, und legte reine Gewand' an,<lb/>
Und gelobte den Goͤttern, vollkommene Hekatomben<lb/>
Darzubringen, wenn Zeus doch endlich Rache vergoͤlte. <noteplace="right">60</note></p><lb/><p>Aber Taͤlemachos ging, mit ſeiner Lanze geruͤſtet,<lb/>
Aus dem Palaſt; es begleiteten ihn ſchnellfuͤßige Hunde.<lb/>
Siehe mit himmliſcher Anmut umſtralt' ihn Pallas Athaͤnaͤ,<lb/>
Daß die Voͤlker alle dem kommenden Juͤnglinge ſtaunten.<lb/>
Um ihn verſammelten ſich die uͤbermuͤtigen Freier, <noteplace="right">65</note><lb/>
Die viel gutes ihm ſagten, und boͤſes im Herzen gedachten.<lb/>
Aber Taͤlemachos mied der Heuchler dichtes Gedraͤnge,<lb/>
Und ging hin zu Mentor und Antifos und Halitherſaͤs,<lb/>
Welche von Anbeginn des Vaters Freunde geweſen,<lb/>
Sezte bei ihnen ſich nieder; und dieſe fragten nach allem. <noteplace="right">70</note></p><lb/><p>Ihnen nahte ſich jezo der lanzenberuͤhmte Peiraios,<lb/>
Welcher den Gaſt durch die Stadt zur Verſammlung fuͤhrte; und laͤnger<lb/>
Saͤumte Taͤlemachos nicht, er eilte dem Fremdling' entgegen.<lb/>
Ihn ermahnte zuerſt mit dieſen Worten Peiraios:</p><lb/><p>Eile, Taͤlemachos, Maͤgde nach meinem Hauſe zu ſenden, <noteplace="right">75</note><lb/>
Um die Geſchenke zu holen, die dir Menelaos geſchenkt hat.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[324/0330]
Oduͤßee.
Steig' in das Obergemach, von deinen Maͤgden begleitet,
Und gelobe den Goͤttern, vollkommene Hekatomben
Darzubringen, wenn Zeus doch endlich Rache vergoͤlte.
Aber ich ſelber will zum Markte gehen, den Fremdling
Einzuladen, der mir hieher aus der Fremde gefolgt iſt.
Dieſen ſandt' ich voran mit meinen edlen Gefaͤhrten,
Und befahl Peiraios, ihn mit nach Hauſe zu nehmen
Und ſorgfaͤltig zu pflegen, bis ich heimkehrte vom Lande.
50
55
Alſo ſprach er zu ihr, und redete nicht in die Winde.
Jene badete ſich, und legte reine Gewand' an,
Und gelobte den Goͤttern, vollkommene Hekatomben
Darzubringen, wenn Zeus doch endlich Rache vergoͤlte.
60
Aber Taͤlemachos ging, mit ſeiner Lanze geruͤſtet,
Aus dem Palaſt; es begleiteten ihn ſchnellfuͤßige Hunde.
Siehe mit himmliſcher Anmut umſtralt' ihn Pallas Athaͤnaͤ,
Daß die Voͤlker alle dem kommenden Juͤnglinge ſtaunten.
Um ihn verſammelten ſich die uͤbermuͤtigen Freier,
Die viel gutes ihm ſagten, und boͤſes im Herzen gedachten.
Aber Taͤlemachos mied der Heuchler dichtes Gedraͤnge,
Und ging hin zu Mentor und Antifos und Halitherſaͤs,
Welche von Anbeginn des Vaters Freunde geweſen,
Sezte bei ihnen ſich nieder; und dieſe fragten nach allem.
65
70
Ihnen nahte ſich jezo der lanzenberuͤhmte Peiraios,
Welcher den Gaſt durch die Stadt zur Verſammlung fuͤhrte; und laͤnger
Saͤumte Taͤlemachos nicht, er eilte dem Fremdling' entgegen.
Ihn ermahnte zuerſt mit dieſen Worten Peiraios:
Eile, Taͤlemachos, Maͤgde nach meinem Hauſe zu ſenden,
Um die Geſchenke zu holen, die dir Menelaos geſchenkt hat.
75
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/330>, abgerufen am 25.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.