ligsten Feyertage, indem alles Große und Schöne, was Kunst und Religion nur hat, mit Gewalt auf sie eindringt, können sie dann nicht einmal erhitzt werden, und sie sollten's im Concertsaal? -- Die Empfin¬ dung und der Sinn für Kunst sind aus der Mode gekommen und unanständig gewor¬ den; -- bey einem Kunstwerk zu empfinden, wäre grade eben so fremd und lächerlich, als in einer Gesellschaft auf einmal in Versen und Reimen zu reden, wenn man sich sonst im ganzen Leben mit vernünftiger und ge¬ mein-verständlicher Prosa behilft. Und für diese Seelen arbeit' ich meinen Geist ab! Für diese erhitz' ich mich, es so zu machen, daß man dabey was soll empfinden können! Das ist die hohe Bestimmung, wozu ich ge¬ boren zu seyn glaubte!"
"Und wenn mich einmal irgend einer,
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ligſten Feyertage, indem alles Große und Schöne, was Kunſt und Religion nur hat, mit Gewalt auf ſie eindringt, können ſie dann nicht einmal erhitzt werden, und ſie ſollten's im Concertſaal? — Die Empfin¬ dung und der Sinn für Kunſt ſind aus der Mode gekommen und unanſtändig gewor¬ den; — bey einem Kunſtwerk zu empfinden, wäre grade eben ſo fremd und lächerlich, als in einer Geſellſchaft auf einmal in Verſen und Reimen zu reden, wenn man ſich ſonſt im ganzen Leben mit vernünftiger und ge¬ mein-verſtändlicher Proſa behilft. Und für dieſe Seelen arbeit' ich meinen Geiſt ab! Für dieſe erhitz' ich mich, es ſo zu machen, daß man dabey was ſoll empfinden können! Das iſt die hohe Beſtimmung, wozu ich ge¬ boren zu ſeyn glaubte!«
»Und wenn mich einmal irgend einer,
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ligſten Feyertage, indem alles Große und
Schöne, was Kunſt und Religion nur hat,
mit Gewalt auf ſie eindringt, können ſie
dann nicht einmal erhitzt werden, und ſie
ſollten's im Concertſaal? — Die Empfin¬
dung und der Sinn für Kunſt ſind aus der
Mode gekommen und unanſtändig gewor¬
den; — bey einem Kunſtwerk zu empfinden,
wäre grade eben ſo fremd und lächerlich, als
in einer Geſellſchaft auf einmal in Verſen
und Reimen zu reden, wenn man ſich ſonſt
im ganzen Leben mit vernünftiger und ge¬
mein-verſtändlicher Proſa behilft. Und für
dieſe Seelen arbeit' ich meinen Geiſt ab!
Für dieſe erhitz' ich mich, es ſo zu machen,
daß man dabey was ſoll empfinden können!
Das iſt die hohe Beſtimmung, wozu ich ge¬
boren zu ſeyn glaubte!«
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/267>, abgerufen am 21.11.2024.
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