Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.Vierter Gesang. Und nachdem sie ihr Herz mit bewunderndem Blicke gesättigt,Stiegen sie beide zum Bad' in schöngeglättete Wannen. Als sie die Mägde gebadet, und drauf mit Oele gesalbet, Und mit wollichtem Mantel und Leibrock hatten bekleidet;50 Sezten sie sich auf Throne bei Atreus Sohn Menelaos. Eine Dienerin trug in der schönen goldenen Kanne Ueber dem silbernen Becken das Waßer, beströmte zum Waschen Ihnen die Händ', und stellte vor sie die geglättete Tafel. Und die ehrbare Schaffnerin kam, und tischte das Brot auf,55 Und der Gerichte viel aus ihrem gesammelten Vorrat. Hierauf kam der Zerleger, und bracht' in erhobenen Schüßeln Allerlei Fleisch, und sezte vor sie die goldenen Becher. Beiden reichte die Hände der Held Menelaos, und sagte: Langt nun zu, und eßt mit Wohlgefallen, ihr Freunde!60 Also sprach er, und reichte den fetten gebratenen Rückgrat65 Schaue doch, Nestoride, du meines Herzens Geliebter, E
Vierter Geſang. Und nachdem ſie ihr Herz mit bewunderndem Blicke geſaͤttigt,Stiegen ſie beide zum Bad' in ſchoͤngeglaͤttete Wannen. Als ſie die Maͤgde gebadet, und drauf mit Oele geſalbet, Und mit wollichtem Mantel und Leibrock hatten bekleidet;50 Sezten ſie ſich auf Throne bei Atreus Sohn Menelaos. Eine Dienerin trug in der ſchoͤnen goldenen Kanne Ueber dem ſilbernen Becken das Waßer, beſtroͤmte zum Waſchen Ihnen die Haͤnd', und ſtellte vor ſie die geglaͤttete Tafel. Und die ehrbare Schaffnerin kam, und tiſchte das Brot auf,55 Und der Gerichte viel aus ihrem geſammelten Vorrat. Hierauf kam der Zerleger, und bracht' in erhobenen Schuͤßeln Allerlei Fleiſch, und ſezte vor ſie die goldenen Becher. Beiden reichte die Haͤnde der Held Menelaos, und ſagte: Langt nun zu, und eßt mit Wohlgefallen, ihr Freunde!60 Alſo ſprach er, und reichte den fetten gebratenen Ruͤckgrat65 Schaue doch, Neſtoride, du meines Herzens Geliebter, E
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Vierter Geſang.
Und nachdem ſie ihr Herz mit bewunderndem Blicke geſaͤttigt,
Stiegen ſie beide zum Bad' in ſchoͤngeglaͤttete Wannen.
Als ſie die Maͤgde gebadet, und drauf mit Oele geſalbet,
Und mit wollichtem Mantel und Leibrock hatten bekleidet;
Sezten ſie ſich auf Throne bei Atreus Sohn Menelaos.
Eine Dienerin trug in der ſchoͤnen goldenen Kanne
Ueber dem ſilbernen Becken das Waßer, beſtroͤmte zum Waſchen
Ihnen die Haͤnd', und ſtellte vor ſie die geglaͤttete Tafel.
Und die ehrbare Schaffnerin kam, und tiſchte das Brot auf,
Und der Gerichte viel aus ihrem geſammelten Vorrat.
Hierauf kam der Zerleger, und bracht' in erhobenen Schuͤßeln
Allerlei Fleiſch, und ſezte vor ſie die goldenen Becher.
Beiden reichte die Haͤnde der Held Menelaos, und ſagte:
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Langt nun zu, und eßt mit Wohlgefallen, ihr Freunde!
Habt ihr euch dann mit Speiſe geſtaͤrkt, dann wollen wir fragen,
Wer ihr ſeid. Denn wahrlich aus keinem verſunknen Geſchlechte
Stammt ihr, ſondern ihr ſtammt von edlen zeptergeſchmuͤckten
Koͤnigen her; denn gewiß Unedle zeugen nicht ſolche!
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Alſo ſprach er, und reichte den fetten gebratenen Ruͤckgrat
Von dem Rinde den Gaͤſten, der ihm zur Ehre beſtimmt war.
Und ſie erhoben die Haͤnde zum leckerbereiteten Mahle.
Und nachdem die Begierde des Tranks und der Speiſe geſtillt war,
Neigte Taͤlemachos ſein Haupt zum Sohne des Neſtor,
Und ſprach leiſe zu ihm, damit es die andern nicht hoͤrten:
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Schaue doch, Neſtoride, du meines Herzens Geliebter,
Schaue den Glanz des Erzes umher in der hallenden Wohnung,
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