Meer, und die Töne zogen meine Seele ganz aus ihrem Körper heraus. Mein Herz klopfte, und ich fühlte eine mächtige Sehn¬ sucht nach etwas Großem und Erhabenen, was ich umfangen könnte. Der volle latei¬ nische Gesang, der sich steigend und fallend durch die schwellenden Töne der Musik durch¬ drängte, gleich wie Schiffe, die durch Wel¬ len des Meeres seegeln, hob mein Gemüth immer höher empor. Und indem die Musik auf diese Weise mein ganzes Wesen durch¬ drungen hatte, und alle meine Adern durch¬ lief, -- da hob ich meinen in mich gekehr¬ ten Blick, und sah um mich her, -- und der ganze Tempel ward lebendig vor meinen Au¬ gen, so trunken hatte mich die Musik ge¬ macht. In dem Moment hörte sie auf, ein Pater trat vor den Hochaltar, erhob mit einer begeisterten Gebehrde die Hostie, und zeigte sie allem Volke, -- und alles
Meer, und die Töne zogen meine Seele ganz aus ihrem Körper heraus. Mein Herz klopfte, und ich fühlte eine mächtige Sehn¬ ſucht nach etwas Großem und Erhabenen, was ich umfangen könnte. Der volle latei¬ niſche Geſang, der ſich ſteigend und fallend durch die ſchwellenden Töne der Muſik durch¬ drängte, gleich wie Schiffe, die durch Wel¬ len des Meeres ſeegeln, hob mein Gemüth immer höher empor. Und indem die Muſik auf dieſe Weiſe mein ganzes Weſen durch¬ drungen hatte, und alle meine Adern durch¬ lief, — da hob ich meinen in mich gekehr¬ ten Blick, und ſah um mich her, — und der ganze Tempel ward lebendig vor meinen Au¬ gen, ſo trunken hatte mich die Muſik ge¬ macht. In dem Moment hörte ſie auf, ein Pater trat vor den Hochaltar, erhob mit einer begeiſterten Gebehrde die Hoſtie, und zeigte ſie allem Volke, — und alles
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Meer, und die Töne zogen meine Seele
ganz aus ihrem Körper heraus. Mein Herz
klopfte, und ich fühlte eine mächtige Sehn¬
ſucht nach etwas Großem und Erhabenen,
was ich umfangen könnte. Der volle latei¬
niſche Geſang, der ſich ſteigend und fallend
durch die ſchwellenden Töne der Muſik durch¬
drängte, gleich wie Schiffe, die durch Wel¬
len des Meeres ſeegeln, hob mein Gemüth
immer höher empor. Und indem die Muſik
auf dieſe Weiſe mein ganzes Weſen durch¬
drungen hatte, und alle meine Adern durch¬
lief, — da hob ich meinen in mich gekehr¬
ten Blick, und ſah um mich her, — und der
ganze Tempel ward lebendig vor meinen Au¬
gen, ſo trunken hatte mich die Muſik ge¬
macht. In dem Moment hörte ſie auf,
ein Pater trat vor den Hochaltar, erhob
mit einer begeiſterten Gebehrde die Hoſtie,
und zeigte ſie allem Volke, — und alles
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/196>, abgerufen am 27.11.2024.
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