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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.

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ren und düstern Gewitterwolken bezogen, so
daß sein Gemüth immer in unruhiger Arbeit
war, und unter ausschweifenden Bildern
umhertrieb, ohne jemals sich in einfacher und
heiterer Schönheit zu spiegeln. Alles an
ihm war außerordentlich und ungewöhnlich;
die alten Schriftsteller wissen nicht kräftige
Worte genug zusammenzuhäufen, um uns ei¬
nen Begriff von dem Unmäßigen und Unge¬
heuren in seinem ganzen Wesen zu geben.
Und doch finden wir bey ihnen nur wenige
einzelne, zum Theil sogar unerheblich schei¬
nende Züge aufgezeichnet, welche uns den
Abgrund seiner Seele keinesweges gründlich
kennen lehren, noch zu einem vollendeten,
harmonischen Bilde zusammenfließen; aus
welchen wir aber dennoch das Tieferliegende
wohl ohngefähr ahnden können.

Piero di Cosimo trug schon in seiner Ju¬
gend einen lebendigen, immer beweglichen

ren und düſtern Gewitterwolken bezogen, ſo
daß ſein Gemüth immer in unruhiger Arbeit
war, und unter ausſchweifenden Bildern
umhertrieb, ohne jemals ſich in einfacher und
heiterer Schönheit zu ſpiegeln. Alles an
ihm war außerordentlich und ungewöhnlich;
die alten Schriftſteller wiſſen nicht kräftige
Worte genug zuſammenzuhäufen, um uns ei¬
nen Begriff von dem Unmäßigen und Unge¬
heuren in ſeinem ganzen Weſen zu geben.
Und doch finden wir bey ihnen nur wenige
einzelne, zum Theil ſogar unerheblich ſchei¬
nende Züge aufgezeichnet, welche uns den
Abgrund ſeiner Seele keinesweges gründlich
kennen lehren, noch zu einem vollendeten,
harmoniſchen Bilde zuſammenfließen; aus
welchen wir aber dennoch das Tieferliegende
wohl ohngefähr ahnden können.

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[143/0151] ren und düſtern Gewitterwolken bezogen, ſo daß ſein Gemüth immer in unruhiger Arbeit war, und unter ausſchweifenden Bildern umhertrieb, ohne jemals ſich in einfacher und heiterer Schönheit zu ſpiegeln. Alles an ihm war außerordentlich und ungewöhnlich; die alten Schriftſteller wiſſen nicht kräftige Worte genug zuſammenzuhäufen, um uns ei¬ nen Begriff von dem Unmäßigen und Unge¬ heuren in ſeinem ganzen Weſen zu geben. Und doch finden wir bey ihnen nur wenige einzelne, zum Theil ſogar unerheblich ſchei¬ nende Züge aufgezeichnet, welche uns den Abgrund ſeiner Seele keinesweges gründlich kennen lehren, noch zu einem vollendeten, harmoniſchen Bilde zuſammenfließen; aus welchen wir aber dennoch das Tieferliegende wohl ohngefähr ahnden können. Piero di Coſimo trug ſchon in ſeiner Ju¬ gend einen lebendigen, immer beweglichen

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Zitationshilfe: Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/151>, abgerufen am 21.11.2024.