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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Einundzwanzigster Gesang.
Ruhig nieder! Allein die Aexte können wir immer 260
Stehen laßen; denn schwerlich wird jemand, sie zu entwenden,
Kommen in den Palast des Laertiaden Odüßeus.
Auf! es fülle von neuem der Schenk mit Weine die Becher,
Daß wir opfern, und dann hinlegen des Königes Bogen.
Aber morgen befehlt dem Ziegenhirten Melantheus, 265
Uns die treflichsten Ziegen der ganzen Heerde zu bringen.
Seht, dann opfern wir erst dem bogenberühmten Apollon,
Und versuchen den Bogen, und endigen hurtig den Wettkampf.

Also sprach er, und allen gefiel Antinoos Rede.
Herolde goßen ihnen das Waßer über die Hände; 270
Jünglinge füllten die Kelche bis oben mit dem Getränke,
Und vertheilten von neuem, sich rechtshin wendend, die Becher.
Als sie des Trankes geopfert, und nach Verlangen getrunken;
Sprach zu ihnen mit List der erfindungsreiche Odüßeus:

Hört mich an, ihr Freier der weitgepriesenen Fürstin, 275
Daß ich rede, wie mir das Herz im Busen gebietet!
Doch vor allen fleh ich Eurümachos und den erhabnen
Helden Antinoos an, der jezt so weise geredet.
Legt den Bogen nun hin, und befehlt die Sache den Göttern;
Morgen wird Gott, wem er will, die Kraft des Sieges verleihen. 280
Aber wohlan! gebt mir den geglätteten Bogen, damit ich
Meiner Hände Gewalt vor euch versuche: ob jezt noch
Kraft in den Nerven ist, wie sie ehmals die Glieder belebte;
Oder ob sie das Wandern und langes Elend vertilgt hat!

Also sprach er, und rings entbrannten von Zorne die Freier, 285
Fürchtend, es möcht' ihm gelingen, den glatten Bogen zu spannen.
Aber Antinoos schalt, und sprach die geflügelten Worte:

Einundzwanzigſter Geſang.
Ruhig nieder! Allein die Aexte koͤnnen wir immer 260
Stehen laßen; denn ſchwerlich wird jemand, ſie zu entwenden,
Kommen in den Palaſt des Laertiaden Oduͤßeus.
Auf! es fuͤlle von neuem der Schenk mit Weine die Becher,
Daß wir opfern, und dann hinlegen des Koͤniges Bogen.
Aber morgen befehlt dem Ziegenhirten Melantheus, 265
Uns die treflichſten Ziegen der ganzen Heerde zu bringen.
Seht, dann opfern wir erſt dem bogenberuͤhmten Apollon,
Und verſuchen den Bogen, und endigen hurtig den Wettkampf.

Alſo ſprach er, und allen gefiel Antinoos Rede.
Herolde goßen ihnen das Waßer uͤber die Haͤnde; 270
Juͤnglinge fuͤllten die Kelche bis oben mit dem Getraͤnke,
Und vertheilten von neuem, ſich rechtshin wendend, die Becher.
Als ſie des Trankes geopfert, und nach Verlangen getrunken;
Sprach zu ihnen mit Liſt der erfindungsreiche Oduͤßeus:

Hoͤrt mich an, ihr Freier der weitgeprieſenen Fuͤrſtin, 275
Daß ich rede, wie mir das Herz im Buſen gebietet!
Doch vor allen fleh ich Euruͤmachos und den erhabnen
Helden Antinoos an, der jezt ſo weiſe geredet.
Legt den Bogen nun hin, und befehlt die Sache den Goͤttern;
Morgen wird Gott, wem er will, die Kraft des Sieges verleihen. 280
Aber wohlan! gebt mir den geglaͤtteten Bogen, damit ich
Meiner Haͤnde Gewalt vor euch verſuche: ob jezt noch
Kraft in den Nerven iſt, wie ſie ehmals die Glieder belebte;
Oder ob ſie das Wandern und langes Elend vertilgt hat!

Alſo ſprach er, und rings entbrannten von Zorne die Freier, 285
Fuͤrchtend, es moͤcht' ihm gelingen, den glatten Bogen zu ſpannen.
Aber Antinoos ſchalt, und ſprach die gefluͤgelten Worte:

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[409/0415] Einundzwanzigſter Geſang. Ruhig nieder! Allein die Aexte koͤnnen wir immer Stehen laßen; denn ſchwerlich wird jemand, ſie zu entwenden, Kommen in den Palaſt des Laertiaden Oduͤßeus. Auf! es fuͤlle von neuem der Schenk mit Weine die Becher, Daß wir opfern, und dann hinlegen des Koͤniges Bogen. Aber morgen befehlt dem Ziegenhirten Melantheus, Uns die treflichſten Ziegen der ganzen Heerde zu bringen. Seht, dann opfern wir erſt dem bogenberuͤhmten Apollon, Und verſuchen den Bogen, und endigen hurtig den Wettkampf. 260 265 Alſo ſprach er, und allen gefiel Antinoos Rede. Herolde goßen ihnen das Waßer uͤber die Haͤnde; Juͤnglinge fuͤllten die Kelche bis oben mit dem Getraͤnke, Und vertheilten von neuem, ſich rechtshin wendend, die Becher. Als ſie des Trankes geopfert, und nach Verlangen getrunken; Sprach zu ihnen mit Liſt der erfindungsreiche Oduͤßeus: 270 Hoͤrt mich an, ihr Freier der weitgeprieſenen Fuͤrſtin, Daß ich rede, wie mir das Herz im Buſen gebietet! Doch vor allen fleh ich Euruͤmachos und den erhabnen Helden Antinoos an, der jezt ſo weiſe geredet. Legt den Bogen nun hin, und befehlt die Sache den Goͤttern; Morgen wird Gott, wem er will, die Kraft des Sieges verleihen. Aber wohlan! gebt mir den geglaͤtteten Bogen, damit ich Meiner Haͤnde Gewalt vor euch verſuche: ob jezt noch Kraft in den Nerven iſt, wie ſie ehmals die Glieder belebte; Oder ob ſie das Wandern und langes Elend vertilgt hat! 275 280 Alſo ſprach er, und rings entbrannten von Zorne die Freier, Fuͤrchtend, es moͤcht' ihm gelingen, den glatten Bogen zu ſpannen. Aber Antinoos ſchalt, und ſprach die gefluͤgelten Worte: 285

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/415>, abgerufen am 22.11.2024.