Himmels stehen. Noch ist merkwürdig von ihm, daß er als Knabe immer um zweyer¬ ley zu Gott betete, nämlich: daß er, er werde was er wolle, sich in seinem Thun vor allen andern auszeichnen möchte; -- und dann, daß er nicht über drey und vierzig Jahre alt würde. Und was wunderbar ist, so starb er wirklich im drey und vierzigsten Jahre." --
Der alte Pater hatte diese Geschichten mit vielem Antheil erzählt. Dann ging er sinnend auf und nieder, und ich sah ihm an, daß er in angenehmen Träumen unter dem Haufen der alten Mahler umherirrte. Ich ließ ihn gern in seinen Betrachtungen, und freute mich, daß er sich noch auf mehr Sa¬ chen besinnen würde, denn die Erinnerungen schienen ihm immer lebendiger zu werden. Und wirklich fing er nach einer kleinen Weile wieder also an:
Himmels ſtehen. Noch iſt merkwürdig von ihm, daß er als Knabe immer um zweyer¬ ley zu Gott betete, nämlich: daß er, er werde was er wolle, ſich in ſeinem Thun vor allen andern auszeichnen möchte; — und dann, daß er nicht über drey und vierzig Jahre alt würde. Und was wunderbar iſt, ſo ſtarb er wirklich im drey und vierzigſten Jahre.« —
Der alte Pater hatte dieſe Geſchichten mit vielem Antheil erzählt. Dann ging er ſinnend auf und nieder, und ich ſah ihm an, daß er in angenehmen Träumen unter dem Haufen der alten Mahler umherirrte. Ich ließ ihn gern in ſeinen Betrachtungen, und freute mich, daß er ſich noch auf mehr Sa¬ chen beſinnen würde, denn die Erinnerungen ſchienen ihm immer lebendiger zu werden. Und wirklich fing er nach einer kleinen Weile wieder alſo an:
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werde was er wolle, ſich in ſeinem Thun
vor allen andern auszeichnen möchte; — und
dann, daß er nicht über drey und vierzig
Jahre alt würde. Und was wunderbar iſt,
ſo ſtarb er wirklich im drey und vierzigſten
Jahre.« —
Der alte Pater hatte dieſe Geſchichten
mit vielem Antheil erzählt. Dann ging er
ſinnend auf und nieder, und ich ſah ihm an,
daß er in angenehmen Träumen unter dem
Haufen der alten Mahler umherirrte. Ich
ließ ihn gern in ſeinen Betrachtungen, und
freute mich, daß er ſich noch auf mehr Sa¬
chen beſinnen würde, denn die Erinnerungen
ſchienen ihm immer lebendiger zu werden.
Und wirklich fing er nach einer kleinen
Weile wieder alſo an:
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/227>, abgerufen am 16.02.2025.
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