an, ihr Engherzigen und Kleingläubigen! O ich kenne sie ja, die Myrthenwälder Ita¬ liens, -- ich kenne sie ja, die himmlische Gluth in den begeisterten Männern des be¬ glückten Südens: -- was ruft ihr mich hin, wo immer Gedanken meiner Seele wohnen, wo die Heimath der schönsten Stunden mei¬ nes Lebens ist! -- ihr, die ihr überall Grän¬ zen sehet, wo keine sind! Liegt Rom und Deutschland nicht auf einer Erde? Hat der himmlische Vater nicht Wege von Norden nach Süden, wie von Westen nach Osten über den Erdkreis geführt? Ist ein Men¬ schenleben zu kurz? Sind die Alpen unüber¬ steiglich? -- Nun so muß auch mehr als eine Liebe in der Brust des Menschen woh¬ nen können. -- --
Aber jetzt wandelt mein traurender Geist auf der geweiheten Stätte vor deinen Mauern, Nürnberg; auf dem Gottesacker,
an, ihr Engherzigen und Kleingläubigen! O ich kenne ſie ja, die Myrthenwälder Ita¬ liens, — ich kenne ſie ja, die himmliſche Gluth in den begeiſterten Männern des be¬ glückten Südens: — was ruft ihr mich hin, wo immer Gedanken meiner Seele wohnen, wo die Heimath der ſchönſten Stunden mei¬ nes Lebens iſt! — ihr, die ihr überall Grän¬ zen ſehet, wo keine ſind! Liegt Rom und Deutſchland nicht auf einer Erde? Hat der himmliſche Vater nicht Wege von Norden nach Süden, wie von Weſten nach Oſten über den Erdkreis geführt? Iſt ein Men¬ ſchenleben zu kurz? Sind die Alpen unüber¬ ſteiglich? — Nun ſo muß auch mehr als eine Liebe in der Bruſt des Menſchen woh¬ nen können. — —
Aber jetzt wandelt mein traurender Geiſt auf der geweiheten Stätte vor deinen Mauern, Nürnberg; auf dem Gottesacker,
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an, ihr Engherzigen und Kleingläubigen! O
ich kenne ſie ja, die Myrthenwälder Ita¬
liens, — ich kenne ſie ja, die himmliſche
Gluth in den begeiſterten Männern des be¬
glückten Südens: — was ruft ihr mich hin,
wo immer Gedanken meiner Seele wohnen,
wo die Heimath der ſchönſten Stunden mei¬
nes Lebens iſt! — ihr, die ihr überall Grän¬
zen ſehet, wo keine ſind! Liegt Rom und
Deutſchland nicht auf einer Erde? Hat der
himmliſche Vater nicht Wege von Norden
nach Süden, wie von Weſten nach Oſten
über den Erdkreis geführt? Iſt ein Men¬
ſchenleben zu kurz? Sind die Alpen unüber¬
ſteiglich? — Nun ſo muß auch mehr als
eine Liebe in der Bruſt des Menſchen woh¬
nen können. — —
Aber jetzt wandelt mein traurender Geiſt
auf der geweiheten Stätte vor deinen
Mauern, Nürnberg; auf dem Gottesacker,
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/119>, abgerufen am 21.11.2024.
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