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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Odüßee.
Botschaft; eben erquickt sie ein Gott mit lieblichem Schlummer.

Ihr antwortete drauf der erfindungsreiche Odüßeus: 430
Wecke sie jezo noch nicht; laß erst die Weiber des Hauses
Kommen, welche bisher so viel' Unarten verübten.

Also sprach er; da ging die Pflegerin aus dem Gemache,
Brachte des Königs Befehl, und trieb die Mägde zu eilen.
Aber Tälemachos und die beiden treflichen Hirten 435
Rief er zu sich heran, und sprach die geflügelten Worte:

Traget jezo die Todten hinaus, und befehlt es den Weibern;
Und dann reiniget wieder die zierlichen Seßel und Tische
Von der Erschlagenen Blute mit angefeuchteten Schwämmen.
Aber sobald ihr alles umher im Saale geordnet, 440
Führt die Weiber hinaus vor die schöngebauete Wohnung,
Zwischen das Küchengewölb' und die feste Mauer des Hofes,
Und erwürgt sie dort mit der Schärfe des Schwertes, bis aller
Seelen entfliehn, und vergeßen der ungebändigten Lüste,
Welche sie oft gebüßt, in geheimer Umarmung der Freier. 445

Also sprach er; da kamen die Weiber alle bei Haufen
Lautwehklagend herein und heiße Thränen vergießend.
Und sie trugen hinaus die abgeschiedenen Todten
Unter die tönende Halle des festverschloßenen Hofes,
Legten über einander sie hin; es trieb sie Odüßeus 450
Hurtig zu eilen, und traurig vollendeten jene die Arbeit.
Hierauf reinigten sie die zierlichen Seßel und Tische
Von der Erschlagenen Blute mit angefeuchteten Schwämmen.
Aber Tälemachos, der Rinderhirt und der Sauhirt
Säuberten eilig mit Schaufeln des schönen gewölbeten Saales 455
Estrich; den Unrat trugen die Mägde hinaus vor die Thüre.

Oduͤßee.
Botſchaft; eben erquickt ſie ein Gott mit lieblichem Schlummer.

Ihr antwortete drauf der erfindungsreiche Oduͤßeus: 430
Wecke ſie jezo noch nicht; laß erſt die Weiber des Hauſes
Kommen, welche bisher ſo viel' Unarten veruͤbten.

Alſo ſprach er; da ging die Pflegerin aus dem Gemache,
Brachte des Koͤnigs Befehl, und trieb die Maͤgde zu eilen.
Aber Taͤlemachos und die beiden treflichen Hirten 435
Rief er zu ſich heran, und ſprach die gefluͤgelten Worte:

Traget jezo die Todten hinaus, und befehlt es den Weibern;
Und dann reiniget wieder die zierlichen Seßel und Tiſche
Von der Erſchlagenen Blute mit angefeuchteten Schwaͤmmen.
Aber ſobald ihr alles umher im Saale geordnet, 440
Fuͤhrt die Weiber hinaus vor die ſchoͤngebauete Wohnung,
Zwiſchen das Kuͤchengewoͤlb' und die feſte Mauer des Hofes,
Und erwuͤrgt ſie dort mit der Schaͤrfe des Schwertes, bis aller
Seelen entfliehn, und vergeßen der ungebaͤndigten Luͤſte,
Welche ſie oft gebuͤßt, in geheimer Umarmung der Freier. 445

Alſo ſprach er; da kamen die Weiber alle bei Haufen
Lautwehklagend herein und heiße Thraͤnen vergießend.
Und ſie trugen hinaus die abgeſchiedenen Todten
Unter die toͤnende Halle des feſtverſchloßenen Hofes,
Legten uͤber einander ſie hin; es trieb ſie Oduͤßeus 450
Hurtig zu eilen, und traurig vollendeten jene die Arbeit.
Hierauf reinigten ſie die zierlichen Seßel und Tiſche
Von der Erſchlagenen Blute mit angefeuchteten Schwaͤmmen.
Aber Taͤlemachos, der Rinderhirt und der Sauhirt
Saͤuberten eilig mit Schaufeln des ſchoͤnen gewoͤlbeten Saales 455
Eſtrich; den Unrat trugen die Maͤgde hinaus vor die Thuͤre.

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[432/0438] Oduͤßee. Botſchaft; eben erquickt ſie ein Gott mit lieblichem Schlummer. Ihr antwortete drauf der erfindungsreiche Oduͤßeus: Wecke ſie jezo noch nicht; laß erſt die Weiber des Hauſes Kommen, welche bisher ſo viel' Unarten veruͤbten. 430 Alſo ſprach er; da ging die Pflegerin aus dem Gemache, Brachte des Koͤnigs Befehl, und trieb die Maͤgde zu eilen. Aber Taͤlemachos und die beiden treflichen Hirten Rief er zu ſich heran, und ſprach die gefluͤgelten Worte: 435 Traget jezo die Todten hinaus, und befehlt es den Weibern; Und dann reiniget wieder die zierlichen Seßel und Tiſche Von der Erſchlagenen Blute mit angefeuchteten Schwaͤmmen. Aber ſobald ihr alles umher im Saale geordnet, Fuͤhrt die Weiber hinaus vor die ſchoͤngebauete Wohnung, Zwiſchen das Kuͤchengewoͤlb' und die feſte Mauer des Hofes, Und erwuͤrgt ſie dort mit der Schaͤrfe des Schwertes, bis aller Seelen entfliehn, und vergeßen der ungebaͤndigten Luͤſte, Welche ſie oft gebuͤßt, in geheimer Umarmung der Freier. 440 445 Alſo ſprach er; da kamen die Weiber alle bei Haufen Lautwehklagend herein und heiße Thraͤnen vergießend. Und ſie trugen hinaus die abgeſchiedenen Todten Unter die toͤnende Halle des feſtverſchloßenen Hofes, Legten uͤber einander ſie hin; es trieb ſie Oduͤßeus Hurtig zu eilen, und traurig vollendeten jene die Arbeit. Hierauf reinigten ſie die zierlichen Seßel und Tiſche Von der Erſchlagenen Blute mit angefeuchteten Schwaͤmmen. Aber Taͤlemachos, der Rinderhirt und der Sauhirt Saͤuberten eilig mit Schaufeln des ſchoͤnen gewoͤlbeten Saales Eſtrich; den Unrat trugen die Maͤgde hinaus vor die Thuͤre. 450 455

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/438>, abgerufen am 22.11.2024.