Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.Odüßee. Mit dem Schwerte getödtet, daß seine Augen es sähen.Siehe so heilsam war die künstlichbereitete Würze, Welche Helenen einst die Gemahlin Thons Polüdamna In Aigüptos geschenkt. Dort bringt die fruchtbare Erde Mancherlei Säfte hervor, zu guter und schädlicher Mischung;230 Dort ist jeder ein Arzt, und übertrifft an Erfahrung Alle Menschen; denn wahrlich sie sind vom Geschlechte Paiäons. V. 232. Als sie die Würze vermischt, und einzuschenken befohlen; Da begann sie von neuem, und sprach mit freundlicher Stimme: Atreus göttlicher Sohn Menelaos, und ihr geliebten235 V. 232. Paiäon oder Paion hieß der Götter Arzt. Die neuere Fabellehre
verwechselt ihn mit Apollon. Oduͤßee. Mit dem Schwerte getoͤdtet, daß ſeine Augen es ſaͤhen.Siehe ſo heilſam war die kuͤnſtlichbereitete Wuͤrze, Welche Helenen einſt die Gemahlin Thons Poluͤdamna In Aiguͤptos geſchenkt. Dort bringt die fruchtbare Erde Mancherlei Saͤfte hervor, zu guter und ſchaͤdlicher Miſchung;230 Dort iſt jeder ein Arzt, und uͤbertrifft an Erfahrung Alle Menſchen; denn wahrlich ſie ſind vom Geſchlechte Paiaͤons. V. 232. Als ſie die Wuͤrze vermiſcht, und einzuſchenken befohlen; Da begann ſie von neuem, und ſprach mit freundlicher Stimme: Atreus goͤttlicher Sohn Menelaos, und ihr geliebten235 V. 232. Paiaͤon oder Paion hieß der Goͤtter Arzt. Die neuere Fabellehre
verwechſelt ihn mit Apollon. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0078" n="72"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Oduͤßee</hi>.</fw><lb/> Mit dem Schwerte getoͤdtet, daß ſeine Augen es ſaͤhen.<lb/> Siehe ſo heilſam war die kuͤnſtlichbereitete Wuͤrze,<lb/> Welche Helenen einſt die Gemahlin Thons Poluͤdamna<lb/> In Aiguͤptos geſchenkt. Dort bringt die fruchtbare Erde<lb/> Mancherlei Saͤfte hervor, zu guter und ſchaͤdlicher Miſchung;<note place="right">230</note><lb/> Dort iſt jeder ein Arzt, und uͤbertrifft an Erfahrung<lb/> Alle Menſchen; denn wahrlich ſie ſind vom Geſchlechte Paiaͤons. <note place="foot" n="V. 232.">Paiaͤon oder Paion hieß der Goͤtter Arzt. Die neuere Fabellehre<lb/> verwechſelt ihn mit Apollon.</note><lb/> Als ſie die Wuͤrze vermiſcht, und einzuſchenken befohlen;<lb/> Da begann ſie von neuem, und ſprach mit freundlicher Stimme:</p><lb/> <p>Atreus goͤttlicher Sohn Menelaos, und ihr geliebten<note place="right">235</note><lb/> Soͤhne tapferer Maͤnner; es ſendet im ewigen Wechſel<lb/> Zeus bald Gutes bald Boͤſes herab, denn er herſchet mit Allmacht.<lb/> Auf, genießet denn jezo in unſerem Hauſe des Mahles,<lb/> Euch mit Geſpraͤchen erfreuend! Ich will euch was frohes erzaͤhlen.<lb/> Alles kann ich euch zwar nicht nennen oder beſchreiben,<note place="right">240</note><lb/> Alle mutigen Thaten des leidengeuͤbten Oduͤßeus;<lb/> Sondern nur eine Gefahr, die der tapfere Krieger beſtanden<lb/> In dem troiſchen Lande, wo Noth euch Achaier umdraͤngte.<lb/> Seht, er hatte ſich ſelbſt unwuͤrdige Striemen gegeißelt,<lb/> Und nachdem er die Schultern mit ſchlechten Lumpen umhuͤllet,<note place="right">245</note><lb/> Ging er in Sklavengeſtalt zur Stadt der feinlichen Maͤnner.<lb/> Ganz ein anderer Mann, ein Bettler ſchien er von Anſehn,<lb/> So wie er wahrlich nicht im achaiiſchen Lager einherging.<lb/> Alſo kam er zur Stadt der Troer; und ſie verkannten<lb/> Alle den Helden; nur ich entdeckt' ihn unter der Huͤlle,<note place="right">250</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [72/0078]
Oduͤßee.
Mit dem Schwerte getoͤdtet, daß ſeine Augen es ſaͤhen.
Siehe ſo heilſam war die kuͤnſtlichbereitete Wuͤrze,
Welche Helenen einſt die Gemahlin Thons Poluͤdamna
In Aiguͤptos geſchenkt. Dort bringt die fruchtbare Erde
Mancherlei Saͤfte hervor, zu guter und ſchaͤdlicher Miſchung;
Dort iſt jeder ein Arzt, und uͤbertrifft an Erfahrung
Alle Menſchen; denn wahrlich ſie ſind vom Geſchlechte Paiaͤons. V. 232.
Als ſie die Wuͤrze vermiſcht, und einzuſchenken befohlen;
Da begann ſie von neuem, und ſprach mit freundlicher Stimme:
230
Atreus goͤttlicher Sohn Menelaos, und ihr geliebten
Soͤhne tapferer Maͤnner; es ſendet im ewigen Wechſel
Zeus bald Gutes bald Boͤſes herab, denn er herſchet mit Allmacht.
Auf, genießet denn jezo in unſerem Hauſe des Mahles,
Euch mit Geſpraͤchen erfreuend! Ich will euch was frohes erzaͤhlen.
Alles kann ich euch zwar nicht nennen oder beſchreiben,
Alle mutigen Thaten des leidengeuͤbten Oduͤßeus;
Sondern nur eine Gefahr, die der tapfere Krieger beſtanden
In dem troiſchen Lande, wo Noth euch Achaier umdraͤngte.
Seht, er hatte ſich ſelbſt unwuͤrdige Striemen gegeißelt,
Und nachdem er die Schultern mit ſchlechten Lumpen umhuͤllet,
Ging er in Sklavengeſtalt zur Stadt der feinlichen Maͤnner.
Ganz ein anderer Mann, ein Bettler ſchien er von Anſehn,
So wie er wahrlich nicht im achaiiſchen Lager einherging.
Alſo kam er zur Stadt der Troer; und ſie verkannten
Alle den Helden; nur ich entdeckt' ihn unter der Huͤlle,
235
240
245
250
V. 232. Paiaͤon oder Paion hieß der Goͤtter Arzt. Die neuere Fabellehre
verwechſelt ihn mit Apollon.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |