Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.nach euren Vorschriften und Regeln zu füh¬ Wer ein System glaubt, hat die Könnt ihr den Melancholischen zwingen, O lasset doch jedes sterbliche Wesen und Uns, Söhnen dieses Jahrhunderts, ist der nach euren Vorſchriften und Regeln zu füh¬ Wer ein Syſtem glaubt, hat die Könnt ihr den Melancholiſchen zwingen, O laſſet doch jedes ſterbliche Weſen und Uns, Söhnen dieſes Jahrhunderts, iſt der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0114" n="106"/> nach euren Vorſchriften und Regeln zu füh¬<lb/> len, — und fühlet ſelber nicht.</p><lb/> <p>Wer ein <hi rendition="#g">Syſtem glaubt</hi>, hat die<lb/> allgemeine Liebe aus ſeinem Herzen ver¬<lb/> drängt! Erträglicher noch iſt Intoleranz des<lb/> Gefühls, als Intoleranz des Verſtandes; —<lb/><hi rendition="#g">Aberglaube</hi> beſſer als <hi rendition="#g">Syſtemglaube</hi>. —</p><lb/> <p>Könnt ihr den Melancholiſchen zwingen,<lb/> daß er ſcherzhafte Lieder und muntern Tanz<lb/> angenehm finde? Oder den Sanguiniſchen,<lb/> daß er ſein Herz den tragiſchen Schreckniſ¬<lb/> ſen mit Freude darbiete?</p><lb/> <p>O laſſet doch jedes ſterbliche Weſen und<lb/> jedes Volk unter der Sonne bey ſeinem<lb/> Glauben und ſeiner Glückſeligkeit! und freuet<lb/> euch, wenn andere ſich freuen, — wenn ihr<lb/> euch auch über das, was ihnen das liebſte<lb/> und wertheſte iſt, nicht mit zu freuen verſteht.</p><lb/> <p>Uns, Söhnen dieſes Jahrhunderts, iſt der<lb/> Vorzug zu Theil geworden, daß wir <choice><sic>anf</sic><corr>auf</corr></choice><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [106/0114]
nach euren Vorſchriften und Regeln zu füh¬
len, — und fühlet ſelber nicht.
Wer ein Syſtem glaubt, hat die
allgemeine Liebe aus ſeinem Herzen ver¬
drängt! Erträglicher noch iſt Intoleranz des
Gefühls, als Intoleranz des Verſtandes; —
Aberglaube beſſer als Syſtemglaube. —
Könnt ihr den Melancholiſchen zwingen,
daß er ſcherzhafte Lieder und muntern Tanz
angenehm finde? Oder den Sanguiniſchen,
daß er ſein Herz den tragiſchen Schreckniſ¬
ſen mit Freude darbiete?
O laſſet doch jedes ſterbliche Weſen und
jedes Volk unter der Sonne bey ſeinem
Glauben und ſeiner Glückſeligkeit! und freuet
euch, wenn andere ſich freuen, — wenn ihr
euch auch über das, was ihnen das liebſte
und wertheſte iſt, nicht mit zu freuen verſteht.
Uns, Söhnen dieſes Jahrhunderts, iſt der
Vorzug zu Theil geworden, daß wir auf
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