Die prächtige Zukunft ist eine jämmerliche Gegenwart geworden." --
"Was ich als Knabe in dem großen Con¬ certsaal für glückliche Stunden genoß! Wenn ich still und unbemerkt im Winkel saß, und all' die Pracht und Herrlichkeit mich bezau¬ berte, und ich so sehnlich wünschte, daß sich doch einst um meiner Werke willen diese Zuhörer versammeln, ihr Gefühl mir hinge¬ ben möchten! -- Nun sitz' ich gar oft in eben diesem Saal, und führe auch meine Werke auf; aber es ist mir wahrlich sehr anders zu Muthe. -- Daß ich mir einbil¬ den konnte, diese in Gold und Seide stol¬ zierende Zuhörerschaft käme zusammen, um ein Kunstwerk zu genießen, um ihr Herz zu erwärmen, ihre Empfindung dem Künstler darzubringen! Können doch diese Seelen selbst in dem majestätischen Dom, am hei¬
Die prächtige Zukunft iſt eine jämmerliche Gegenwart geworden.« —
»Was ich als Knabe in dem großen Con¬ certſaal für glückliche Stunden genoß! Wenn ich ſtill und unbemerkt im Winkel ſaß, und all' die Pracht und Herrlichkeit mich bezau¬ berte, und ich ſo ſehnlich wünſchte, daß ſich doch einſt um meiner Werke willen dieſe Zuhörer verſammeln, ihr Gefühl mir hinge¬ ben möchten! — Nun ſitz' ich gar oft in eben dieſem Saal, und führe auch meine Werke auf; aber es iſt mir wahrlich ſehr anders zu Muthe. — Daß ich mir einbil¬ den konnte, dieſe in Gold und Seide ſtol¬ zierende Zuhörerſchaft käme zuſammen, um ein Kunſtwerk zu genießen, um ihr Herz zu erwärmen, ihre Empfindung dem Künſtler darzubringen! Können doch dieſe Seelen ſelbſt in dem majeſtätiſchen Dom, am hei¬
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[268[258]/0266]
Die prächtige Zukunft iſt eine jämmerliche
Gegenwart geworden.« —
»Was ich als Knabe in dem großen Con¬
certſaal für glückliche Stunden genoß! Wenn
ich ſtill und unbemerkt im Winkel ſaß, und
all' die Pracht und Herrlichkeit mich bezau¬
berte, und ich ſo ſehnlich wünſchte, daß ſich
doch einſt um meiner Werke willen dieſe
Zuhörer verſammeln, ihr Gefühl mir hinge¬
ben möchten! — Nun ſitz' ich gar oft in
eben dieſem Saal, und führe auch meine
Werke auf; aber es iſt mir wahrlich ſehr
anders zu Muthe. — Daß ich mir einbil¬
den konnte, dieſe in Gold und Seide ſtol¬
zierende Zuhörerſchaft käme zuſammen, um
ein Kunſtwerk zu genießen, um ihr Herz zu
erwärmen, ihre Empfindung dem Künſtler
darzubringen! Können doch dieſe Seelen
ſelbſt in dem majeſtätiſchen Dom, am hei¬
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 268[258]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/266>, abgerufen am 13.05.2024.
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